Kolumbien_14

Zentralkordillere, Rio Magdalena und Ostkordilliere

Zentralkordillere, Rio Magdalena und Ostkordilliere

Rio Magdalena

Rio Magdalena

Von 7 Uhr morgens bis 10 Uhr abends waren wir unterwegs. Allein 5 Stunden hat die Autofahrt von San Agustín bis Popayan gedauert. Es sind zwar nur 130 Kilometer, aber durch den Nationalpark geht es auf der Schotter- und Schlaglochpiste nur im Schritttempo. Bis auf 3.200 Meter geht es rauf

Hochebene/Hochmoor zwischen San Agustin und Popayan

Hochebene/Hochmoor zwischen San Agustin und Popayan

Grenzfluss zwischen den Départements Huila und Cauca

Grenzfluss zwischen den Départements Huila und Cauca

Eine andere Verbindung nach Popayan gibt es nicht. In Popayan angekommen mussten wir feststellen, dass hier „der Papst boxt“. Alles, was irgendwie mobil war, hatte sich in der kleinen Altstadt versammelt. Es war Palmsonntag, das hatten wir nicht bedacht. Popayan ist in Kolumbien das, was Rom für Italien ist. Überall Menschen, Händler, Palmwedel, Autos und sonstige Rudelbildungen. Unser Fahrer strandete mittendrin. Um ein Haar hätten wir noch unseren Flug nach Bogota verpasst. In Bogota mussten wir 3 Stunden auf dem Flughafen abhängen bis unser Flug nach Pereira ging. In Pereira angekommen wartete ein neuer Führer, Luis, und ein neuer Fahrer, Don Jaime, auf uns. Zur Kaffeeplantage ging es nochmals 1,5 Stunden mit dem Auto. Endlich angekommen hatte sowohl die Rezeption als auch das Restaurant bereits geschlossen. Luis hatte den Zimmerschlüssel für uns. Soweit alles gut, nur nichts zum Abendessen. Zwei Dosen Bier mussten reichen. Ein kleines Problem konnte der Wachdienst lösen: Das Hotelpersonal hatte vergessen uns Dusch- und Handtücher bereit zu legen. Woher auch immer er die fehlenden Tücher besorgte, sie waren auf jeden Fall nicht aus der Wäscherei.

Kolumbien_13

San Agustín_2
Noch einmal alte Steine gucken. Nein, das wäre respektlos, die indigenen Kunstwerke „alte Steine“ zu nennen. Die Statuen, die wir heute zu sehen bekamen, haben die von gestern noch getoppt. Die archäologischen Stätten in der Nähe des Dorfes Isnos „Alto de los Idolos“ wurden vor rund 2000 Jahren von den Stämmen mondsichelförmig auf einem Bergkamm angelegt. Zwei gegenüber liegende Hügel wurden abgetragen und die Fläche dazwischen aufgefüllt. Bestimmt 1 km2, an der höchsten Stelle 30 Meter hoch, eingeebnet.

Archäologischer Park in Isnos

Archäologischer Park in Isnos

Auf den ehemaligen Hügeln entstanden die Grabstätten für die Stammesfürsten mit reichhaltigen Grabbeigaben (von den nachfolgenden Stämmen Jahrhunderte später geplündert) und Steinstatuen. Beeindruckend wie detailliert diese gearbeitet waren. Eine Besonderheit sind hier die Steinsargophage und die künstlerisch gestalteten Abdeckplatten. Die Gelehrten nehmen an, dass es unterschiedliche Sarkophage für Frauen und Männer gab. Die Sarkophage der Frauen hatten am Fußende einen Schlitz. Auch interessant ist, dass vor den Grabstätten der Frauen männliche Wächter standen und umgekehrt.

