USA Rundreise 2019_22

Cambridge ist eine Stadt im Bundesstaat Massachusetts und ein Vorort von Boston und Sitz der Elite-Universität Havard
Wir waren in Havard. Das sind alternative Fakten; die Wahrheit ist, dass wir auf dem Weg nach Boston noch jede Menge Zeit bis zum Einchecken im Hotel hatten, sodass wir einen Abstecher nach Cambridge machen konnten. Einen Zwischenstopp um uns den Campus der ältesten Universität der USA anzuschauen.

Eingangspforte zur ehrwürdigen Havard Universität

Havard ist die Elite-Universität schlechthin. Michelle und Barack Obama und auch einige amerikanische Präsidenten vor Obama haben einen Havard Abschluss. Der Havard Campus ist wirklich beeindruckend. Schon die alten und gut erhaltenen Gebäude der einzelnen Fakultäten sind sehenswert.

Havard Universität

In Amerika ist ja bekanntlich alles besser, größer, spektakulärer. Und natürlich darf das in den USA übliche Veteranen-Gedöns nicht fehlen. Eigens zum Gedenken an die nach dem ersten Weltkrieg gefallenen Havard-Absolventen wurde eine Kirche errichtet. Nicht, dass der Eindruck entsteht ich würde den Gefallenen kein würdiges Andenken gönnen, nein ganz und gar nicht. Die USA haben so viele unschuldige Jungs in die Kriege geschickt, dass dies hier, Elite hin oder her, jedoch etwas zu viel des Guten ist.
Noch nicht genug gelästert. Die sind eben so drauf. Vor den Supermärkten gibt es reservierte Veteranen-Parkplätze (zusätzlich zu den Disabled Plätzen), in vielen Geschäften erhalten Veteranen 10% Rabatt.

USA Rundreise 2019_21

New Hampshire White Mountains Nationalpark

White Mountains New Hampshire

Lauter Superlative. Nachdem der Acadia Nationalpark der schönste, meistbesuchte Im Nordosten der USA war, wartet der White Mountains Nationalpark mit dem höchsten Berg des Nordostens auf. Der Mount Washington ist immerhin 6288 Fuß hoch, das ist schon eine Hausnummer. Es wird ein riesen Ballyhoo drumherum gemacht. Geführte Wandertouren, ZIP Lines u.v.m. Wer sich nicht traut, die erste in Handarbeit angelegte und erstmals 1861 mit einer Pferdekutsche befahrene Bergstraße auf den Gipfel des Mount Washington selbst mit seinem Auto hochzufahren, kann sich einen Jeep mit Fahrer mieten. Wir fahren mit dem Mietauto rauf, völlig ohne Probleme. Kostet 40 Dollar fürs Auto, Pilot und Co-Pilot.

Mt. Washington Auto Route

Mt. Washington Auto Route
LG in die Heimat nach Stuttgart Zuffenhausen

Am Gipfel angekommen finden wir uns in der Wolkendecke wieder. Nichts mit Fotosession und Gipfeltrail. Dafür kann man das Museum und die Wetterstation kostenfrei besuchen. Der Witz an der Sache ist, dass das Auto einen Aufkleber bekommt „ this car climbed the Mount Washington”. Lächerlich weil 6288 Fuß sind gerade mal schlappe 1.917 Meter.

Ehemalige Wetterstation auf dem Mt. Washington,abflugsicher in Ketten gelegt für den Fall, dass ein Hurrikan übers Land fegt.

Da es uns zu feucht und zu kalt ist, fahren wir einige Höhenmeter runter um ein kleines Stück des Apalachen-Trails zu gehen. Der Apalachen-Trail geht von Georgia bis nach Canada, optional über den Mount Washington.

Apalachen Trail..
Die Treppenstufen haben nicht ganz meine Schrittlänge.

