USA Rundreise 2019_32

Annapolis
Segler-Hotspot am Ende der Chesapeake Bay. Nicht mit dem Segelboot, sondern mit dem Mietwagen besuchen wir Annapolis. Es ist ein nettes Städtchen mit einem historischen Stadtkern. Einige Marinas bieten Liegeplätze und Bojenfelder an. Business as usual.
Hier essen wir zum ersten Mal die Spezialität von Maryland: Crabcake mit Lemon Mayonnaise. Die Crabcakes sehen aus wie Semmelknödel, bestehen aber hauptsächlich aus Krabbenfleisch, womit auch der hohe Preis begründet wird. Auf jeden Fall sehr sehr lecker, kommt fast an die Lobsterrolls aus Maine ran.
Ansonsten gibt es das übliche Convenience Food. Gefrorenes wird in die Fritteuse gegeben, Salat kommt servierfertig aus der Tüte und das Dressing dazu aus dem Plastik-Portionsbecherchen. Serviert wird, wenn man besonders Glück hat, auf Porzellan-Tellern und richtigem Besteck. Im Freien grundsätzlich auf Plastiktellern, mit Plastikbesteck und Plastikbechern, selbst für den Weißwein. So weit es möglich ist, versuchen wir uns dem zu entziehen. Es gibt durchaus die Möglichkeit hierzu, aber als Normalo kann oder will man sich die gehobene amerikanische Küche einfach nicht oft leisten.
Wir haben einen der wenigen Regentage unserer Rundreise. Im Hotelzimmer (eine bezahlbare Loft oder Appartement haben wir nicht gefunden) wollen wir nicht rumhängen, der Innenpool ist ekelig, also gehen wir auf Auto-Sightseeingtour und Einkaufen. Flächendeckend sind die Outlet Center zu finden. Mich wundert, dass es überhaupt noch reguläre Bekleidungsläden gibt. Dazu fahren wir über die Chesapeake Bay Bridge rüber ins zollfreie Delaware. Es ist unglaublich zu welchen Dumpingpreisen momentan die Sommerkleidung verhökert wird. Wir beschränken uns auf eine leichte Sommerhose und eine Bluse jeweils aus Leinen/Baumwolle. Hiernach mussten wir richtig suchen, selbst die hochpreisigen Modelabels bieten hier fast nur noch Mischgewebe mit viel Polyester an. Kannste nicht ändern, wenn die Nachfrage da ist….

USA Rundreise 2019_31

Washington
Philadelphia, benannt nach dem leckeren Streichkäse, oder war es umgekehrt? Auf jeden Fall bleibt Philadelphia so wie auch Baltimore rechts liegen. Wir ziehen gleich bis Washington durch. Hier wohnen wir in einem hippen Hotel mit Tiny Rooms im obersten Stockwerk. Das Zimmer ist höher als lang bzw. breit. Keine 12 qm Zimmer, einschließlich Dusche und WC. Das heißt, es besteht nur aus einem französischen Bett um das wir gerade so herumlaufen können, an der Wand Kleiderhaken und unterm Bett Stauboxen für die Klamotten. Über uns ist noch die Roof Top Bar. Lauter nette junge Menschen um uns herum, wir sind genau eine Generation älter. Das macht uns nichts aus, das Ambiente ist klasse, wir fühlen uns wohl und bemühen uns, nicht peinlich zu sein. (Liebe Grüße an unsere Kids). Das allerbeste ist, dass wir alles fußläufig erreichen können. Das Lincoln Memorial und somit die Mall, die durch die Parkanlagen bis zum Capitol führt, ist keine zehn Minuten weg.
Kurz hatten wir überlegt, die Kindertretroller aus dem Kofferraum zu holen und los zu rollern, aber wir ließen es sein. Die nervigen Elektroroller mit den verpeilten Touristen sind auch hier am Start; selbstverständlich nicht auf den Radwegen sondern auf dem Gehweg. Wir wollten nicht auch noch die Fußgänger aufschrecken. Dieses Fortbewegungsmittel hat an solchen Hotspots definitiv nichts verloren. Punkt.
Washington gefällt uns. Es ist heimelig, weil keine protzigen Hochhäuser rumstehen, sondern es eine gewachsene Stadt ist. Alt und Neu sind gut verzahnt.

