La Gomera_7

Der 7. Sinn oder einfach mal wieder Schwein gehabt

Was macht eine Schwäbin, wenn der Tagesplan durcheinander gerät? Der Mann ewig beim Duschen ist und die Wolkendecke mal wieder die Sicht in die Berge vernebelt? Na ja, sie entspannt sich und fängt an zu putzen! Zuerst werden die Polster abgesaugt, dann wird zusammengekehrt und der Kehricht wird eingesaugt und wenn dann der Akku des Staubsaugers noch Kapazitäten frei hat, werden die unteren Schränke ausgeräumt und ebenfalls ausgesaugt. Ja, auf einem schwäbischen Schiff muss Ordnung sein – zumindest hin und wieder. Liegt halt in den Genen oder an der guten Erziehung – gelle Mama Theresia (meine Mutter heißt wirklich so, sie ist sehr streng, aber auch sehr gütig). Der Schrank unter dem Waschbecken im hinteren Bad ist sehr geräumig, beherbergt den Klopapiervorrat und den KüPa-Vorrat für Monate, alles wird rausgeräumt und ausgesaugt. Aber was soll die dünne braune Linie am Seeventil für den Fäkalientank? Die war da nicht und die soll da auch nicht sein! Kurz gehirnt, klar, das Seeventil muss rott sein. Warum auch immer. Wir haben das Schiff die letzten drei Jahre immer in der Werft vom Fachpersonal für teures Geld warten lassen. Hatten das Schiff erst vor zwei Monaten aus dem Wasser und gewissenhaft durchgesehen und jetzt das. Mann, mann, mann. Als Walter vom Duschen kommt, muss er erst mal tief durchatmen, ob der neuen Nachricht. Er ruft den Vertreter der TransOcean-Vereinigung in San Sebastian, Andreas, an. Andy kommt am Nachmittag aufs Schiff und diagnostiziert: Seeventil ist rott, es muss ausgetauscht werden (sag ich doch). Die Sunrise muss aus dem Wasser, wie und wo muss erst noch eruiert werden. Hier in San Sebastian gibt es keinen Kran für unser Schiff. Oh Mann, was haben wir aber auch für ein Glück, dass wir das jetzt bemerkt haben, wenn uns das Seeventil im Januar mitten auf dem Atlantik abgegrätscht wäre, dann hätten wir aber einen Mordsstress und mordsmäßig viel Wasser im Schiff gehabt – an weiteres möchte ich gar nicht denken. Diese Neuigkeiten müssen wir erst mal verdauen und beschließen erst mal die Grundlage zur Verdauung zu schaffen, indem wir uns ins Auto setzen, nach Hermigua in ein nettes Restaurant fahren und uns mit einem leckerem Abendessen und einer Flasche Rotwein beruhigen lassen. Morgen ist ein neuer Tag!