Grabstätte für eine Schamanin

Grabstätte für eine Schamanin

Schamanengrab in Alto de Los Piedras in Isnos

Schamanengrab in Alto de Los Piedras in Isnos

Grabwächterin in Alto de las Pietras in Isnos

Grabwächterin in Alto de las Pietras in Isnos

Auch die Magdalenen-Schlucht besichtigen wir. Hier drängt sich der junge Magdalena-Fluss durch eine 2,20 Meter schmale Felsschlucht zwischen der Ost- und der Zentralkordilliere (Ausläufer der Anden).

Magdalenenschlucht

Magdalenenschlucht

Magdalenenschlucht

Magdalenenschlucht

Estrecho Rio Magdalena

Estrecho Rio Magdalena

Den letzten spektakulären Ausblick hatten wir auf den Wasserfall „Salto de Mortino“.

Wasserfall Mortino

Wasserfall Mortino

Zum Mittagessen gab es eine Pastete im Bananenblatt aus Mais, Reis und Hühnchen. Gekauft bei jungen Mädchen, die auf der Höhe ihres Kirchenneubaus eine Straßensperre errichtet hatten um die wenigen Autos, die sich auf die Stein- und Lehmpiste gewagt hatten, zum Anhalten zu bewegen. Die Mädchen sammelten für den Weiterbau der Kirche und für unsere Spende bekamen wir 4 Pasteten. Im Kiosk vor dem Isnos Park kauften wir zwei Flaschen Wasser und durften uns zum Essen der Pasteten hinsetzen. Und da sich die Touristen ausgesprochen blöd anstellen brachten sie uns sofort Löffel, damit wir unsere Essen kleckerfrei zu uns nehmen konnten. So nett und zuvorkommend sind die Menschen im Süden von Kolumbien.

Unser Mittagessen: Im Bananenblatt gekochte Pastete

Unser Mittagessen: Im Bananenblatt gekochte Pastete

San Agustin (131)

Kolumbien_12

San Agustín
René, unser kolumbianischer Fahrer holt uns pünktlich nach dem Frühstück im Hotel ab. Karin, unsere deutsche Reiseleiterin wartet im Dorf auf uns. Sie bringen uns in den Parque Arqueologicio de San Agustín. Hier wartet unser kolumbianischer Guide für den heutigen Vormittag. Karin darf uns nicht durch den Park führen. Nur zertifizierte Führer dürfen das, Karin übersetzt. Wobei Karin schon so viele Führungen mit verschiedenen Guides durch den Park gemacht hat, dass sie sich selber ein Bild dieses präkolumbischen Phänomens machen konnte. Auch hat sie sich intensiv weitergebildet, sodass sie durchaus nicht immer der selben Meinung ist wie unser Guide. Er versteht zwar unsere Sprache nicht, merkt aber sehr wohl, dass ihre Ausführungen länger und umfassender sind als seine. He is not very amused. Wir benötigen statt der vorgesehenen 4 nun 5,5 Stunden und lassen sogar einen Grabhügel oben auf dem Berg ausfallen. Der ganze Park ist eigentlich ein Friedhof und für die indigene Bevölkerung ein Heiligtum. Einzig die Fuente Ceremonial de Lavaplatas ist eine rituelle Bade- und Geburtsstätte. Aufgrund der Felsritzungen, der Badebecken und der Wasserrinnen sind sich die Wissenschaftler hier einig.
Da die Erschaffung der Statuen und der Grabhügel ca. 1000 vor Christi bis ca. 200 nach Christi durch die im Gebiet um San Agustín sesshaft gewordenen Nomaden stattfand und es keine gesicherten Überlieferungen gibt, gibt es viele Mythen und spirituelle Interpretationen hierzu.
Beeindruckend sind die vielen Statuen allemal.