Blick auf das Capitol

Am ersten Abend nehmen wir, letztendlich freiwillig, an einer Kundgebung am Lincoln Memorial Teil. Das hier ist ein sehr besonderer Ort, denn hier hat Martin Luther King jr. seine Rede „I have a dream“ gehalten. Die heutigen Redner rufen die Teilnehmer zu mehr Menschlichkeit auf. Es werden Gospels gesungen und zum Ende der Kundgebung ziehen die Menschen zum Band Aid Song „We are the World“ am reflecting pool entlang. Jeder hat entweder eine Taschenlampe oder ein leuchtendes Mobiltelefon in der Hand zum Zeichen, dass den Regierenden der Welt endlich ein Licht aufgehen soll.

Kundgebung „Stand up for humanity“ am Lincoln Memorial

In diesem Bezirk von Washington können wir ohne weiteres auch nachts unterwegs sein. Es ist sehr sicher hier. An jeder Ecke stehen Security oder Polizisten. Ausnahmsweise ist die totale Überwachung angenehm. Natürlich wollen wir auch das Weiße Haus sehen. Bei Nacht und mit Beleuchtung. Ist aber nicht möglich, weil die Zäune um den White House Park herum gerade erneut werden und stattdessen drei Meter hohe Bretterwände rumstehen. Total vernagelt halt. Dann gibts eben kein Foto.
Am zweiten Tag fahren wir nach Arlington rüber. Das liegt im Bundesstaat Virginia und ist nur durch den Potomac River von Washington D.C. getrennt. Luftlinie 2,3 Meilen vom Washington Monument entfernt. Hier ist das Pentagon und ein weiteres 9/11 Memorial. AA Flug 77 startete von Washington mit Ziel Los Angeles. Das Flugzeug wurde bald nach dem Start im Zuge der Terroranschläge am 11. September 2001 entführt und in das Pentagon gesteuert. Dabei starben alle 59 Menschen an Bord sowie 125 Pentagon-Mitarbeiter. Für diese Terroropfer wurde vor dem betroffenen Gebäudetrakt des Pentagons eine Gedenkstätte errichtet. Diese Gedenkstätte ist ebenso sehenswert wie das 9/11 Memorial in New York. 184 Skulpturen, für jedes Opfer eine, mit Namen und Geburtsjahr, wurden geschaffen. Beeindruckend und zugleich bedrückend.

Die 184 Gedenk-Skulpturen sind frei schwebende Bänke, unter denen sich jeweils ein Wasserbecken befindet. Dieses erzeugt durch das einfallende Licht die Spiegelungen auf der Unterseite der Skulpturen.

Nicht genug. Wir fahren weiter zum Arlington Cemetery. Hier sind Grabstätte von fast 300.000 Menschen. Überwiegend Kriegsgefallene aus den Sezessionskriegen, WW I und II, Koreakrieg und Vietnamkrieg, aber auch der ermordete 35. Präsident der Vereinigten Staaten, J.F. Kennedy mit Familie, der ermordete Senator Robert Kennedy sowie der jüngste Bruder Edward Kennedy sind hier beigesetzt.

Beim Anblick von tausenden Grabmälern von Gefallenen aus den letzten Kriegen sollte doch jedem ein Licht aufgehen.

Zurück in Washington D.C. stellen wir den Mietwagen wieder in die Tiefgarage und gehen zu Fuß in den Park, zu den Museen und zum Kapitol. Fotografieren ist angesagt.

Washington Monument

USA Rundreise 2019_30

New York 6. Tag

Wir reisen ab. Vieles konnten wir auf unserer Liste abhaken. Manches war ernüchternd, so zum Beispiel der Time Square oder dass das MoMA bis Oktober 2020 geschlossen hat. Ich befürchte, das MoMA bleibt unbesucht. Wir sind zwar in der nächsten Segelsaison nochmals an der US Ostküste, aber nach New York hoch kommen wir nicht. Anderes war überraschend und absolut lohnenswert besucht zu werden. Die High Line, hervorgegangen aus einer Bürgerinitiative, die sich gegen den Abriss wehrte und die Alternative Hochpark vorgestellt hat. Die üblichen Hotspots sind in der Ferienzeit unerträglich überfüllt. Am schlimmsten sind die Touristen, die mit dem Mobiltelefon vor der Nase und mit Pappbecher voller Kaffee in der freien Hand durch die Stadt irrlichtern.
Wenn New York, dann nicht im Juli oder August.
Unseren Plan nach Long Island raus zu fahren haben wir ebenfalls verworfen. Die Unterkünfte dort sind uns in der Ferienzeit schlichtweg zu teuer. Irgendwann ist Schluss mit lustig.

