Segelsommer 2025 mit der SY Pille_11

Burgtiefe nach Warnemünde
Die Wahl fiel auf den Yachthafen Hohe Düne. Beim Anmelden beim Hafenmeister dachte ich, ich bin im falschen Film. All American Style. Die Architektur: Hotel, Bars, Restaurants (fast alle geschlossen), riesiger Parkplatz usw. alles sieht aus wie in den Yachthäfen an der amerikanischen Ostküste. Das passt hier echt nicht her. Der halbe Hafen ist leer, das Hotel mit Spa und allem Drum und Dran scheint auch nicht so gut ausgelastet zu sein. Die Investoren werden ihre Freude haben. Nicht!

Das Gute an der Hohen Düne ist, dass die Schiffe hier echt ruhig und sicher liegen. Es ist sauber und gepflegt. Kein Trubel. Nichts.

Wahrzeichen von Warnemünde

Wer Trubel und die Action will braucht bloß mit der Warnow Fähre zu fahren. Die verbindet die Hohe Düne mit Warnemünde. Alle 20 Minuten. Und sogar im Deutschlandticket enthalten. In Warnemünde ist Volksfest, jeden Tag. Das ist nicht zu glauben. Die Touristen überschwemmen den Ort. Die letzten beiden Tagen hatten wir Strandwetter. Wie wenn’s nie mehr Sommer werden würde strömten die Massen mit der S-Bahn und schiffsladungsweise nach Warnemünde zum Strand. Der Strand ist sehr sehr lang, hunderte Strandkörbe, Beachvolleyball-Felder, Strandbars etc. Rimini lässt grüßen. Wem es gefällt…

Es gibt auch noch schöne Ecken in Warnemünde. Leider sind an jedem netten Häuschen mindestens 4 Schlüsselsafes angeschraubt, das heißt die werden alle an Touristen vermietet.

Segelsommer 2025 mit der SY Pille_10

Vorläufig letzter Tag auf Fehmarn

Endlich ist uns das Wetter wohlgesonnen. 17 bis 20 Grad, keine pralle Sonne und ein stetiger Westwind. Wir radeln an Fehmarns Küste entlang. Natürlich mit dem 7 Gang Tourenrad. Wir haben uns gegen E-Bikes entschieden, weil wir damit keine Erfahrung und zudem keine Fahrradhelme an Bord haben. Leihhelme – nein danke.

Es sind wieder um die 50 Kilometer die wir zurücklegen. In Orth gibt’s einen leckeren Erdbeereisbecher zur Stärkung. Entgegen unseren Gewohnheiten alle Leuchttürme zu besuchen verzichten wir auf den Leuchtturm Flügge. Auch den Jimi Hendrix Gedeckstein lassen wir dieses Mal links liegen. Kennen wir schon… statt dessen radeln wir zum Kunsthandwerkermarkt in Petersdorf. Gut, dass wir mit dem Radl da sind… ein paar gefilzte Einlegesohlen für meine Bootsschuhe dürfen jedoch mit.
Von den vielen Werbeplakaten angelockt radeln wir noch nach Bannesdorf zum Feuerwehrfest. Die Wacken Firefighters haben dort ab 19 Uhr ihren Auftritt. Umsonst und draußen. Metal meets Brass. Na ja, Brass schon, aber von Metal keine Spur. Blasmusik halt. Aber die Grillwürste waren echt lecker. Das frisch gezapfte Bier auch. Nach einer knappen Stunde radeln wir zurück. Der Wind hat uns ziemlich ausgekühlt, die warme Dusche wartet.

Segelsommer 2025 mit der SY Pille_9

Wetterkapriolen im Norden
Während den Lieben in Süddeutschland vor Hitze fast das Hirnkästle wegfliegt haben wir hier in der dänischen Südsee Wind ohne Ende, es schüttet aus Kübeln und von Südseewetter keine Spur. In Marstall nachts 10 – 12 Grad. Wir heizen. Das mit dem Fahrradausleihen lassen wir. Zu windig. Es gibt auf Ærø einen kostenlosen Bus der stündlich von Marstall nach Søby fährt. Service pur. In einer Regenpause sprinten wir zur Bushaltestelle und fahren zur Seifenmanufaktur. Ich kaufe wilde Geranie, Verbene und Citrus. Riecht wenigstens nach Sommer.
Für den Mittwoch deutet sich ein „Windfenster“ für den Absprung nach Fehmarn ab. Es wird eine schnelle Reise mit achterlichem Wind. Trotzdem noch 6-7 Beaufort.