Da reißt doch tatsächlich die Wolkendecke auf und wir sprinten zum Auto zurück um wieder auf den Gipfel zu fahren. Braves Auto, gleich zweimal am Tag auf den Gipfel geklettert, das muss schon erwähnt werden. Wie gesagt, alles nur Superlative hier. Das Größte, Schnellste, Beste, Schönste, Höchste, Dickste u.s.w. normal geht hier gar nichts. Am Gipfel können wir noch einige Fotos schießen und anschließend in den unteren Regionen einige Meilen auf dem Apalachen Trail laufen. Zurück im Tal kommen wir durch das Städtchen Conway. Hier startet die Conway Scenic Railway. Eine exklusive Bahnfahrt mit Lunch oder Dinner (natürlich in einer sternverdächtigen Liga) kann gegen Abgabe diverser Geldscheine gebucht werden. Im Anschluss daran fährt man mit der ältesten Zahnradbahn der Welt hinauf auf den Gipfel des Mount Washington. Das mit der ältesten Zahnradbahn konnte ich nicht prüfen, ich misstraue mittlerweile der amerikanischen Hochstapelei. Immerhin fährt die Gornergradbahn in Zermatt seit 1898 elektrisch auf 3089 Meter Höhe, und das ist eine echte Hausnummer. Nämlich!

Conway Scenic Railway

Zahnradbahn Mt. Washington

Das ganze Städtchen Conway hat Ausverkauf und Zeltverkauf. Schade, dass wir das alpine Skilaufen aufgegeben haben, hier gibt es Marken-Skiklamotten für lau. Das kann ich gar nicht glauben. An einem Paar UGG Boots komme ich echt nicht vorbei. Nicht um alles in der Welt. Die Boots dürfen sich fortan im deutschen Winter bewähren.

USA Rundreise 2019_20

Camden und Kennebunkport sind DIE angesagten Touristen Hotspots in Maine. Wir mischen uns drunter.
In Camden sind wir leider einen Tag zu spät um das jährliche Segelregatta Event mitzunehmen. Es sind jedoch noch einige klassische Yachten im Hafen zu bewundern.

Camden

Camden

Die Atmosphäre in Camden ist sehr maritim. Es gibt noch richtige Bootsbauer, Segelmacher und Ausflugsfahrten auf Segelschonern werden angeboten. Das Bojenfeld vor dem inneren Hafen ist gut mit hochseetüchtigen Segelschiffen belegt und es ist interessant zu beobachten, wie die dicken Viermaster durch das Bojenfeld pflügen. Hier wird noch richtig gesegelt. Alle Achtung! Oft genug konnten wir andernorts beobachten, dass Segelausfahrten verkauft und nur das Großsegel zur Optik gesetzt wurde, der Antrieb jedoch ausschließlich über die Maschine erfolgte.

Portland Head Light

In Kennebunkport ist es ähnlich maritim, nur dass das Städtchen zusätzlich damit aufwarten kann, dass die Präsidentenfamilie Bush hier über Jahrzehnte ihren Sommersitz hatte beziehungsweise noch hat. Es ist wunderschön.

Kennebunkport

Kennebunkport

Vom Klima her wie an der Nordsee, angenehm warme Tage und kühle Nächte. Nicht so wie in Florida, am Lieblingsort des aktuellen Präsidenten, wo einem die Sonne im Sommer das Hirn austrocknet. Ein Schelm, der böses dabei denkt.

Am Abend, wir sind schon auf dem Heimweg, kommen wir in Kennebunk an einer Tankstelle vorbei und hören angenehm Klänge. Ein Garagenkonzert von Einheimischen für Einheimische. Die Nachbarn kommen mit Klappstühlen herbei, wir bleiben ebenfalls für einige Zeit und hören zu. Ein schöner Ausklang des Tages.


USA Rundreise 2019_19

Nach einem Tag in der Hafen- und Industriestadt Saint John in der Bay of Fundy verlassen wir Kanada wieder und setzen unsere Reise gen Süden in den USA fort. Der Stopp in Saint John hat sich nicht wirklich gelohnt. Zwar gibt es eine schachbrettartig angelegte und noch erhaltene, beziehungsweise gut renovierte Altstadt, aber mittlerweile sind wir wohl zu verwöhnt. Witzig waren jedoch die Menschen auf den Straßen. Multi in jeder Hinsicht. Es war ja auch die Pride Woche. Selbst der Hund wurde gestylt