USA Rundreise 2019_29

New York 5. Tag
High Line Parkanlage in West Manhattan
Auf 2,3 Kilometer Länge entstand eine schmale Parkanlage auf der ehemaligen Hochbahnstrecke für Güterverkehr. Das letzte Teilstück wurde erst am 05.06.2019 fertig und endet im neuen Stadtviertel Hudson Yard.

Einstieg zum Highline Park im westlichen Manhattan

In West Manhattan und West Chelsea am Hudson River war ehemals das Hafenviertel wo die fleischverarbeitende Industrie ansässig war. Es heißt immer noch Meatpacking District. Hiervon ist jedoch nur noch wenig erhalten. Auf beiden Seiten der Parktrasse wurden die Gebäude restauriert und hochwertiger Wohn- und Geschäftsraum wurde geschaffen.

Viele Galerien sind hier zu finden. Im neuen Hudson Yard sind alle Modelabels mit Rang und Namen vertreten. Am Anfang der High Line, an der Gansevoort Street, ist das Whitney Museum of American Art, wo derzeit die Whitney Biennale stattfindet.
Am Ende der High Line steht ein riesiges glänzendes kupferfarbenes Kunstwerk. The Vessel, ein Aussichtsturm der nur aus Treppen und Plattformen besteht und erst im März 2019 eröffnet wurde. Ein neuer Besuchermagnet in New York.

Neu gestaltetes Viertel „Hudson Yard“ mit Treppenhaus ohne Haus im Vordergrund

Treppenhaus als Aussichtsplattform am Ende der Highline

USA Rundreise 2019_28

New York 4. Tag

Liberty Enlightening the World
So nannte der französische Bildhauer Frédéric-Auguste Bartholdi die von ihm geschaffene Freiheitsstatue. Übersetzt heißt das, Freiheit erleuchtet die Welt. Ein frommer Wunsch. Es scheint, als seien die Menschen im Jahr 1886, als die Freiheitsstatue eingeweiht wurde, im Denken und mit ihrer Einstellung weiter gewesen, als einige unserer Mitbürger in Europa und Amerika heutzutage.

Viele Besucher haben den Wunsch die Freiheitsstatue auf Liberty Island und die Einwanderungsinsel Ellis Island zu besuchen. Auch wir reihen uns in die endlose Warteschlange im Battery Park ein. Es gibt nur eine Organisation die die Erlaubnis hat, auf Liberty Island und Ellis Island mit ihren Schiffen anzulegen. Diese Organisation vergibt auch die kostenlosen, jedoch limitierten Tagestickets um die Freiheitsstatue zu besteigen. Als wir am Ticketschalter ankommen, ist das Tages-Kontingent bereits aufgebraucht. Sehr schade. Die Freiheitsstatue hat innen ein Stahlgerüst von Gustave Eiffel sowie eine Wendeltreppe bis hoch zur Krone. Von dort muss die Aussicht über den Hudson River, den New Yorker Hafen und hinüber nach Manhattan, Brooklyn und Staaten Island grandios sein. Wir müssen uns damit begnügen um die Freiheitsstatue herum zu laufen und das Liberty Museum zu besuchen. Auch nicht uninteressant.

