
Die Frage, wo wir die Sunrise nun auf La Gomera aus dem Wasser holen, hat sich dann ganz schnell beantwortet; nämlich durch unseren vorzeitigen Aufbruch nach La Palma.
Es waren da einige Möglichkeiten, wie z.B. in Porto Santiago auf La Gomera, was aber nur bei ganz ruhigen Wetter möglich ist. Leider ist der Kran dort nicht einsatzbereit und muss erst repariert werden. Oder nach einer Überfahrt nach Tenerife in Los Christianos. Der Kran hätte funktioniert, aber der Behördenschimmel trabt dort ganz gewaltig. So gehört der Kran der Cooperative Pesquera der Hafen aber der Kommune. Man muss sich also mit beiden Institutionen einig werden, wann und wie lange man sich im nicht öffentlichen Hafen aufhalten will. Ist das Schiff dann wieder im Wasser, muss es sofort wieder aus dem Hafen, weil keine Liegeplätze vorhanden sind. Die dritte Möglichkeit wäre dann noch San Miguel auf Tenerife gewesen. Aus diesem Hafen waren wir vor gerade mal zwei Wochen nach La Gomera ausgelaufen, also zurück auf Los und ziehe nicht 4000 DM! Das Wetter hat dann entschieden: Für Samstag waren noch moderate Bedingungen für die Überfahrt nach La Palma vorhergesagt. Wind mit 4 Bft. aus Nord auf Ost drehend. Für Sonntag waren dann schon deutlich mehr Wind und Welle vorhergesagt, der Montag gar unmöglich mit mehr als 6 Bft. und Wellen ab 4 Meter—Nein, danke nicht freiwillig.
Gekommen ist es wie immer etwas anders. Wir diskutieren heute noch darüber, ob die Überquerung der Biskaya schlimmer war oder diese 65 Meilen nach La Palma. Auf jeden Fall war es mir auf der Biskaya weniger schlecht. Noch bei Dunkelheit haben wir den Hafen in San Sebastian auf Gomera verlassen und mussten die ersten Meilen gegen den bereits kräftig blasenden Nordwind anmotoren. Rum um die Ecke am Cap Punta Majona mit Kurs 290 Grad war dann Segeln möglich, mit Abstrichen, denn wir mussten sofort Groß-und Vorsegel ins erste Reff nehmen bei 5 Bft. Kurs 290 Grad für die nächsten 45 Meilen (ca. 7 Stunden). Immer wieder waren ausgedehnte Böenwalzen auf unserer Kurslinie, hier bekamen wir regelmäßig noch 2 Bft. zum Grundwind dazu und ab und an auch einen gewaltigen Regenguss oder von der querlaufenden Wellen eine Salzwasserdusche. Das Ganze kein Spaß mehr. Mit etwas Groß und gerefften Vorsegel kann unser Schiff schon einiges ertragen. Wie gesagt, wir waren uns uneins über die Beurteilung dieser Überfahrt, die Eine machte Mittagsschlaf im Wetterchaos, dem Anderen war’s einfach nur schlecht. Das schlechte Wetter und der Wind blieb uns bis um die Südspitze von La Palma erhalten, erst als wir dann in der Abdeckung auf der Westseite von La Palma angekommen waren, schlief der Wind ein, die Wellen glätteten sich und wir mussten die letzten 8 Meilen bis in den Hafen von Tazacorte motoren. Hier gibt es zwei funktionierende Kräne die uns hoffentlich in den nächsten Tagen etwas helfen werden.