Guernsey – Auszug aus dem Bordleben

Hier in St. Peter Port ist es sehr schön, alles sehr aufgeräumt, die Sonne scheint und die Kirchenglocken läuten wie zu Hause, doch die Zeit scheint etwas stehen geblieben zu sein. Natürlich fahren die neuesten Autos durch die Straßen und es gibt auch ein Neubaugebiet, aber irgend wie atmet hier noch alles die Luft der 50iger Jahre. Ich will das an einem Beispiel erklären. Wie überall in den Marinas gibt es auch hier in der Viktoria Marina Waschräume. Die sehen hier very british aus (sehr sauber und nach Chlor riechend) und das wie gesagt im Stil der 50ziger Jahre. Die jüngere Generation unter uns wird sich wohl bei dem Begriff Einhebelmischer keine großen Gedanken über Sinn und Zweck dieser neuzeitlichen Erfindung machen. Hier in St. Peter Port stehe ich bei meiner bevorstehenden Nassrasur vor der Frage: „Wie soll das gehen?“ Ich stehe vor dem Waschbecken, vor mir zwei Wasserhähne mit einem Drücker, um Wasser auszulassen. Einer für Kaltwasser der andere natürlich für Warmwasser, um besser zu sagen um fast kochend heißes Wasser. Man hat also die Wahl zwischen Frostbeulen oder Brandblasen. Hat man den Rasierschaum mal im Gesicht und ist mit dem Nassrasierer über alle zu rasierende Flächen, spült man die restliche Seife vom Gesicht. Aber wie? Erster Versuch: Ich drücke beide Wasserhähne gleichzeitig und forme mit den Händen eine Schale. Zuerst warm geht nicht, das würde eine sofortige Brandblase nach sich ziehen, also zuerst kalt dann warm. Wie immer die Mischung macht´s. Bis ich die Seife aus dem Gesicht habe kann ich die Gabe von Kalt- und Warmwasser richtig einschätzen. Die Schlauen unter uns werden nun sagen: „Wie umständlich, einfach den Stöpsel reinstecken und entsprechend das Wasser einlaufen lassen“. Stimmt, aber was tun wenn kein Stöpsel da ist??? So nun tretet in Zukunft eurem Einhebelmischer mit etwas mehr Respekt gegenüber, auch wenn ihr fast immer einen Stöpsel haben solltet.