Der nächste Stopp ist auf der Einwanderer-Registrierungs-Insel Ellis Island. Dort hat eine Stiftung das Hauptgebäude renoviert und der Besucher kann im Immigration Museum die Einwanderungsprozedur stationsweise nach erleben. Alle Zeitdokumente sind vorhanden. Direkt auf Ellis Island wurden die Einwanderer registriert und medizinisch untersucht. Infektionskrankheiten wurden auf der Krankenstation behandelt. Die Menschen, die nicht direkt nach New York einreisen dürften, mussten bis zur endgültigen Einreiseerlaubnis auf Ellis Island bleiben und wurden von gemeinnützigen Organisationen betreut. So wurden zum Beispiel Menschen mit psychischen Erkrankungen zurück gewiesen. Die Redereien mussten diese Menschen kostenlos zum Ausgangshafen zurückführen. Zwischen 1892 und 1954 sind etwa 12 Millionen Einwanderer auf Ellis Island angekommen. Passagiere der ersten und zweiten Klasse, das heißt diejenigen mit Vermögen, Ruf und Ansehen kamen nicht über Ellis Island an, sondern direkt nach Manhattan. Fast jeder zweite Amerikaner hat Vorfahren, die über Ellis Island immigriert waren. Nach und nach wurden die Einwanderungsbestimmungen verschärft und die Welle ebbte ab.

Neues One World Hochhaus im World Trade Center

Am Abend fahren wir zum Time Square. Auf riesigen digitalen Werbeflächen wird alles beworben was nicht verboten ist. Kann man sich anschauen, muss aber nicht.

Time Square

Das Flatiron Gebäude, eine Ecke weiter, ist jedoch sehenswert.

Flatiron Gebäude

USA Rundreise 2019_27

New York 3. Tag

Es regnet, blitzt und donnert. Im Staaten Island Ferry Terminal finden wir Schutz vor dem Regen und verwerfen unseren heutigen Tagesplan. Freiheitsstatue, Liberty Island, Ellis Island und Staaten Island macht bei dieser Wetterlage keinen Sinn.
Wir üben uns im Metrofahren. Unsere Aufgabe heute besteht darin, möglichst ohne nass zu werden zu den Sehenswürdigkeiten zu kommen. Alles im Freien scheidet heute aus. Das MoMA, Museum of Modern Art ist leider bis Oktober 2020 wegen Renovierung geschlossen. Schade, gerade das MoMA stand auf unserer „Must-have-seen-bevor…“ Liste. Also doch ins Solomon Guggenheim Museum. Wobei uns hier die Ausstellungen weniger interessierten als die Architektur des Gebäudes.

Solomon Guggenheim Museum

Die Sonderausstellung zeigt Werke von Jean-Michel Basquiat.

Jean-Michel Basquiat

Zur Dauerausstellung gehören Werke von Kandinsky, Delaunays, Chagall, Klee, Feininger, Miro, Kokoschka, in der Thannhäuser Collection Werke von Van Gogh , Gauguin, Manet und Pissarro. Wir bleiben bis das Museum geschlossen wird und wir um 17:30 Uhr vom Museumspersonal zum Gehen gedrängt werden. Draußen regnet es wieder in Strömen. Mit Hunderten stehen wir unter dem Vordach und schauen uns das Szenario an. Aus dem Nichts erscheint ein Verkaufsstand mit Regenschirmen und Plastikumhängen. Yellow Cabs, Ubers und Lyfts fahren vor. Passagiere der offenen Hop on – Hop off Busse in weißen Plastikumhängen suchen und finden Regenschutz unter dem Museumsvordach. Ausgesperrte Museumsbesucher irren mit ihren Smartphone an den geschlossen Eingangstüren entlang auf der Suche nach dem freien Museums WLAN. Museum zu, WLAN weg. Allmählich löst sich die Menge auf. Einige nehmen Taxis oder bestellen Uber oder Lyft, andere kaufen Regenschirm und Regencape, manche warten einfach ab. Vor uns entledigen sich Zwei Ihrer Hop on- hopp off Regencapes, das heißt sie lassen Sie einfach fallen und sprinten zum Taxi. So geht das natürlich nicht. Diese Plasitikmüll-Entsorgung ist nicht korrekt. Wir nehmen die weggeworfenen Capes in Obhut und ziehen sie über als der Regen etwas nachgelassen hat. Mit nassen Füßen, aber trockenen Klamotten und Rucksäcken kommen wir in der nächsten Metrostation an. Sightseeing für heute beendet.

USA Rundreise 2019_26

New York Tag 2

Wer Hass sät, wird Hass ernten.
Dieser Spruch ist aktueller denn je. Schusswaffen-Massaker in El Paso und Dayton von geistig unterbelichteten Rassisten.