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Fuente de Lavaplatas

Fuente de Lavaplatas

Kolumbien_11

Holpriger Start zu nachtschlafender Zeit. Das für 3:30 bestellte Taxi zum Flughafen kommt nicht. Ein zufällig vorbei fahrendes Taxi nahm uns mit. Leider war der Gastank leer und wir wurden erst zur nächsten Gastankstelle kutschiert. Der Tankwart wurde wachgeklopft. Zur Sicherheit mussten wir aus dem Taxi aussteigen und konnten aus sicherer Entfernung dem Schauspiel zusehen. Es passierte nichts, nada, weder Taxi noch Tanke flogen in die Luft, weil nämlich die Zapfanlage gar nicht funktionierte. Da standen wir nun, im Halbschlaf, mit unseren Rucksäcken. Ein anderes Taxi musste herbei geordert werden. Immerhin war es mittlerweile nach 4 Uhr morgens. Schlussendlich kamen wir am Flughafen an. Der finale Hallo-Wach-Moment kam schlagartig: unser Bogota-Flug AV9719 war nicht für 6:09 sondern für 16:44 Uhr auf dem Display. Ups!?!
Das Problem löste sich. Wir konnten für den Flug AV9791 um 6:09 Einchecken. Auf unserem Voucher vom Reisebüro war ein Zahlendreher. Noch so ein Ding und ich krieg Blutdruck! Für den Weiterflug nach Neiva wurden wir auch gleich mit eingecheckt. So weit so gut. Mit einer Propellermaschine ging es ab Bogota weiter und am Flughafen in Neiva warteten unsere deutsche Reiseleiterin und der kolumbianische Fahrer. Nur für uns. El conductor (der Fahrer) brachte uns sicher durch das Tal des Magdalena Flusses nach San Agustin in unser Hotel für die nächsten drei Tage. So chaotisch wie der Tag angefangen hat, so relaxed endet er im Hotelrestaurant mit Fisch und Wein.

San Agustin

San Agustin

Hotel Akawanka San Agustín

Hotel Akawanka San Agustín

Hotel Akawanka San Agustín

Hotel Akawanka San Agustín

Morgen geht es auf präkolumbische Spuren. Interessierte bitte unbedingt den Rio Magdalena und San Agustin googeln. Lohnt sich.

Kolumbien_10

Columbia wir gewöhnen uns an dich!
Fast drei Wochen sind wir nun schon in Santa Marta. Inzwischen wissen wir wo die örtliche Eisdiele mit genießbaren Eisspezialitäten ist und wir gewöhnen uns daran ständig als Millionarios durch die Gegend zu laufen. Zwei mal am ATM und schon befinden sich 1,2 Millionen Pesos in unserer Geldbörse. Der Gegenwert in Euro beträgt zwar nur 340,00 Euro. Mit dieser Summe kann man hier schon einiges anfangen. Ein Abendessen in der Cevicheria beläuft sich auf weniger als 30000 Pesos, das sind weniger als 10,00 Euro. Allgegenwärtig ist die Policia. Mal in Grün oder Schwarz, ab und an auch mal in Blau oder Beige. Man kann nie wissen wer einen da jetzt kontrolliert. Wir wurden von den Grünen auf der Rückfahrt von Minca gefilzt. Nichts tragisches, es wurde lediglich unser Taxi völlig willkürlich aus dem laufenden Verkehr gezogen. Taxi plus Insassen einer Komplettdurchsuchung unterzogen. Das soll dem allgemeinen Sicherheitsbewusstsein dienen, es wird aber meiner Meinung nach etwas übertrieben. So haben wir des Öfteren Leibesvisitationen auf offener Straße erlebt, es genügt eine etwas markantere Umhängetasche und schon ist man fällig. Alles läuft jedoch völlig entspannt ab, so hat der Polizist bevor er mich einer Leibesvisitation unterzog, zunächst einmal die Hand zur Begrüßung gereicht und dann erst den kompletten Rucksack ausgeräumt. Es macht einen betroffen, aber es gibt einen auch in gewisser Weise Sicherheit. Die Menschen sind überaus freundlich und dankbar, das wir hierher kommen. Ich habe das Gefühl, dass selbst die Bettler, und die sind all gegenwärtig, eine gewisse Zurückhaltung zeigen. Es kann zwar vorkommen, dass eine angetrunkene Colaflasche von einem Vorbeikommenden eingefordert wird, dies passiert jedoch nicht provokant sondern immer als „Por favor“