Pride week in Saint John, Bay of Fundy, Kanada

Zwischenzeitlich sind wir in Maine, USA. Unser erster Halt auf der Rückreise nach Florida ist der Acadia Nationalpark und die putzige Hafenstadt Bar Harbor. Am ersten Nachmittag und am Abend mischen wir uns unter die Touristen in Bar Harbor. Es sind viele, viel zu viele. Es ist eben Urlaubszeit auf der kompletten nördlichen Halbkugel und das merkt man auch. Alle Hautfarben und Sprachen sind vertreten. Nichts desto trotz finden wir einen netten Park mit einem Gitarristen, der die üblichen Klassiker spielt. Die Besitzerin des Hotels am Park öffnet die hauseigene Bar für das Publikum und schenkt Bier, Wein und Whisky in echten Gläsern (normalerweise im Freien nur Plastikbecher) aus und hat damit gar kein Problem. Gegen später kommt sie vorbei und fragt nach, ob es denn genehm sei, wenn sie das „Lagerfeuer“ zündet. Das Lagerfeuer ist eine runde Feuerstelle mit großen Kieseln drin und darunter eine Ringleitung mit Gas. Die Gasleitung kommt aus dem Hotel und wird von dort aus scharf gemacht. Die Flammen zügeln zwischen den Steinen hoch und schaffen sofort eine besondere Atmosphäre. Gitarre und Lagerfeuer 4.0.
Der zweite Tag ist komplett dem Acadia Nationalpark auf der Mount Desert Island gewidmet. Wir lassen uns im Informationszentrum beraten und fahren mit dem Auto auf den Park Loop. Der Ranger meinte, dass wir zu viel Zeit verlieren würden, wenn wir jeweils an den Ein- und Ausstiegen der Trails auf den kostenlosen Shuttle warten würden. Falls man mehrere Tage im Park verbringt, ist der Shuttle Bus die erste Wahl.
Wir suchen uns drei besonders sehenswerte Punkte heraus. Der erste Trail ist ein Rundweg. Es geht ganz flach los, erreicht den Höhepunkt mit einem Aufstieg auf 1270 Fuß. Über den Ladder Trail, steigt man entlang der steilen Felsen, die an zwei Stellen mit Leitern überwunden werden. Der Rückweg zum Parkplatz ist sehr gut ausgebaut und die Höhendifferenz ist beim Absteigen kaum wahrnehmbar. Es zieht sich halt in die Länge.
Der nächste Stopp ist beim Thunder Hole, einer Stelle, wo die Meeresdünung zwischen den Felsen fontänenartig nach oben schießt. Mit dabei auf dem Trail wäre ein Aufstieg auf 525 Fuß, zwecks besserem Überblick, gewesen. Nein, danke. Das mit dem Aufsteigen hatten wir schon. Weiter geht es zum Jordan Pond mitten im Nationalpark. Den umrunden wir zu Fuß. Auf der einen Seeseite ist ein Holzbohlenweg, damit ja niemand in den Matsch treten muss und auf der anderen Seeseite ein breiter, geschotterter Weg. Das hält die Leute davon ab, mitten durch das Naturschutzgebiet zu latschen und die Tiere aufzuscheuchen.
Gesehen haben wir jedoch nur Eichhörnchen, eine brütende Wildgans und ein Reh mit einem Rehkitz. Tiere also, die wir auch aus Europa kennen.

So viele tolle Bilder vom Acadia Nationalpark – ich kann mich gar nicht entscheiden.

Wildlife im Acadia Nationalpark

Trail im Acadia Nationalpark

Acadia Nationalpark, Maine

Bar Harbor

Bar Harbor, Maine

Kanada Reise 2019_8

Halifax, Noca Scotia
Zweiter Regentag in Folge. Während Deutschland unter der Hitzewelle und der Trockenheit stöhnt, kramen wir unser Regenzeug und die warmen Klamotten aus dem Koffer. Downtown Halifax fällt heute aus, wir fahren ins Umland zu den empfohlenen „Must sees“.
Wir besuchen den Friedhof, auf dem viele der Opfer der Titanic-Katastrophe beigesetzt wurden. Bei diesem Wetter ist dies noch bedrückender.

Nächster Halt ist der alte Fischereihafen Fisherman’s Cove. Es ist ein Hafen, der nach wie vor von kleineren Lobster Fischern genutzt wird. Es gibt einige Lobster Buden und dazwischen die unvermeidlichen Souvenir Shops.