Dazu passt, dass wir heute das 9/11 Memorial und Museum besuchen. Vier Stunden halten wir uns am Ground Zero und im Memorial Museum auf. Die Stimmung ist sehr bedrückend. Nicht nur Touristen sind da, auch viele Amerikaner. Weiße Rosen werden bei den Namen der Getöteten platziert. Jeder hält inne, Zeit der Besinnung ob den grauenvollen terroristischen Massenmorden. Im Museum wird sehr offen dargestellt wie und warum es zu dem extremen Hass auf Amerika kam und weshalb das weltweit operierende Terrornetzwerk Al-Qaida Zulauf hatte. Der erste Al-Qaida Anschlag mittels Autobombe in der Tiefgarage des World Trade Centers erfolgte bereits am 26.02.1993. Es starben sechs Menschen. Bei den Selbstmordattentaten vom 11.09.2001 wurden fast 3000 Menschen getötet, darunter 411 Ersthelfer, Feuerwehrleute und Polizisten. An alle Ermordeten wird im Museum und auf dem Ground Zero würdevoll gedacht. Auch dies ist in Amerika möglich. Das World Trade Center wurde zwar wieder mit zwei neuen Gebäuden vervollständigt, aber die Fundamente der Zwillingstürme sind Gedenkstätten wurden nicht wieder bebaut. Zwischen dem Nord- und dem Südturm befindet sich das 9/11 Memorial Museum.

Ground Zero

Ground Zero

One World Center/World Trade Center
Oculus Gebäude links und neues WTC Hochhaus rechts

One World Center/World Trade Center
Oculus Gebäude

Danach brauchen wir wirklich frische Luft. Die Brooklyn Bridge ist unser Ziel. Zu Fuß gehen wir von Manhattan rüber nach Brooklyn und schauen uns im neunen, sehr belebten In-Viertel Dumbo um. Hier zeigt sich, dass mit guten Stadtplanern und Geld natürlich, aus alten Fabrikgebäuden durchaus vorzeigbare Wohn- und Geschäftsgebäude geschaffen werden können.

Brooklyn Bridge und Manhattan Skyline

Manhattan Bridge und „In-Viertel“ Dumbo in Brooklyn

Manhattan Bridge

Der Abschluss des Tages findet auf der Besucherplattform im 86. Stockwerk des Empire State Buildings statt. Eigentlich sollte es 102 Stockwerke hoch gehen, aber die Aussichtsplattform befindet sich im 86. Stockwerk. Das reicht auch. Es geht zu wie im Sommerschlussverkauf. Den Platz für das Foto des Tages muss man sich mit den Ellenbogen erarbeiten.

Blick vom Empire State Building

Blick vom Empire State Building in Richtung Hudson River

Auf dem Heimweg machen wir unsere erste Erfahrung mit dem überalterten U-Bahn-Netz. Ausgerechnet mitten in der Nacht. Unsere 5er Linie nach Brooklyn hat technische Probleme und fährt nicht. Wir müssen uns Alternativrouten suchen. Das verursacht etwas Stress, denn wir wollen uns den Nervenkitzel ersparen, gegen Mitternacht länger als fünf Minuten zu Fuß durch Brooklyns Straßen zu laufen. Schlussendlich kriegen wir, mit Hilfe eines sehr bekifften und/oder besoffenen, jedoch sehr freundlichen New Yorkers unseren B103er Bus an der Metro-Endhaltestelle der Nummer 2 und müssen anschließend nur noch 2 Minuten zum Apartment laufen. Alles ist gut