Kogi Indianer und Policia

Kogi Indianer und Policia

Columbia, das ist schwarz und weiß, euphorisch und chaotisch, arm und reich, aber immer lebensfroh und freundlich. Die Menschen hier wollen etwas bewegen, neu schaffen und sich verändern, viele ziehen an diesem Strang. Über Allem steht aber die überbordende Natur. Es ist unglaublich schön wenn der Mensch nicht versucht eine Kulisse zu schaffen, sondern einfach nur akzeptiert wie es ist.

Kolumbien_9

Tayrona Nationalpark

Wir beschließen mit dem „blauen Bus“ zum Tayrona Nationalpark zu fahren. In Santa Marta wimmelt es nur so von Bussen. Einen Busfahrplan oder Haltestellen gibt es nicht. Die Busse haben Schilder mit den jeweiligen Zeilorten in der Windschutzscheibe. Manche fahren durch die Calle 1, andere in der Carrera 5 und weitere in der Calle 11. Was machen ortsunkundige Touristen, wenn sie nicht mit dem Taxi fahren wollen? Sie lassen sich von Kelly im Marinaoffice aufschreiben, wo welcher Bus anzuhalten (vor der Marina der Bus Taganga Kr 11) und wo umzusteigen ist (Calle 11 Carrera 11 in den Bus nach Palomino). Klappt. Unterwegs kommen wir in den Genuss eines exklusiven Buskonzertes. An einer Haltestelle steigt ein junger Mann ein, der sich als Autoradio für die nächsten Kilometer vorstellt. Ausgestattet mit Playback-Equipment gibt er einige Lieder zum Besten und weist am Schluss darauf hin, dass auch die entsprechenden Rundfunkgebühren zu zahlen sind. In seine Hosentasche natürlich.

Autoradio

Nach 1,5 Stunden steigen wir in Zaino, am Parkeingang aus. Der Park ist von 8 bis 17 Uhr geöffnet und rein darf nur, wer sich ausweisen kann und Eintritt bezahlt. Alles gut überwacht und organisiert. Das Collectivo-Taxi nach Canaveral steht bereit und bringt uns gegen Abgabe weiterer Scheinchen zum Anfang des Wanderweges in Richtung Arrecifes und Capo San Juan de Guia. Für Lauffaule stehen Maultiere bereit. Wir laufen. Die Wege sind super gut aufbereitet. Fast die komplette Strecke nach Arrecifes laufen wir auf Holzbohlenwegen durch den naturbelassen Wald.

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Am Wegesrand beäugt uns eine Schlange. Eigentlich mögen die das Getrampel über die Holzwege gar nicht und schleichen sich, aber diese scheint aus der Art zu schlagen. Sie lässt sich fotografieren.

Schlange

Seltene Eidechsen sitzen am Baum, fleißige Blattschneiderameisen sind unterwegs und einige Affen machen sich einen Spaß daraus, aus den Baumkronen zu pinkeln.

Echse

Blattschneider

Weitere Tierchen bekommen wir leider nicht zu sehen, wir sind auch ziemlich in Zeitdruck. Unser Timing war suboptimal. Wir waren erst um 11 Uhr im Park und der letzte Bus nach Santa Marta fährt um 16 Uhr bereits wieder zurück. In Arrecifes müssen wir leider schon wieder umdrehen. So haben wir nur einen ganz kleinen Teil des Parks gesehen und werden einen weiteren Anlauf machen müssen.

Arrecifes_1
Tayrona_6

Tayrona_4

Tayrona_5

Tayrona_2

Tayrona_1

Leider nicht ganz so unser Ding ist eine Übernachtung im Gemeinschaftshaus mit zig Hängematten (nur die Harten kommen in Garten). Wir suchen nach einer Alternative.