Fisherman’s Cove

Für uns nicht unbedingt ein must have seen. Es gibt schönere Plätze in der Umgebung, so zum Beispiel der Crystal Crescent Beach im Sambro Creek. Puderzuckerfeiner Sandstrand zwischen Felsblöcken, mit schöner Brandung und einigen hartgesottenen Badenden.

Chrystal Crescent Beach

Der Holzbohlenweg durch die Dünen ist mit blühenden Heckenröschen gesäumt. Es sieht aus wie auf der Nordseeinsel Juist und es riecht auch so. Feiner Blütenduft mit einer Salznote. Im Hinterland ausgedehnte Mischwälder. Tiefes sattes Grün in allen Schattierungen. Eine Wohltat für die Augen.
Peggy’s Cove ist ein absolutes Muss. Der meist fotografierteste Leuchtturm Nordamerikas. Die Schönheit müssen wir uns mit zehn Busladungen asiatischen Touristen teilen. Selbst die Busse sind mit den asiatischen Schriftzeichen beschriftet. Gott bewahre diesen zauberhaften Ort vor Over Tourism. Wahrscheinlich waren wir am falschen Wochentag vor Ort – der Einzigartigkeit tut das jedoch keinen Abbruch.

Peggy’s Cove


Leuchtturm Peggy’s Cove mit Scharen von Touristen

Am Hafen von Peggy’s Cove steht ein alter Bauwagen, davor drei große Wasserkessel mit Gasbrennern darunter. In den Kesseln kochen die Lobster-Fischer ihren Fang direkt nach dem Anlanden. Frischer geht es nicht. Die Crew im Bauwagen zerlegt die frisch gekochten Lobster, bäckt Brötchen auf, füllt diese mit Lobsterfleisch. Der Verkaufsrenner schlechthin. Die Menschenmenge davor spricht Bände. Das Warten auf die Lobster Roll lohnt sich. Leckerer als Krabbenbrötchen und das will was heißen.

Lobster Roll im Hafen von Peggy’s Cove


Lobster Roll

Auf dem Weg nach Lunenburg kommen wir am Denkmal für die Opfer des Swissair Fluges 111 vorbei. Am 02.09.1998 stürzte unter dramatischen Umständen die Swiss Air Maschine auf dem Weg von New York nach Genf vor Peggy’s Cove ins Meer. Alle Insassen kamen dabei ums Leben. Die Gedenkstätte liegt in einem Strandbereich voller Felsen und sieht von Natur aus wie ein Trümmerfeld aus. Die Trauernden haben bei guter Sicht einen guten Blick auf die in 10 Meilen entfernte Absturzstelle.

Swiss Air 111 Gedenkstätte

Lunenburg, gegründet um 1750 von Auswanderern, überwiegend aus Deutschland. Lunenburg gilt als älteste deutsche Siedlung in Kanada. Im alten Stadtkern sind gut erhaltende und renovierte bunte Holzhäuschen und Kapitänsvillen zu bewundern.

Lunenburg

Keine neuzeitlichen Bausünden dazwischen, deshalb darf sich das Städtchen seit 1995 mit dem Prädikat UNSESCO Weltkulturerbe schmücken. Besonders die drei Kirchen sind herausgeputzt. An der Wasserfront gibt es das übliche Angebot für die Touristen. Schiffs-Museum, Hochsee-Angeln, Segeltörns mit alten Schonern, Souvenir Läden und jede Menge Restaurants.

Lunenburg Waterfront

Am späten Abend bessert sich das Wetter und wir verlassen Lunenburg rechtzeitig um die rund 100 Kilometer nach Peggy’s Cove zurück zu fahren. Wir wollen vor Sonnenuntergang dort sein, um bei schönem Licht nochmals Aufnahmen dieses wunderschönen Fleckchens Erde zu machen. Wir werden belohnt. Es sind keine Busse mehr da und da der Regen aufgehört hat werden wir mit einem grandiosen Sonnenuntergang beglückt. Jedes Bild (Foto) wie ein Gemälde.

