Das Schiff steht unverändert an Land. Die Arbeiten gehen schleppend voran. Dafür habe ich sogar Verständnis. 30 Grad in Cartagena.
Ich bin bereits nach einer Stunde Schiffabspritzen, was nun echt keine schwierige, dafür sinnlose Übung ist, platt wie eine Flunder.
Vor dem Putzen ist gleich nach dem Putzen.
Da widmen wir uns doch lieber schöneren Dingen, Genüssen. Das Frühstück im Hotel ersetzt das Mittagessen bzw. ist Frühstück und Mittagessen in einem. Wir beginnen mit einem hauchdünnen Crêpe mit frischen Früchten und Schokoladensauce, es folgt eine Platte mit gefüllten Maisfladen, Spiegel- oder Rührei, Avocado und Tomatenstückchen und gegrilltem Brot. Dazu schwarzer Kaffee und frisch gepresster Saft.
Danach wäre ein Verdauungsschlaf angesagt – aber wir sind hier nicht auf Urlaub. Mit dem Auto* geht es quer durch die Stadt um die Arbeiten auf der Werft anzustoßen.
Abends nehmen wir im Hotel eine Dusche und anschließend widmen wir uns wieder den schönen Dingen. Abendessen. Sushi und/oder Ceviche Camaron, Rinderfilet oder Pizza. Alles lecker. Leider hat „unser“ Italiener einen Tag nach unserem Besuch heiß abgebrochen, oder es waren andere italienische Mächte am Werk, sodass das Lokal b.a.w. geschlossen ist. Nobody knows.
Das Angebot ist riesig, hungern braucht hier kein Tourist.
*Autofahren in Cartagena ist die ultimative Herausforderung. Walter fährt, ich zucke. Ausgerechnet ich, überhaupt nicht schreckhaft und auf der Straße eher zu den forschen Piloten zählend. Das hier ist eine ganz spezielle Nummer. Vom Grundsatz ein super System. Alles Einbahnstraßen, meist zweispurig. Aufgeteilt schachbrettartig in Calles und Carreras. Die Carreras mit den geraden Zahlen führen aus der Stadt raus, die ungeraden rein. Die Calles sind die rechtwinkligen Verbindungen zwischen den Carreras. Soweit alles gut, es kommen in den Vorstädten noch die Transversales und die Diagonales dazu. Durchschaubar und logisch – wenn nicht tausende andere Verkehrsteilnehmer auf der Piste wären. Rikschas, Fahrräder, Mofas und auch mal ein Esel mit angehängtem Karren kommen einem in der Einbahnstraße am linken! Straßenrand entgegen. Die aggressiven gelben Taxis machen aus den zwei Spuren kurzerhand vier. Spurwechsel ohne Blinker normal, in jede Lücke wird reingedrängt, dazwischen düsen hunderte Mopeds durch die Massen von Autos auf undefinierbaren Fahrspuren. Rücksichtslos oder hirnlos – einig sind wir uns, dass im Oberstübchen irgendwas verrutscht ist. Auch nett, die rechte Fahrspur ist im Prinzip nicht existent, weil zugestellt mit mobilen Essenständen, Wasserverkäufern, Schubkarren mit heimischem Obst, original Panamahut-Verkäufer etc. also kilometerlanger Marktplatz. Taxis halten immer und überall wo sie einen möglichen Fahrgast auch nur wittern, in der Kurve, in zweiter Reihe. Normal.
Heute war mitten im Chaos eine Verkehrskontrolle. Wir mit dabei, eh klar. Nicht mit dabei die Pässe und Walters Führerschein. Die Mietwagen-Dokumente waren im Handschuhfach. Da konnte der Officer schon mal mit Lesen anfangen. Dann zeigte ich ihm das Foto von Walters Führerschein auf dem Mobilphone und versuchte ihm zu erklären, dass die Originaldokumente im Hotelsafe sind. Der Rest war minutenlanges Doofstellen unsererseits und viel Palaver bei der Gegenpartei. Die Gegenpartei gab als Erstes auf und tippte die Verwarnung in den Google-Übersetzer. Das Dokumente muss physisch in der Auto sein. Lässt sich machen, manana. Und Tschüss!