Unterkunft in Arrecifes

Kolumbien_8

Tage im Zeichen des Schraubenschlüssels

Käsbohrer

Wir hatten immer wieder eine Tasse voll Süßwasser in der Motorbilge und konnten es uns nicht erklären, woher das Wasser kam. Nachdem sich nach der letzten Decksputzaktion die Isolierung im Motorraum mit Wasser vollgesaugt hatte, war klar, das kommt von oben. Gar nicht gut. Das Iso-Material im Motorraum zerfiel im unteren Drittel bereits in krümelige Einzelteile. Ergo suppte das Wasser schon über längere Zeit irgendwo rein. Im Generalverdacht: Die Lenzrohre im Cockpit. Ein scharfer Wasserstrahl ins Rohr bestätigte den Verdacht. Walters Werkzeugkiste war für solche Megamuttern nicht ausgestattet, Harald konnte aushelfen. Der Mega-Kässbohrer-Schlüssel kam zum Einsatz. Walter faltete sich in den Motorraum und nach vielen nicht druckreifen Flüchen, blutenden Kratzern war die Mutter auf dem Lenzrohr gelöst, alles mit Sika abgedichtet und wieder verschraubt. Der Wasserstrahltest am nächsten Tag bestätigte die Dichtigkeit nicht. Das Wasser suchte sich seinen gewohnten Weg in die Motorbilge. Durch das Schraubengewinde. Das kann man gar nicht glauben. Nein, wirklich nicht. Walter was not very amused. Bei 38 Grad im Schiff, in den Motorraum gefaltet das Silikon raus zu popeln und die Mutter wieder zu lösen. Ganz hartes Brot, kurz vor der Zwangsjacke. Neuer Versuch, das Schraubengewinde mit Teflonband umwickelt, noch mehr Silikon. Zur Sicherheit gleich beide Lenzrohre neu eingedichtet. Am Tage Drei im Zeichen des Kässbohrer-Schraubenschlüssels dann der finale Dichtigkeitstest. Dicht!
Die technischen Werke der Stadt Santa Marta hatten ein Einsehen und stellten der Marina Santa Marta kurzerhand ab dem 12.3. für eine Woche das Wasser ab. Könnte ja in Mord und Totschlag ausarten, mit den Wasserspritzaktionen an Bord der Schiffe, insbesondere an Bord der Sunrise. Sicher ist sicher.
Doof halt, dass die Duschen und die WCs im Marinagebäude jetzt b.a.w. auch außer Funktion sind. Die Hygiene findet an Bord der Schiffe statt und geht ungefiltert ins Hafenbecken. Da kannst nichts machen.

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Tag 3 im Dschungel
Heute zählt es! Die Schokoladen-Frau hat uns extra große Schokoladentafeln gegossen, Harry hat uns 4,5 Liter gefiltertes Wasser abgefüllt und den Transport unseres Gepäcks mittels Motorradtaxi nach Minca organisiert. Wir können nicht mehr kneifen. Den ersten Teil der Strecke zum Wasserfall kannten wir, danach ging es streng bergauf.

Unterwegs nach Minca

Unterwegs nach Minca

Im Strömen floss der Schweiß.