Peggy’s Cove


Leuchtfeuer Peggy’s Cove

Kanada Reise 2019_7

Nova Scotia empfängt uns mit Regen. Der erste Stadtrundgang in Halifax wird zum Dauerlauf. Die Stadtbibliothek ist unsere erste Anlaufstelle. Von der Cafeteria im 5. Stock hat man einen schönen Überblick über die Stadt.

Halifax Stadtbibliothek


Den alten Glockenturm unterhalb der Zitadelle schaffen wir auch noch – der Rest versinkt im Nebel und Dauerregen.

Halifax
Glockenturm

Kanada Reise 2019_6

Prince Edward Island
Nach Neufundland wäre es jetzt auch nicht mehr weit. Von hier aus fährt eine Autofähre. Das wage ich gar nicht zu erwähnen, Walter würde mich für komplett überbelichtet bezeichnen. Quebec war unser nördlichster Punkt und dabei soll es bleiben. Entlang des Sankt Lorenz Stromes fuhren wir nach Westen in Richtung Atlantik. Nach einem Zwischenstopp irgendwo im nirgendwo, in Woodstock (New Brunswick), sind wir auf Prince Edward Island angekommen. Eine Zeitzone näher an Europa; wir sind jetzt nur noch fünf Stunden hinterher.

North Rustico Harbor
Parkplatz nur bei Ebbe

Dass die Insel ca. 280 Kilometer lang ist, das hatte ich nicht realisiert. Demzufolge mussten wir uns leider auf Charlottetown und auf einen Teil der Atlantikküste reduzieren. Die Einheimischen zogen bei 25 Grad Luft- und 18 Grad Wassertemperatur in Scharen an die Strände. Die Luft ist sehr angenehm, aber die Wassertemperatur liegt eindeutig unter unserer Wohlfühlgrenze.

Abwechslungsreich sind die Strände, Sand in den Farben rostrot und gelb. Die Küste hat zerklüftete Sandsteinklippen, aber auch flache Stellen mit Dünen und dichten Nadelwäldern dahinter.

Es gefällt uns hier. Auch ist es sehr sauber. Es liegt kein Müll, nirgendwo. Der Müll wird getrennt und die öffentlichen Toiletten sind wirklich sauber. Da können wir uns in Deutschland eine Scheibe abschneiden.
Morgen geht es schon wieder weiter, nach Halifax, Nova Scotia. Zum Abschied dürfen wir in Charlottetown in der Fußgängerzone eine Nachwuchsgruppe bewundern, die richtig guten Mainstream Jazz darbietet. Dazu ein kanadisches Bier – perfekt.

Kanada Reise 2019_5

Québec
Leben wie Gott in Frankreich. Nicht nur eine inhaltslose Phrase – nein das Angebot ist unbeschreiblich. Von A, wie Artischocken bis Z, wie Zucchini gibt es hier alles was das Herz begehrt. Die Tendenz geht eindeutig in Richtung französische Küche. Die vielfältigen Zutaten gibt es in jedem Lebensmittelladen, hinzu kommen Bäckereien und Konditoreien, Fleischer und Fischläden, Vinotheken und vieles mehr. Die Torten sind jede ein Kunstwerk für sich.


Quebec ist eine Reise wert! Nicht nur zum Schlemmen, nein auch die alten Straßenzüge, das Parlamentsgebäude, das meistfotografierte Hotel der Welt, das Hotel Fairmont Le Château Frontenac, die Kathedrale und noch viel mehr. Alles ist sehr gut erhalten und zieht die Touristen in Scharen an. Selbst einen Anleger für Kreuzfahrtschiffe gibt es. Es ist aber derzeit keines da. Vieux Quebec ist auch so schon voll genug.


Parlamentsgebäude in Quebec



Hotel Fairmont Le Château Frontenac


Es wird Französisch gesprochen, ein ganz reines Hochfranzösisch, dass es sogar mir möglich ist, etwas zu verstehen. Im Gegensatz zu den Franzosen in Europa, bemühen sich die Frankokanadier wenigstens mit den sprachbehinderten Touristen klar zu kommen.