USA Rundreise 2019_25

New York 1. Tag

Ich war noch niemals in New York …. ist jetzt Geschichte. Mitten in Brooklyn haben wir ein bezahlbares Appartement gefunden. Das ist zwar nicht der Hit, aber einigermaßen sauber. Nachdem ich eine halbe Flasche Chlor Bleichmittel in die Duschwanne gekippt hatte, war alles tot was dort eventuell noch lebte. Ebenso in der Küche. Zum Schlafen, Duschen, Frühstück und Abendessen zubereiten ist es allemal gut. Der Preisunterschied zwischen einem Hotelzimmer und einer Loft bzw. Appartement ist marginal.
Heute, am ersten New York Tag, ließen wir es langsam angehen. Die Nummer mit dem Tagesticket bzw. Wochenticket für die Öffentlichen funktionierte genau so wie in Boston. Der Busfahrer ließ uns kostenlos bis zur Metro-Station mitfahren. Hier konnten wir am Ticketautomaten zwei unbegrenzte 7-Tage-Tickets ziehen und sogar mit Bargeld bezahlen.
An der Central Station stiegen wir aus und kamen aus dem Staunen nicht mehr raus. Über uns der Himmel mit den Sternzeichen der nördlichen Hemisphäre, um uns herum Torbögen, Hallen und Gänge im viktorianischen Stil. In Stuttgart reißen wir historische Teile unseres Bonatz-Hauptbahnhofs ab, anstatt sie in Stuttgart 21 zu integrieren. Anderes Thema.

Central Station

Auf der Park Avenue ging es, teils durch Büro- und Hotel-Lobbies durch, in Richtung Central Park. Nur kein Stress mit der Metropole gleich am ersten Tag. Langsam anfreunden. Der Central Park ist ein echtes Naherholungsgebiet mitten in Manhattan. Fein gekleidete Büromenschen machen hier Mittagspause und essen Gesundes aus Muttis Tupperle, Mamis mit Säuglingen und Kleinkindern mischen sich unter die vielen Touristen. Die Touristen fallen dadurch auf, dass sie jeden Mist mitmachen. So zum Beispiel sich am „Lake“ ein Paddelboot ausleihen und Chaos veranstalten. Uns reicht eine Sitzbank im Schatten um die vielen Info-Broschüren aus dem I-Punkt zu sichten.

Rushhour im Central Park

Die Fifth Avenue zieht sich entlang des Central Parks und ist hier in diesem Bereich eine Museumsmeile. Museum of the City of New York, Smithsonian Museum of Design, Jewish Museum, Guggenheim Museum, Metropolitan Museum of Art, Frick Collection und die Neue Galerie sind hier. Heute ist nur Umschauen und Erkunden dran, noch kein Besuch der Museen.

The Metropolitan Museum of Art

The Solomon Guggenheim Museum

The Solomon Guggenheim Museum

Auf der Fifth Avenue laufen wir endlos lang zurück in Richtung Rockefeller Center. Wir wollen auf die Aussichtsplattform im 70. Stockwerk. Es gibt Tickets mit einem vorgeschrieben Zeitfenster. Wir wären erst um 21:40 Uhr dran gekommen. Das ist uns für heute zu spät.
Wir müssen uns mit der Metro zu Recht finden und deshalb fahren wir mit der Nummer 6 bis zur 59. Straße um anschließend mit der Seilbahn über den East River nach Roosevelt Island zu gelangen. Die im East River gelegene Insel, mit Leuchtturm, umrunden wir zu Fuß. Das war es für den heutigen Tag. Wir nehmen den Expressbus BM2 von Manhattan zurück nach Brooklyn.

Seilbahn zur Roosevelt Island
Links daneben die Queensboro Bridge

USA Rundreise 2019_24

Plymouth und Cape Cod
Hier steht alles im Zeichen der Mayflower, die 1620 mit den ersten Siedlern aus England in Plymouth anlandete. Pilgrim hier, Pilgrim dort. Geschlagene 66 Tage waren die Siedler unter widrigsten Bedingungen an Bord der Mayflower unterwegs bis sie hier auf einen Haufen Nichts trafen und von ganz unten neu anfangen mussten. In der heutigen Zeit kann sich das niemand mehr vorstellen.
Cape Cod ist eine bewaldete sichelförmige vorgelagerte Sandbank. Das Nacherholungsgebiet für die Menschen aus den umliegenden Großstätten mit viel Charme. Schöne langgezogene Sandstrände beidseits der Insel, alte Leuchtfeuer, gute ausgebaute Fahrradwege, keine Betonklotz-Bausünden. Alles was für ein erholsames Wochenende nötig ist. Nur an der Wassertemperatur müssen sie noch arbeiten, 15 Grad kaltes Atlantikwasser ist jetzt nicht so spektakulär.