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Auf dem ersten Hügel angekommen gab es Wasser und Schokolade. Voller Euphorie ging es weiter. Wir kamen auf einen ebenen Weg, auf dem wir flott voran kamen. Leider bogen wir nach links statt nach rechts ab. Nach etwa einer Stunde checkten wir mit Maps.me auf dem mobilen Endgerät unsere Route und stellten fest, sch…. die Entfernung nimmt zu. Wir liefen doch echt in die falsche
Richtung. Ein voll besetzter Jeep kam des Weges, wahrscheinlich der einzige am Tag, und der Fahrer bestätigte unsere Befürchtung. Alles klar zur Q-Wende? Auf dem Absatz eine 180 Grad Drehung und eine Stunde in die Gegenrichtung bis zum Abzweig. Um den Abzweig zum Passo del Mango zu finden muss man ein echter Indianer und des Spurenlesens kundig sein. Ohne Hilfe durch die Einheimischen hätten wir nie und nimmer den Einstieg gefunden. Ein schmaler Trampelpfad zweigt von der befahrbaren Lehmpiste ab. Ein rottes Stacheldrahtgatter, nur mit dem Hinweis dieses nach der Passage wieder zu schießen, trennt den Pfad von der Lehmpiste. Nirgendwo ein Hinweis auf Minca oder Passo del Mango. Wir verstehen nun, dass uns die Schokoladen-Frau völlig entgeistert angeblickt hat, als wir erklärten, dass wir den Trail ohne Guide machen. Der Passo del Mango hat uns, zumindest mir fast alles abverlangt. Überwiegend ist es eine schmale Rinne, die voll mit Laub und zudem noch steil ansteigend ist. Es ist schwierig einen festen Tritt zu finden, weil man ständig in ein weiches Laubbett tritt und hofft nicht abzurutschen. Es ging echt auf die Knochen. Wir haben es gemeistert. Das härteste jedoch war der Abstieg nach Minca. Eine befahrbare Lehm-, Sand- und Betonplattenpiste. Steil abfallend und wie auf Glatteis zu laufen. So eierten wir unserem Ziel, der Casa Loma in Minca entgegen. Wir wussten, dass wir vom Dorf aus noch zehn Minuten zur Casa aufsteigen mussten. Auch das haben wir gemeistert, wobei ich gestehen muss, dass ich die letzten sieben (von gefühlten 500) Treppenstufen nur geschafft habe, weil oben ein Pulk jugendlicher Backpacker stand und den Sonnenuntergang sowie die Zugangstreppe zur Terrasse voll im Blick hatte. Da kann „Omi“ sich keine Blöße geben. Der Altersdurchschnitt der anwesenden Gäste stiegt abrupt um 20 Jahre.
Wir wurden mit einem blutroten Sonnenuntergang versöhnt. Zum Abendessen gab es wieder ein vegetarisches Menue mit einem Nachtisch, der in jedem Sternerestaurant auch so serviert werden könnte. Crêpes mit tropischen Früchten und Schokoladentopping. Einfach nur zum Reinlegen gut.
Nicht ganz so zum Reinliegen gut waren die Betten in unseren Rundhütten, na ja unsere schon, aber im Bett von Monika und Harald knallte mitten in der Nacht der Lattenrost durch, sodass die Beiden in der Hängematte schliefen. Die Gemeinschaftsduschen und die WCs waren sauber aber für uns ungewohnt.

Bilder vom Casa Loma/Minca

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Casa Loma

Unsere Rundhütten

Unsere Rundhütten

Gemeinschaftsschlafsaal

Gemeinschaftsschlafsaal

Lecker Frühstück

Frühstück (2)

Insgesamt waren wir uns einig, dass sich unser Ausflug ins Vorgebirge der Sierra Nevada wirklich gelohnt hat und wir es auf jeden Fall wieder machen würden. Das schönste war die Wanderung durch die unberührte Pampa, das Erleben der Mächtigkeit der Natur. Von Minca selber waren wir enttäuscht. Es ist ein Kaff, das nur aus Kneipen, Shuttle-Motorräder und -Taxis, Hostels und Souvenir-Läden besteht.

Minca

Minca

Die schönsten Unterkünfte sind weit außerhalb von Minca. So auch die Kaffeefarm Victoria, an der wir am Vortag wegen Zeitmangels vorbei hetzen mussten. Wir befürchteten, dass uns buchstäblich das Licht ausgeht, wenn wir uns nicht sputeten.
Nachdem wir wussten, was auf uns zukommt, verzichteten wir einstimmig am nächsten Tag auf einen weiteren schweißtreibenden Aufstieg zur Kaffeefarm. Die Alternative, uns mit dem Moto-Taxi hochfahren zu lassen verwarfen wir ebenfalls. Der Kaffee muss noch warten.

