USA Rundreise 2019_31

Washington
Philadelphia, benannt nach dem leckeren Streichkäse, oder war es umgekehrt? Auf jeden Fall bleibt Philadelphia so wie auch Baltimore rechts liegen. Wir ziehen gleich bis Washington durch. Hier wohnen wir in einem hippen Hotel mit Tiny Rooms im obersten Stockwerk. Das Zimmer ist höher als lang bzw. breit. Keine 12 qm Zimmer, einschließlich Dusche und WC. Das heißt, es besteht nur aus einem französischen Bett um das wir gerade so herumlaufen können, an der Wand Kleiderhaken und unterm Bett Stauboxen für die Klamotten. Über uns ist noch die Roof Top Bar. Lauter nette junge Menschen um uns herum, wir sind genau eine Generation älter. Das macht uns nichts aus, das Ambiente ist klasse, wir fühlen uns wohl und bemühen uns, nicht peinlich zu sein. (Liebe Grüße an unsere Kids). Das allerbeste ist, dass wir alles fußläufig erreichen können. Das Lincoln Memorial und somit die Mall, die durch die Parkanlagen bis zum Capitol führt, ist keine zehn Minuten weg.
Kurz hatten wir überlegt, die Kindertretroller aus dem Kofferraum zu holen und los zu rollern, aber wir ließen es sein. Die nervigen Elektroroller mit den verpeilten Touristen sind auch hier am Start; selbstverständlich nicht auf den Radwegen sondern auf dem Gehweg. Wir wollten nicht auch noch die Fußgänger aufschrecken. Dieses Fortbewegungsmittel hat an solchen Hotspots definitiv nichts verloren. Punkt.
Washington gefällt uns. Es ist heimelig, weil keine protzigen Hochhäuser rumstehen, sondern es eine gewachsene Stadt ist. Alt und Neu sind gut verzahnt.

Blick auf das Capitol

Am ersten Abend nehmen wir, letztendlich freiwillig, an einer Kundgebung am Lincoln Memorial Teil. Das hier ist ein sehr besonderer Ort, denn hier hat Martin Luther King jr. seine Rede „I have a dream“ gehalten. Die heutigen Redner rufen die Teilnehmer zu mehr Menschlichkeit auf. Es werden Gospels gesungen und zum Ende der Kundgebung ziehen die Menschen zum Band Aid Song „We are the World“ am reflecting pool entlang. Jeder hat entweder eine Taschenlampe oder ein leuchtendes Mobiltelefon in der Hand zum Zeichen, dass den Regierenden der Welt endlich ein Licht aufgehen soll.

Kundgebung „Stand up for humanity“ am Lincoln Memorial

In diesem Bezirk von Washington können wir ohne weiteres auch nachts unterwegs sein. Es ist sehr sicher hier. An jeder Ecke stehen Security oder Polizisten. Ausnahmsweise ist die totale Überwachung angenehm. Natürlich wollen wir auch das Weiße Haus sehen. Bei Nacht und mit Beleuchtung. Ist aber nicht möglich, weil die Zäune um den White House Park herum gerade erneut werden und stattdessen drei Meter hohe Bretterwände rumstehen. Total vernagelt halt. Dann gibts eben kein Foto.
Am zweiten Tag fahren wir nach Arlington rüber. Das liegt im Bundesstaat Virginia und ist nur durch den Potomac River von Washington D.C. getrennt. Luftlinie 2,3 Meilen vom Washington Monument entfernt. Hier ist das Pentagon und ein weiteres 9/11 Memorial. AA Flug 77 startete von Washington mit Ziel Los Angeles. Das Flugzeug wurde bald nach dem Start im Zuge der Terroranschläge am 11. September 2001 entführt und in das Pentagon gesteuert. Dabei starben alle 59 Menschen an Bord sowie 125 Pentagon-Mitarbeiter. Für diese Terroropfer wurde vor dem betroffenen Gebäudetrakt des Pentagons eine Gedenkstätte errichtet. Diese Gedenkstätte ist ebenso sehenswert wie das 9/11 Memorial in New York. 184 Skulpturen, für jedes Opfer eine, mit Namen und Geburtsjahr, wurden geschaffen. Beeindruckend und zugleich bedrückend.

Die 184 Gedenk-Skulpturen sind frei schwebende Bänke, unter denen sich jeweils ein Wasserbecken befindet. Dieses erzeugt durch das einfallende Licht die Spiegelungen auf der Unterseite der Skulpturen.

Nicht genug. Wir fahren weiter zum Arlington Cemetery. Hier sind Grabstätte von fast 300.000 Menschen. Überwiegend Kriegsgefallene aus den Sezessionskriegen, WW I und II, Koreakrieg und Vietnamkrieg, aber auch der ermordete 35. Präsident der Vereinigten Staaten, J.F. Kennedy mit Familie, der ermordete Senator Robert Kennedy sowie der jüngste Bruder Edward Kennedy sind hier beigesetzt.

Beim Anblick von tausenden Grabmälern von Gefallenen aus den letzten Kriegen sollte doch jedem ein Licht aufgehen.

Zurück in Washington D.C. stellen wir den Mietwagen wieder in die Tiefgarage und gehen zu Fuß in den Park, zu den Museen und zum Kapitol. Fotografieren ist angesagt.

Washington Monument