Bagages – ein urschwäbisches Wort. Definition für eine Gruppe von Menschen. Schwäbisch ist eine Weltsprache ?‍♀️

Aber beim Autofahren haben sie das Aggro-Gen nachhaltig implantiert. Noch nirgends sind wir so böse angehupt oder beschimpft worden wie in Montreal und Quebec. Immerhin bremsen sie kurz bevor es scheppert. In den restlichen kanadischen Regionen und in den USA ist das Autofahren total relaxed. Sehr rücksichtsvoll, vor allem gegenüber Fußgängern (und Tretrollern). Auch ein Spurwechsel über drei Spuren ist problemlos machbar – hier würde es eine Massenkarambolage geben.

Am zweiten Tag unseres Quebec Aufenthaltes zieht es uns in die „Großgärtnerei“ Ile d‘Orleans. Die Insel liegt mitten im Sankt Lorenz Strom. Die Farmen dort versorgen ganz Kanada mit Erdbeeren und Kartoffeln. Es geht nichts über frisch geerntete Erdbeeren direkt vom Feld. Genuss pur am Straßenrand. Die Schokoladen Manufaktur streicht mir Walter aus dem Programm. Stattdessen fahren wir wieder über die Brücke zurück aufs Festland und nehmen die Montmorency Falls ins Visier. An der Zubringerstraße zum Parc de la Chute Montmorency können wir für 90 Minuten kostenlos parken. Demzufolge wird es es Speed-Dating mit den Falls. Über 83 Meter stürzt der Wasserfall in die Tiefe und ergießt sich in den Sankt Lorenz Strom. Die Niagara Falls sind natürlich nicht zu toppen, aber das hier ist auch sehr sehenswert. Eine Brücke führt über den Wasserfall, mit der ZIP-Line können besonders Profilierungssüchtige drüber rauschen und die normal Konditionierten können über eine Treppenkonstruktion die 83 Meter entlang des Wasserfalls runtersteigen. Das macht besonders viel Laune, wenn, wie bei uns der Fall, das Auto oben parkt. Aber unser neues Hobby ist ja eh überall rauf- bzw. runter zu steigen.

Montmorency Falls


Kanada Reise 2019_4

Montreal
Uns tun die Füße weh. Wir müssen auch zwanghaft immer irgendwo raufsteigen. Am gestrigen Nachmittag sind wir zwei Stunden zu früh in Montreal. Wir dürfen erst ab 16 Uhr in unser Loft. Immerhin darf das Auto schon auf den Parkplatz, der sich drei Querstraßen entfernt in einem Hinterhof befindet. Sicher geht anders. Wir nutzen die Zeit um auf Montreals Hausberg, den Mont Royal zu steigen. Insgesamt drei Stunden verbringen wir im Wald und am Berg. Der Ausblick auf Montreal, den Ontario See und den St. Lorenz Strom ist sehr gut. Leider ist es grau in grau, sodass es keine guten Fotos gibt. Auf der Aussichtsplattform des Chalet du Mont Royal steht ein altes Piano im Freien. Jeder Besucher darf darauf herumklimpern. Teilweise kommen schöne Stücke, auch vierhändig, dabei raus.

Blick über Montreal vom Mont Royal aus

Zurück in der City beziehen wir unsere Unterkunft, machen uns ein schnelles Abendessen und sind auch schon wieder weg. Zu Fuß geht es Downtown in die Maison du Jazz.

Maison du Jazz Montreal

Am nächsten Tag geht die Stadtrallye weiter. Alles zu Fuß. Nicht, dass wir nicht fähig wären uns ein Tagesticket für die Öffentlichen zu kaufen, nein es lohnt sich nicht. Wir wohnen direkt am Rande der Altstadt und alles ist fußläufig erreichbar. Außerdem sehen wir so mehr. Heute kein Museum, wir laufen die empfohlenen Sightseeing-Wege ab. Bei der Basilique Notre-Dame de Montreal zögern wir kurz, ob wir die 8 Dollar Eintritt pro Person bezahlen. Unser nächster Stopp ist in der alten Markthalle auf einen Café au lait. So gestärkt können wir wieder unserem neuen Hobby nachgehen. Leuchtfeuer hochsteigen. Der Bell Tower im alten Hafen ist kein Leuchtfeuer, sondern ein Glockenturm. 186 Treppenstufen und wir stehen mitten im Uhrwerk.