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Tag 2 im Dschungel
Die Nacht war angenehm kühl. Die Rundhütten im „Reserva Biologica Caoba“ sind nach dem Vorbild der Unterkünfte der Kogi Indianer gebaut worden. Nur halt mit allen Vorteilen der heutigen Technik ausgestattet. Die Rundhütte hat fünf Fenster, aber keine Fensterscheiben sondern feines Drahtgitter davor. Das hält das Viechzeugs draußen lässt aber viel Frischluft in den Raum. Frühstück gibt es von 8 bis 9 Uhr, das heißt für uns, dass wir den Wecker stellen. Die kalte Dusche weckt die Lebensgeister, der gute kolumbianische Kaffee besorgt den Rest. Es gibt frischen Fruchtsalat, frisches Holzofenbrot und Rührei. Überhaupt ist die Verpflegung ausgezeichnet. Hier zwei Wochen wandern, im Flussbett schwimmen (a….kalt), ausruhen und vegetarische Küche genießen, danach bist du fit wie ein Turnschuh.

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Nach dem Frühstück machen wir eine leichte Wanderung zum Wasserfall „El Greico“. Eine knappe Stunde hin. Der Großteil der Strecke führt über ein Privatgelände. Der Hund meldet die Besucher durch lautes Bellen an, der Besitzer erscheint und erklärt den Weg und nimmt 2000 Pesos „Maut“ pro Person. Was absolut berechtigt ist, denn er hält die Wege frei, haut sichere Tritte in den Hang, sodass wir problemlos zum Wasserfall gelangen. Eine Familie mit Kleinkindern ist auch schon da, ein Alleinreisender und wir. Ein schönes Becken lädt zum Schwimmen ein, aber uns ist das Wasser zu kalt. Wir machen uns auf den Rückweg, es gibt bald Mittagessen. Das ist wichtig. Leckeres Kartoffelpüree, Ratatouille und Linsenküchlein. Nach dem Mittagessen kommen wir ins sinnieren. Was wäre wenn wir genügend Trinkwasser in PET Flaschen und einen Gepäcktransfer zu unserer nächsten Unterkunft in Minca hätten. Harry kann alles organisieren und so beschließen wir, dass wir die fünf – sechsstündige Wanderung nach Minca machen. Es sind insgesamt 840 Höhenmeter, die Männer meinen, das ist mit genügend Pausen zu schaffen. Na dann.

Am Nachmittag bekommen wir noch eine Führung durch die Kakaoplantage unterhalb von Caoba. Die nette Eigentümerin gibt sich wahnsinnig viel Mühe uns im einfachsten Spanisch alles zu erklären. Wir verstehen in der Tat das meiste. Leider ist die heute produzierte Schokolade bereits ausverkauft, sodass wir unsere Verpflegung für die Wanderung nach Minca erst am nächsten Morgen abholen können.

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Tag 1 im Dschungel
Pünktlich um 9 steht der Jeep mit Jonathan am Kreisverkehr vor der Marina. Wir stehen pünktlich um 9 vor dem Eingangstor zur Marina, den Parkplatz im Blick. Nicht jedoch den Kreisverkehr. So stehen wir und stehen… Ein Taxifahrer hat schon Erbarmen und will uns mitnehmen. Danke vielmals, heute fahren wir Jeep. Irgendwann löst sich die Warterei auf, Jonathan findet vier verloren rumstehende Touristen. Boarding komplett, kurz noch ein Vorher-Foto geschossen. Kamera geht nicht. Ganz schlecht, denn wir erwarten spektakuläre Motive. Der Fehler ist schnell gefunden, die Schuldige auch. Die Speicherkarte steckt noch im Computer, weil ich sie gestern Abend extra noch geleert hatte. Walter spurtet zurück zum Schiff, aber der Computer ist versteckt. Er nimmt den Speicherchip der Ersatzkamera und dann kann es endlich losgehen. Wir sitzen auf der Ladefläche auf zwei Längsbänken und werden gut durchlüftet und eingestaubt. Kurz hinter Santa Marta geht es auf einer Sand-und Steinpiste , die dem Jeep und dem Fahrer alles abverlangt, weiter. Im Schritttempo geht es durch ein Flussbett, über Felsen und durch aufgewühlte Sandkuhlen. Irgendwann packt es der Jeep nicht mehr, abgewürgt. Ein Anfahren ist unmöglich. Harald und Walter springen von der Ladefläche und legen Steine hinter die Hinterräder.