Der Wind ist ok, das kann die Pille gut ab. Die kurze Ostsee-Hack-Welle ist jedoch richtig Kacke. Mögen wir überhaupt nicht. Die schmeißt mir immer die ganze Inneneinrichtung durcheinander. Es klappert, scheppert und alles was nicht fest verschraubt, verzapft, verstopft oder festgebunden ist fliegt. Unkontrolliert. Alle Kissen und Duschtücher sind als Flugverhinderer im Einsatz. Die Box mit der Schmutzwäsche hat einen Looping hingelegt und all die stinkenden Socken und die komplette wasch mich schreiende Wäsche flächendeckend im Vorschiff verteilt. Ich mach die Türe zu.

Wir kommen am Mittwoch bereits am Nachmittag in Burgtiefe auf Fehmarn an und bekommen einen schönen Liegeplatz am Steg 1. Die Duschen und Toiletten sind einwandfrei. Am Donnerstag ist schon wieder Regentag. Für mich Waschtag. 48 € für erste Klasse Waschmaschinen- und Trocknerladungen. War echt nötig.
Am Freitag früh wollen wir uns Fahrräder leihen. Wird nichts. Es bläst und schüttet. Zurück in die warme, frühlingsfrisch riechende Koje. Am Nachmittag fahren wir mit dem Bus nach Burg zum Bummeln und Einkaufen. Für die einfache 3,5 Kilometer lange Strecke kostet die Einzelfahrt 2,40 €/Person. Stuttgarter Preise.
Am Abend ist ein Gitarrenkonzert in der Nicolas-Kirche in Burg. Der Interpret heißt Stefan Grasse. Ein wirklich sehr schönes Konzert und tolle Akustik in der Kirche. Nach dem Konzert müssen wir den Nachhauseweg zu Fuß zurücklegen. Der letzte Bus von Burg nach Burgtiefe fährt um 20:05. Schon 4,80 € gespart.

Segelsommer 2025 mit der SY Pille_8

Hafentage auf Ærø
Seit Samstag, 21.06. sind wir in Marstall. Zum Midsommar-Fest war der Hafen proppenvoll. Am Sonntag haben wir uns 7-Gang Tourenräder geliehen und sind längs durch die Insel geradelt. Etwas über 50 Kilometer. Unsere Sitzhöcker pfeifen heute, am Tag danach immer noch. Der Inselradweg nach Søby ist gut ausgeschildert.

Radweg durch Aerö

Er führt zuerst nach Ærøskøbing. Dem schönsten Städtchen auf der Insel. Wir lassen uns durch das Städtchen treiben und schwelgen in Erinnerung an das Ærø-Jazzfestival im Jahr 2012. Auch die schönen Badehäuschen wurden nach der Ostseeflut im Oktober 2023 wieder instandgesetzt.

Badehäuschen in Aerösköping

Mittagspause

Nach Beendigung der Fotosession und nach Zimtschnecken mit Zuckerguss geht es weiter Richtung Søby. Die Insel ist wunderschön und verdammt hügelig, es geht auf und ab. Teils auf Schotterwegen. Wir kommen mit den Tourenrädern, untrainiert wie wir sind, an unsere Grenzen. Spruch des Tages: Ich hab keine Körner mehr. Zudem übersehen wir wohl ein Radwegschild und verfahren uns. Danach legen wir die Radwegkarte ganz unten in das Fahrradkörbchen und fahren nach Google Maps. Die letzten sechs Kilometer auf der Landstraße nach Søby.

Landhaus in Skovby

Außer, dass wir in der Café- und Secondhand-Boutique eine schöne silberne Stelton-Thermoskanne (DER dänische Design-Klassiker) für 30 Kronen gefunden haben, hat sich die Mühe sich nach Søby durchzukämpfen nicht wirklich gelohnt. Es ist ein Städtchen mit Fähranleger und Yachthafen. Drum herum war zumindest am Sonntag nichts los. Auf dem Rückweg nach Marstall treibt uns eine Gewitterfront von Westen vor sich her. Wir beschließen nicht mehr die Berg- und Talfahrt auf dem Radweg zu machen. Die Landstraße, 24 Kilometer nach Marstall ist die Wahl der Stunde. Ohne Fahrradhelm, ohne E-Bike, ohne Warnweste outen wir uns als Touristen. Macht nichts. Es ist ja kaum Autoverkehr auf der Insel. Hauptsache wir werden nicht durchnässt. Mit den ersten Regentropfen kommen wir an, geben die Räder zurück und sprinten zum Schiff.