Ziffernblatt und Uhrwerk im Bell Tower
Alter Hafen Montreal

Darunter ist der Stadtstrand von Montreal. Ein Witz. Entlang des Jachthafens wurde Sand ausgebracht, einige Sonnenschirme und Stühle platziert, fertig ist der Strand. Nur doof, dass Baden hier strengstens verboten ist. Der St. Lorenz Strom ist reißend und vermutlich auch affenkalt. Eintritt kostet der Strand auch noch. Dass dieses Angebot nicht angenommen wird ist nicht verwunderlich.

Blick vom Bell Tower nach Westen

„Strand“ am St. Lorenz Strom
Baden strengstens verboten

Auf dem Heimweg lassen wir uns durch die Altstadt treiben und sehen schöne Gassen und Plätze. Sehr originell ist hier der unterirdische Fußgänger Highway. Über 33 km kann man kreuzungsfrei durch bzw. unter der Stadt laufen. Alle wichtigen Einkaufszentren, Hotels, Bürogebäude und Metrostationen sind so fix zu erreichen. Was uns sehr beeindruckt hat war, dass hier unten alles sehr sauber ist. Kein Müll, keine verpissten und stinkenden Ecken. Hochglanz 10 feet down.

Vieux Montreal

Vieux Montreal

Unterirdischer Fußgänger Highway

Kanada Reise 2019_3

Geocaching auf kanadisch – finde dein Loft und den Parkplatz
Die moderne Art ein Appartement zu beziehen ist in Kanada zum Geocaching mutiert. Die GPS Position des Schatzes wird vom Vermieter per E-Mail, mit Link zu Google Maps, übermittelt. Mit einer weiteren E-Mail wird die Position des Parkplatzes verraten. Schwierig wird es mit der Logistik, wenn der Parkplatz zwei Blocks vom Hotel entfernt liegt. Ganz wichtig ist, ausschließlich den angegebenen Parkplatz zu nehmen, weil sonst das Fahrzeug abgeschleppt wird. Die Identifikation des parkberechtigten Fahrzeugs erfolgt durch Übermittlung eines Fotos der Autonummer, Typ und Farbe. Wenn das Fahrzeug versorgt ist, folgt die nächste Hürde. Finde die Straße, die Hausnummer, die richtige Eingangstüre und die Tastatur für den Sicherheitscode für die Eingangshalle. Als nächstes ist die richtige Etage und die Wohnungstür zu finden. Die Türe ist entweder mittels Zahlencode zu öffnen oder der Schlüssel ist aus einem Minisafe, ebenfalls mittels Zahlencode, zu befreien. Bis zu diesem Zeitpunkt ist kein menschliches Wesen zu sehen und so bleibt es auch über die komplette Aufenthaltsdauer. Reklamation gehen über E-Mail oder WhatsApp. Alles ist total anonym, bis auf die Tatsache, dass das Auto identifiziert werden, ein Foto des Reisepasses sowie ein aktuelles Foto vom Passinhaber, direkt mit dem mobilen Endgerät aufgenommen, über das Onlineportal der vermietenden Organisation hochgeladen werden muss. Dies dient zur Identifikation und zum Abgleich zwischen Pass und Person. Datenschutz ist in Nordamerika nicht angekommen.

Ohne mobiles Endgerät bleibt uns der Eintritt in diesen Ausstellungssaal verwehrt

Ohne mobiles Endgerät und Kreditkarte geht es nicht. Wahrscheinlich können wir in zehn Jahren gar nicht mehr in Museen oder Theateraufführungen gehen, weil wir uns nämlich weigern, für jeden Sch… eine App runter zu laden und auch noch die Kreditkartendaten zu hinterlegen. Wir sind jetzt noch vorsichtiger, weil Walters Kreditkarte gehackt wurde. Unsere Hausbank war wachsam und hat die Karte gesperrt, nachdem innerhalb von 5 Minuten über 20 Belastungen aufgelaufen waren. Das Problem ist, dass wir mit dieser Karte ausschließlich die Hotel- und Mietwagenbuchungen getätigt haben um den Überblick nicht zu verlieren. Nun müssen wir, wenn wir zu Hause sind auf die Polizeistation gehen und Betrugsanzeige erstatten, damit uns die Beträge wieder gutgeschrieben werden.