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Es geht weiter.
Einfacher haben es die Mädels mit dem Motorrad.

Moto-Taxifahrt mit Hund

Kurz vor dem Mittagessen sind wir da. Im Naturreservat Caoba.

Ankunft im Naturreservat Caoba

Ankunft im Naturreservat Caoba

Wir bekommen von Harry aus New York eine Kurzeinweisung und die Inhaberin nimmt uns zur Fütterung seltener Amazonasfische, der Arapaimas, mit. Hier werden endemische Tierarten gepflegt, wenn möglichvermehrt und in Freiheit entlassen.

Cayman

Schwimmende Handtasche

Zweihundert verschiedene Pflanzenarten aus ganz Südamerika hat der Inhaber, ein deutscher Biologieprofessor gepflanzt und aus der ehemaligen Rinderfarm ein angelegtes tropisches Chaos geschaffen.

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Ananas

Zwischendrin die Übernachtungshütten mit Doppelbett, WC und Dusche. Soviel Komfort darf sein.

Unsere "Hütte" für die nächsten Tage

Unsere „Hütte“ für die nächsten Tage

Nach einer ausgedehnten Mittagsruhe durchkämmen wir auf eigene Faust das Gelände. Die seltenen Guacamayas-Papageien, werden in einer Voliere gehegt und gepflegt. Es handelt sich ausschließlich um ehemalige Haustiere, die von ihren Besitzern hier abgegeben wurden. Die Tiere sind in Freiheit nicht mehr überlebensfähig. Die Caoba hofft auf Papageiennachwuchs, der dann ausgewildert werden kann. Aber das Papageienpaar hat noch keine Fortpflanzungsambitionen – die Hoffnung bleibt. Auch hat die Coaba eine Vereinbarung mit den hier noch lebenden Kogi-Indianern. Die Indianer verwenden die Schwanzfedern der Papageien für ihren Kopfschmuck und dafür mussten viele freigebende Tiere sterben. Wenn die Papageien in der Voliere in der Mauser sind und die Federn verlieren, sammeln die Besitzer die Federn und geben Sie den Indianern weiter. Im Gegenzug verzichten die Indianer auf das Abschießen der fast ausgestorben Papageien.
Die Ministachelschweinchen, die Zahinos, die auf dem Gelände leben sind freiwillig hier, sie haben zwar einen eingezäunten Bereich, haben sich aber unter den Baumwurzeln hindurch Tunnel gegraben und könnten jederzeit in die Freiheit gehen. Sie genießen jedoch das Futter und wohl auch die Ansprache durch die Besucher und bleiben da. Das älteste ist schon 12 Jahre da. Neu ist ein verletztes Babyäffchen, das von der Polizei Schmugglern abgenommen wurde. Es handelt sich um eine ganz seltene Art, die nur im Norden Kolumbiens in den trockenen Tropen lebt. Die Besitzer werden es gesund pflegen und wenn es alt und kräftig genug ist, den Käfig öffnen damit es auf dem Gelände herumklettern kann und sich langsam an die Freiheit gewöhnt.
Für die Mitarbeiter und die wenigen Besucher ist heute ein besonderer Tag. Es wird nämlich der Kohleofen angeheizt und es wird Pizza und Vollkornbrot gebacken. Die Vegi-Pizza schmeckt sehr lecker und das frisch bebackene Brot gibt es am nächsten Tag zum Frühstück.
Frühstück