Nachtfahrt von Nevis nach Guadeloupe

Ankerplatz vor Nevis

Ankerplatz vor Nevis

Am Montagnachmittag, bei 5 Windstärken aus Ost, warfen wir den Festmacher los und segelten mit der kleinen Fock und einem Reff im Groß los. Der Himmel war wolkenlos und wir hofften auf einen klaren Sonnenuntergang mit dem sagenhaften „Greenflash“. Fast ein Jahr sind wir schon mit der Sunrise unterwegs, haben jede Menge Sonnenuntergänge gesehen, aber noch nie den Greenflash. Entweder war es zu diesig oder es schob sich in der letzten Sekunde doch noch eine Wolkenbank vor die Sonne. So auch gestern. Trotzdem gibt es jedes Mal sensationelle Farben am Horizont und es ist jeden Tag aufs Neue faszinierend. Wir hatten eine sehr ruhige Nachtfahrt. Die Welle war moderat und der Wind ließ im Laufe der Nacht immer mehr nach. Kurz nachdem ich von Walter die Nachtwache übernommen hatte, musste ich ihn leider schon wieder wecken. Die kleine Fock musste weg und dafür die große Genua gesetzt werden. Zum Bergen der Fock müssen wir aufs Vorschiff, da wir die Fock mit Stagreiter am wegnehmbaren Kutterstag fahren. Das kann Einer alleine nicht, zumindest wir nicht. Die Genua durfte uns auch nur noch drei Stunden ziehen, dann war der Wind ganz weg. Die letzten 15 Meilen haben wir mit dem Motor zurückgelegt. Die Marina de Port de Rivière Sens ist 1,5 Meilen südlich der Stadt Basseterre auf Guadeloupe. Wir haben den Hafenkapitän angefunkt und nachgefragt, ob wir mit unseren 2 Metern Tiefgang reinkönnen. Ja, es geht. In der Einfahrt sind es 2,70 Meter, im Hafen selbst ist es sehr flach, wir sitzen nach unserem Tiefenmesser bereits im Sand. Die Schiffe liegen mit dem Heck an einer Boje und mit dem Bug an Schwimmstegen. Dies ist in der Karibik üblich. Üblich ist aber auch, dass das Marinapersonal mit dem Schlauchboot kommt und die Leine für die Boje übernimmt und festmacht, sodass die Schiffscrew (also ich) nur noch dichtholt und sich dann um die Vorleinen kümmern kann. Nicht so hier, der Hilfsmarinero stand gelangweilt am Steg und hat uns an einen freien Platz geschickt. Wie wir die Leine an die Boje bringen, war unser Problem. Und es war in der Tat ein Problem, denn darauf war ich überhaupt nicht gefasst. Die Boje konnte ich mit dem Bootshaken ja greifen, aber hochziehen um die Leine durchzufädeln ging beim besten Willen nicht. In Skandinavien ist das Festmachen an Bojen auch üblich und die Segler verwenden hierzu einen langen starren Bojenhaken aus Metall, der in die Boje eingehakt wird. Am Bojenhaken hängt der Festmacher und fertig ist die Laube. Aber leider gibt es bei uns an Bord diesen Bojenhaken noch nicht und deshalb stand ich ziemlich bescheuert mit dem Bootshaken in der rechten Hand, die Boje dran hängend, und mit dem Festmacher in der linken Hand an Deck. Den Bootshaken konnte ich nicht loslassen, weil dann wäre die Boje wieder weggeflutscht. Runterbeugen ging auch nicht, ich hätte mich selbst über Bord gezogen. Walter musste vom Steuer weg und den Festmacher einfädeln. Als dann endlich auch die Vorleinen fest waren, stellte der HiTri-Marinero fest, dass unser Schiff zu breit für diesen Platz ist und wir mussten wieder aus der Lücke raus. Er schickte uns weiter in den Hafen rein und der Tiefenmesser zeigte nur noch 2 Meter Tiefe. Wir haben einen Tiefgang von 2 Metern. Hier das gleiche Theater wieder. Nur mit dem kleinen Handycap, dass ich auf einmal nur noch den Gummigriff vom Bootshaken in der Hand hatte, der Bootshaken ist einfach rausgeflutscht, schwamm im Hafenbecken und ging sofort unter. Schnell den zweiten Bootshaken geholt, die Boje wieder gegriffen und Walter hat den Festmacher durchgefädelt. In diesem Chaos hat sich Walter noch den Fuß übertreten und sich wieder eine Verletzung am gerade verheilten Sprunggelenk zugezogen. Wir waren ziemlich bedient. Dafür ging das Einklarieren recht flott. In der Bar Barrakuda steht ein Einklarierungscomputer und die Inhaberin der Bar erledigt das Einklarieren direkt selbst. Auf die Frage, was es kostet, kam die Antwort, dass das Klarieren in Frankreich gratis ist. Hört, hört! Die Marina Fort Louis in St. Martin (auch Frankreich) nimmt 7,80 Euro fürs Einklarieren und 7,80 Euro fürs Ausklarieren. Die Angaben am Computer macht man selbst, druckt das Formular aus und das Officepersonal macht nur noch den Stempel drauf.
Am Nachmittag war die Aktion Mietwagen dran. In Rivière Sens gibt es eine Filiale eines Mietwagenverleihers, der aber aktuell keine Autos hat. Wir sollen nach Basseterre. Mit dem Linienbus fuhren wir nach Basseterre. Mietwagen für Mittwochvormittag Fehlanzeige. Mittwoch 15 Uhr, frühestens. Im Tourismusoffice gab man uns eine Liste mit drei weiteren Verleihern in Basseterre. Wir haben trotz Stadtplan keinen davon gefunden. Nach einigen Irrwegen und Nachfragen stellte sich heraus, dass zwei Verleiher mittlerweile in der nächsten Stadt, in Baillif im Industrieviertel sind. Mit dem Bus fuhren wir weiter nach Baillif und fanden beide Verleiher. Einer hatte noch geöffnet. 82 Euro (68,00 + 14,00 Versicherung) für einen Tag. Nein danke. Mit dem Bus wollten wir wieder zurück nach Basseterre, bzw. Rivière Sens. Wir standen eine gefühlte Stunde an der Bushaltestelle, kurz vor Sonnenuntergang hielt ein Auto. Der Fahrer fragte uns, ob er uns nach Basseterre mitnehmen kann. Nach 17:30 fährt von dort kein Bus mehr. Dankbar stiegen wir ein und bekamen gleich zwei Bananen zur Stärkung geschenkt. Der nette Mann fuhr uns direkt zur Marina, wollte von Walter kein Trinkgeld nehmen und schenkte uns stattdessen noch zwei frisch geschnittene Salatköpfe. Unglaublich! Am Steg angekommen, mussten wir feststellen, dass die Codekarte zum Öffnen der Türe nicht mehr funktionierte. Zum Sundowner schafften wir es nicht mehr zum Schiff, stattdessen warteten wir auf jemand, der uns die Türe öffnete. Das Office war selbstverständlich schon geschlossen und ein Wachdienst nicht zu sehen. Oh what a beautiful day!