Segelsommer 2025 mit der SY Pille_7

Von Svendborg nach Marstall auf der Insel Aerö

Small talk in Marstall/DK

Der Run auf die Liegeplätze geht weiter. Wir müssen leider dieses unwürdige Spiel mitspielen. Wer nach 13 Uhr in den Hafen von Marstall einläuft hat schlechte Karten. Wir finden eine freie Box am Steg 9, im zweiten Anlauf. Am Steg 8 hatten wir ebenfalls eine freie Box erspäht, blieben aber zwischen den Dalben stecken. Waren wohl nur 3 Meter auseinander. Zu eng für 3,55 Breite. Da geht nichts mit Drücken. Wir müssen unser Augenmaß schulen.
Jetzt ist alles gut. Wir haben Sommer. Heute ist Midsommar. Die ersten Dänen singen schon.

Midsommar im Hafen

Badehäuschen in Marstall/ DK

Badehäuschen in Marstall

Badehäuschen in Marstall/DK

So hübsch!

Segelsommer 2025 mit der SY Pille_6

Von Kerteminde nach Svendborg
Der Wecker klingelt um 7 Uhr. Früher Start. Wir spielen das Spiel „first come, first served“. Es ist Freitag und morgen am Samstag, 21.06. ist Midsommar. Das heißt es ist ein besonderes Wochenende. Wir erwarten volle Häfen. Highlight heute die Passage unter der Großen Belt Brücke durch.

Sieben Stunden schwach umlaufende Winde und wen wundert es – im Svendborg-Sund 2,5 kn Gegenstrom und 20 Kn Wind auf die Nase. 7 Stunden Motorsegeln und 1 Stunde volle Lotte Wind und Strom gegenan. Walter hat Schweißperlen auf der Stirn in Anbetracht des kommenden Anlegemanövers. Klappt super gut, wir können längsseits an die neue Nordre Kajgade. Wir liegen mittendrin. Erstens im Stadtzentrum und zweitens in der flächendeckenden Quallengrütze.

Svendborg Stadthafen

Flächendeckend Quallen im Svendborg Stadthafen

Segelsommer 2025 mit der SY Pille_5

Rund Fünen

Middelfart, Juelsminde und nun Kerteminde. Heute dritter Tag in Kerteminde. Westwind, West-Nord-West drehend. Richtung passt super – aber die Windstärke lässt zu wünschen übrig. Grundwind knapp unter 20 Knoten passt – abartige Böen mit bis zu 30 Knoten passt eher nicht. Gefühlt nur Böen im Sekundentakt. Die Pille kann das ab, wir können das ab. Wir wollen aber nicht. Weshalb auch?

Schiffspflege ist angesagt. Das Teak in der Sitzducht sieht ziemlich fleckig aus. Schokolade, Salatsauce, WD40 etc. hinterlässt Fettflecken.
Hausmittel: 5 Liter Wasser, 150 g. Waschsoda und 4-5 Esslöffel Speisestärke aufkochen. Den Glibber etwas abkühlen lassen und auf den Flächen verteilen, einmassieren und warten. Mit Wasser nachspülen. Das Ergebnis ist zufriedenstellend. Ob wir das ganze Teakdeck so behandeln ist gerade noch in der Diskussion, eher nicht. Im Bordbestand ist noch literweise Boracol.
Walter ist mit seinem absolutem Hassmittel, dem schwarzem Sika, beschäftigt. Die nach außen schwenkbare feste Scheibe im Cockpit hatte sich gelockert. Ausbauen, altes Sika abpuhlen, entfetten und neu mit Sika in die Schiene kleben. Wie immer eine mordsmäßige Sauerei. Verschmiertes Sika geht aber super von Haut und Haaren und vom Kunststoff mit Sterilium weg. Nur aufs Teak darf tunlichst nichts kommen.

