Sanxenxo und Combarro

Die Nacht von Mittwoch auf Donnerstag war horrible. Wir lagen in der großen sehr belebten Marina in Sanxenxo in der Ria Pontevedra. Im Vergleich zu den letzten Übernachtungsplätzen ist Sanxenxo eine Großstadt. Hochhäuser säumen die lange Strandpromenade, Bars, Cafés, Restaurants, Schuh- und Kleiderläden. Auch der Badestrand war gut besucht. Freizeitangebote, wie im Fallschirm hängend vom Motorboot in 50 Meter Höhe durch die Bucht gezogen werden u.a. Offensichtlich ein beliebter Urlaubsort. Im Restaurant gab es erst ab 21 Uhr Abendessen, bis kurz vor 23 Uhr waren wir die einzigen Gäste. Dann füllte sich das Restaurant schnell, spanische Familien mit Säuglingen und Kleinkindern kamen. Die Säuglinge liegen im Kinderwagen mitten im Trubel – so gewöhnen sie sich schnell an den Lebensrhythmus im Süden. Der Rhythmus ging die ganze Nacht durch, und zwar ausgehend von der Bhudda-Bar in der Marina. Gewummer bis morgens um 6 Uhr – sodass an Nachtschlaf nicht zu denken war. Christine und Heinz von der anima mea lagen zwei Schiffe vor uns und sind aufgrund meines Tips auch nach Sanxenxo gefahren. Ich war hier vor 8 Jahren schon mal, aber die Disco im Hafen gab es da noch nicht – tut mir leid. Gegen Mittag verlassen wir die Marina Sanxenxo und fahren gemeinsam weiter in die Ria Pontevedra rein. Dort erwarten uns Seffi und Tomy von der Yemania mit dem Geheimtip Combarro. Ein herzlicher Empfang, Leinen werden angenommen, kaum sind beide Schiffe fest, sitzen 6 Personen beim Begrüßungsumtrunk im Cockpit der Yemania. Die Marina Combarro ist eine schöne, saubere Marina, vielleicht drei bis vier Jahre alt. Am Abend besichtigen wir die historische Altstadt von Combarro. Sehenswert sind die Kornspeicher vor den Häusern. Die Kornpeicher stehen auf Steinstelzen, auf der Stelze eine runde Steinscheibe und darauf ist das Speicherhäuschen gebaut. Zweck dieser Bauweise ist, dass keine Ratten etc. ins Vorratshäuschen klettern können, da sie die runde Steinplatte nicht überwinden können. Alles ist sehr herausgeputzt, die Bewohner sind sich der Schönheit ihrer „Steine“ bewusst und pflegen sie. Zum Abendessen gehen wir gemeinsam in eine kleine Taperia am Rande der Altstadt. Wir sitzen idyllisch unter Weinreben und Kiwibäumen im Freien. Die Wirtin serviert uns der Reihe nach Pulpo, kleine gegrillte Fische, große gegrillte Fische, gegrillte Pimentas, kleine frittierte Calamaris und eine Platte Lammkoteletts (Heinz isst kein Fisch). Wir essen uns kreuz und quer durch das Sortiment, alles ist lecker, nur das Lamm ist nicht so der Hit. Gut gelaunt verlassen wir die Taperia und schlendern durch die Gassen Richtung Marina. Kleinkinder spielen noch auf den Gassen (anderer Lebensrhythmus) und in der Marina ist ebenfalls noch einiges geboten. In einer Bar spielt ein Trio und in der anderen ein Gitarrist. Wir bleiben beim Trio hängen und Christine versucht vom Barkeeper sechs Mojitos zu bekommen. Es werden die sechs langsamsten, akribisch zubereitetsten Mojitos, die jemals über eine Theke gewandert sind. Amüsiert betrachten wir von draußen durch die Glasscheibe die Zubereitung: Sechs Limetten werden aus der Obstschale genommen, eine nach der anderen auf das Schneidbrett gelegt, einmal längs und zweimal quer schnitten. Ins Glas getan (dauerte länger als die Zeilen zu schreiben), sechs Gläser mit Limetten gefüllt stehen da, jetzt kommt Zucker drauf, danach werden die Limetten mit dem Stößel und dem Zucker zerquetscht, jedes Glas bekommt zwei Runden Limetten-mit-Zucker-Verquetschung, danach steigert sich die Geschwindigkeit minimal, Eis kommt drauf, Minzeblättchen werden abgezählt, verteilt und zum Schluss noch der Alkohol drauf. Strohhalme rein und fertig ist der Mojito – nein jetzt werden noch sechs blaue Servietten in Dreiecksform gefaltet und mit der Spitze nach oben ans Glas gepappt. Heinz ist zwischenzeitlich zu Christine an die Bar gegangen um Tragen zu helfen, darf er aber nicht. Ein anderer Ober kommt mit einem Servierbrett, stellt die sechs Gläser drauf, ein Schälchen Nüsse, ein Schälchen Gummibärchen dazu und serviert nun endlich den „Schlürschluck“, nach einer gefühlten Stunde. Lustig war´s. Die Nachtruhe wird nicht gestört, da die Party dieses Mal nicht bis in die Morgenstunden geht. Am nächsten Morgen bleiben wir lange in den Kojen liegen und genießen dann den Tag – es ist hoher Feiertag in Galicien: Heiliger Sankt Jakob.