Cape Cod


Cape Cod

USA Rundreise 2019_23

Boston

Skyline Boston vom Bunker Hill Monument

Bei der Anreise sticht sofort die Skyline in die Augen. Skyscraper ohne Ende, der älteste ist von 1915. Das schreckt uns nicht ab. Wir haben Zeit und fahren deshalb gleich mit dem Auto mitten hinein ins Zentrum. Ziel ist die Faneuil Hall, die alte Markthalle. Hier gibt es alles was das Herz, primär der Magen, begehrt. Lobster! Es werden die teuersten Lobsterrolls unserer Reise. Im Parkhaus des Hard Rock Cafés bezahlen wir für 56 Minuten 28 US Dollar. Dies war das einzige Parkhaus in der Innenstadt an dem kein Hinweisschild „Payment with CreditCards only“ hing. Cash ist hier völlig aus der Mode.
Nach dem Lesen einiger Reiseberichte beschließen wir die Stadt per Fuß und mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zu erkunden und das Auto für günstige 10 Dollar am Tag in der Hotelgarage stehen zu lassen. Da wir etwas außerhalb wohnen, lohnt sich für uns ein Tagesticket für die Öffentlichen. Dies gibt es nur in der Innenstadt an den Ticketautomaten der U-Bahnstationen. Das ist doof, wir wohnen im Außenbereich, wo die Bahn als Straßenbahn durch die Vororte zuckelt. Nochmals mit dem Auto rein um den Pass kaufen? Das wäre ja richtig blöd. Wir gehen zur nächsten Straßenbahnhaltestelle der Greenline und fragen den Fahrer, wie wir zu unseren Tickets kommen. Der meint, einsteigen und an der ersten unterirdischen Station aussteigen und die Tickets ziehen. So dürfen wir mit offizieller Genehmigung einige Stationen schwarz fahren. Einer der vielen Ticketautomaten kann tatsächlich mit Geldscheinen gefüttert werden und wir bekommen zwei Tageskarten.

Unsere erste Anlaufstelle ist die Mary Baker Eddy Library und das Mapparium. Das Mapparium ist eine begehbarere Weltkugel mit einem Durchmesser von 12 Metern.

Mapparium

Exakt im Inneren der Weltkugel stehend ist man von jedem Ort der Welt gleich weit entfernt. Es ist eine andere Perspektive, man schaut vom Inneren nach außen und nicht eindimensional von oben drauf. Die perspektivischen Kartenverzerrungen finden somit nicht statt. Sehr interessant ist auch die Akustik in der Kugel, selbst ein Flüstern auf der gegenüberliegenden Seite hört man so, als ob der Flüsternde einem direkt ins Ohr flüstert.
Danach begeben wir uns auf den Freedom Trail.

Er führt uns durch das geschichtsträchtige historische Boston. Hier hatte die Unabhängigkeitsbewegung der Neu-Engländer 1773 mit der Boston Tea Party ihren Anfang. Näheres weiß das www. Sehr bemerkenswert ist, dass noch so viele alte Häuser, gar ganze Stadtviertel dem Hochhaus-Bauwahn getrotzt haben. Unterwegs auf dem Freedom Trail merkt man kaum, dass man sich mitten in einer Großstadt befindet.

Stadtviertel Charlestown in Boston


Newbury Street Boston

Den Abschluss des Trails bildet die Besichtigung der USS Constitution die im Bostoner Hafen liegt.

Sorry, falsches Bild

Die USS Constitution aus dem Jahr 1797 ist eines der ältesten noch in Betrieb (für Touristenausfahrten) befindlichen Kriegsschiffe.

Fallengewimmel auf der USS Constitution

Schlafsaal USS Constitution

Am späten Nachmittag sind wir im SoWa Design und Art Viertel. Die dort ansässigen lokalen Künstler in der Harrison und Thayer Street haben jeden ersten Freitag im Monat den Tag des offenen Ateliers. Auch sehr beeindruckend. Wild, chaotisch, abgedreht und modern. Aber auch ansprechende Arbeiten sind dabei. Bei den aufgerufenen Preisen jedoch, zieht es einem den Boden unter den Füßen weg.

Tag des offenen Ateliers

Der Tag vergeht wie im Flug. Zum Tagesausklang besuchen wir Wally‘s Jazz Lokal in der Washington Ave. Sehr junge Musiker machen eine Jam Session – nicht chaotisch sondern durchaus harmonisch