Segelsommer 2025 mit der SY Pille_4

„Der blaue Punkt ist die Pille“

Unser nächster Hafen ist die große Marina in Middelfart auf Fünen. Schietwetter! Kein Grill, kein Landgang – dafür endlich Berichte für die Website schreiben.
Der neue Router mit SIM Karte funktioniert gut. So sind wir unabhängig von den freien WLan-Netzen, die meist eh zu schwach sind um damit ordentlich arbeiten zu können. Wir haben Internet an Bord, können uns mit allen Endgeräten mit dem Router verbinden, haben aktuelle Wetterdaten und die Hafeninformationen – sofern wir ein Mobilfunknetz und das Datenvolumen noch nicht verbraten haben. (Der Router wäre auch Starlink fähig, aber wir wollen Elon nicht unterstützen).

Segelsommer 2025 mit der SY Pille_3

Weiterreise durch den Nord-Ostsee-Kanal (am Freitag den 13.!!! mit Festmach-Chaos in der Holtenau-Schleuse) nach Kiel-Düsternbrook in den Yachthafen. Wir liegen längsseits im Becken 3 direkt vor den Duschen. Dieses Anlegemanöver klappt wie aus dem Lehrbuch.
Es ist immer wieder schön die Kiellinie entlang zu schlendern, Boote gucken und Abendessen.

Weiter geht die Reise nach Sonderborg. Wir liegen im Stadthafen mit Blick auf das Schloss und die neue Promenade.

Sonderborg/DK

Am Tag darauf durch die Christian X Brücke in den Als-Sund und in die Dyvig Bucht mit dem charmanten historischen Dyvig Hotel. 5 Sterne.

Wir liegen gegenüber im Yachthafen und freuen uns über den schönen Blick auf das Hotel. Gegrillt und gegessen wird im Yachthafen, wo der Hafenmeister täglich von 18 – 20 Uhr den Grill für seine Gäste anwirft. Ein nettes Angebot, das von den Gästen sehr gerne in Anspruch genommen wird. Dieser Service hat auch einen Stern verdient.

Dyvig/DK

Gute neue Fahrräder gibt zudem noch zum Leihen – für 25 Kronen (4 Euro) am Tag. Angebot angenommen. Landgang mit dem Fahrrad.

Upcycling: alter Eisenbahnwagon wird Kuhstall „Upcycling: Alter Eisenbahnwagon wird Kuhstall“

In Nordborg ist gerade Musikfestival. Wir radeln hin, beschließen aber nach Kaffee und Kuchen, dass wir zu Alt für die gebotene Musik sind. Der gefühlte Altersdurchschnitt hier ist um die 18 Jahre.

Wir segeln wohl unbewusst auf einer Sunrise-Gedächtnis-Tour. Den gleichen Törn, rund Fünen, hatten wir im ersten Sunrise-Segelsommer auch gefahren.

Segelsommer 2025 mit der SY Pille_2

Reisefertig.
Wetterprognose sagt fürs Wochenende Schietwetter und Starkwind – also donnerstags rein in die Schleuse Hooksiel und ab nach Cuxhaven. Die Tide läuft mit uns und wir haben eine schnelle Reise nach Cuxhaven. Kurz vor der Kugelbake, da wo die Nordsee schifffahrtstechnisch in die Elbe übergeht, erwischt uns doch noch eine echt fiese Gewitterzelle. Vorbote des Schietwetters. Die Segel hatten wir gerade geborgen und schon knallt eine Böe mit 41 Knoten und hektoliterweise Wasser auf unser kleines Schifflein runter. Aber das Schifflein ist stark und zuverlässig (der Motor) und bringt uns sicher in den Hafen. Der wird im Laufe des Abends gestopft voll – die Nordseewoche beginnt. Über 100 Schiffe sind gemeldet. Die starten von vielen deutschen Häfen aus nach Helgoland. Zubringerregatten. Da spielen wir nicht mit, wir verholen uns in den Nord-Ostsee-Kanal

und bleiben drei Regentage lang über Pfingsten in Rendsburg.

In Büdelsdorf findet seit 06.06.2025 wieder die NordArt statt. Das Ausstellungsgelände ist vom Rendsburger Yachthafen fußläufig zu erreichen. Da sind wir natürlich wieder am Start. Am einzig einigermaßen regenfreien Tag, dem Pfingstmontag, hat die Ausstellung geschlossen. Also noch eine weitere Nacht im Regattaverein Rendsburg (echt sauber und empfehlenswert) und dann dienstags in wasserdichter Seglermontur zur NordArt. Das Außengelände ist sehr weitläufig, aber im Vergleich zum letzten Herbst hat sich kaum etwas verändert. Also konzentrieren wir uns auf die Hallen.