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In sechs Schritten zum seewasserdichten Elektromotor für die Ankerwinsch

In sechs Schritten zum seewasserdichten Elektromotor für die Ankerwinsch

Wenn´s nur so einfach gewesen wäre, wie es auf dem Bild aussieht. Der erste Versuch in Trinidad den mitgebrachten neuen Elektromotor für die Ankerwinsch seewasserfest einzupacken ging schief. Peer hing bei brütender Hitze und zu fortgeschrittener Zeit mit zornesroter Birne kopfüber zusammengefaltet im Ankerkasten oder wahlweise in der Segellast. Die für diesen Zweck, also Isolierung des Motors, mitgebrachte Tupperdose war einfach zu labil. Außerdem versagte der Elektromotor den Dienst, nachdem wir gefühlte 2 Tuben Silikon zur Abdichtung verspritzt hatten. Kabelbruch. Aus die Maus, rien ne va plus. Die Idee immer noch lauwarm, aber die Tupperdose war hinüber. Somit musste sie nebst dem kompletten, halb abgebundenem Silkonbaaaaz wieder raus. Eine riesengroße Sauerei, überall Silikon. Peer und Walter komplett verschmiert und ich, wobei ich mich gar nicht am Schauspiel beteiligt hatte, habe auch ein Poloshirt eingebüßt. Der Elektromotor wurde mit neuen Kabeln versehen und provisorisch mit der mitgebrachten, selbstklebenden Dachdeckerfolie umwickelt. Ein erster Schritt zur Dichtigkeit. Was sich jedoch nach zwei Wochen Amwindsegeln als schlechte Lösung für unser Problem erwies. Die Dachdeckerfolie konnte dem Wasserdruck des Salzwassers nicht standhalten und fand sich am Boden des Ankerkastens wieder. Unser Bordingenieur Gerard entwickelte den Plan einer wasserdichten Ankermotorbox mittels handelsüblichem Abwasserrohr. Ein guter Plan, aber für uns schwerlich durchführbar, da die handelsüblichen vier Meter langen Abwasserrohre für uns ein unlösbares Transportproblem darstellten. Man stelle sich nur vor, beim Überqueren der Straße: Elke wäre schon drüber gewesen und Walter hätte erst noch schauen müssen, ob ein Auto kommt; und das für 13 cm benötigtem Rohr. Mr. Bricolage (Baumarkt) war nicht willens und bereit uns ein kürzeres Stück zu verkaufen. So sahen wir uns im Baumarkt nach einer Alternative um und fanden einen pinkfarbenen Kosmetikeimer mit dem gewünschten Durchmesser von 20 cm und als Deckel einen Plastiktopfuntersetzer im Durchmesser von 21 cm. Und viel Silikon. Das Projekt „Walter faltet sich in den Ankerkasten“ fand ganz und gar nicht meine Zustimmung, aber es nützte nichts. Er musste und wollte es selbst machen. Mit 171 cm Körpergröße, davon ca. 50 cm Wirbelsäule versteift und die Operationsfolgen noch nicht ausgeheilt, eine an sich hirnverbrannte Aktion. Zwei Tage Arbeit. Am ersten Tag zuschneiden des Kosmetikeimers; d.h. auf Länge kürzen und den Boden raussägen. Gut dass wir einen Deltaschleifer und einen Akkubohrschrauber an Bord haben. Diesen Resteimer dann an die Grundplatte von der Ankerwinsch geschraubt, alles kopfüber und ohne Platz zum Hantieren. Das Ganze dann mit viel Silikon umschmiert. Walter war bis zu den Ellenbogen im Silikon. Die Wahl fiel dieses Mal auf schwarzes Silikon, was auf weißer Haut besonders gut zur Geltung kommt. Silikon von der Haut und von unter den Fingernägeln abzukriegen – ausgeschlossen. Wir werden auf Monate hinaus Trauer tragen! Wegschneiden und rauswachsen lassen. Die Konstruktion durfte über Nacht abbinden und am zweiten Tag ging es weiter mit dem Blumentopfuntersetzer. Löcher für die Kabeldurchführungen wurden gebohrt, natürlich sprang die Sch…. gleich beim ersten Bohrloch und musste mit Sekundenkleber gerettet werden. Letztendlich waren dann die drei Löcher im Deckel für die Kabeldurchführungen. Zwei für die Kabel und eines zur Kontrolle ob sich tatsächlich kein Seewasser in den Eimer presst und wenn ja, kann man aufschrauben und ablassen. Soweit der Plan. Deckel auf den Eimer und mit viel Silikon verschmiert. Auf den Bildern hebt sich der schwarze Silikonbaaaz wunderbar vom pinkfarbenen Eimer ab. So eine Konstruktion ist einmalig auf der Welt. Ich muss der Schöchl Werft echt die Bilder schicken, vielleicht kriegen wir einen Award für die Innovation.

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Meine Rede: Die Dummheit (Blödheit) greift rasend um sich.
Uns ist am Abend ein unbemanntes und nicht abgeschlossenes Dinghy zugeschwommen!!! Es trieb im Hafenbecken der Marina. Mit 15 PS Yamaha Motor hinten dran. Es gibt also durchaus noch Menschen, die genau so blöd sind wie wir. Nur, dass bei dem „gefundenem“ Dinghy der Festmacher unversehrt war. Dessen Besitzer war nach Vier Uhr wohl nicht mehr in der Lage, einen ordentlichen Knoten zu machen. Walter sah es zuerst und ist mit dem Pickhaken bewaffnet losgespurtet und hat es abgeborgen. Jetzt ist es erstmal mit unserer Stahltrosse (war ja von unserem verlustigen Dinghy noch an Bord) am Bug unserer Sunrise gesichert. Ja, nicht nur wir sind so doof und schließen nicht ab – irgendwie schon ein Witz. Morgen gehen wir ins Marinaoffice und melden den Fund.

Fundsache

Fundstück

Das Dinghy ist wieder bei seinem (rechtmäßigigen ?) Besitzer, zumindest hat der Mitarbeiter des hiesigen Yachtbrokers Besitzanspruch geltend gemacht. Wir haben ihm das Dinghy übergeben. Er hat sich bedankt und und eine Kiste Bier versprochen – schauen mer mal.

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Der tägliche Wahnsinn auf der Sunrise – oder man soll den Tag nicht vor dem Abend loben.
Gut fing er an, der Tag. Um 8 Uhr mit der problemlosen Mietwagenrückgabe bei Avis. Um 9 Uhr mit dem Fachmann von Mechanique plaissance . Er schaute sich den Pfusch von Raimond aus Chaguaramas/Trinidad an. Lies den Motor laufen und machte viele Fotos mit seinem Handy. Der Motorblock steht schief und die Welle verursacht Vibrationen – ja genau, das wissen wir eh und deshalb haben wir ihn ja geholt. Er will am Nachmittag mit seinem Motortechniker anrücken. Hört sich doch gut an. Walter hatte ein frisches Baquette geholt, ein wirklich unschlagbar knuspriges. Besser als gut, supergut. So stand einem späten Frühstück nichts mehr im Wege. Dachten wir. Falsch. Nachdem ich den Kühlschrank öffnete, sah ich die Bescherung. Wir hatten gestern eine komplette Kofferraumladung Essen und Getränke gekauft und den Kühlschrank bis zur Oberkante voll gestapelt. Oben drauf ein Tetrapack mit Frischmilch, weil Café au lait halt einfach mit frischer Milch besser schmeckt. Der Tetrapack war mit meiner Stapellogistik nicht zufrieden und entleerte sich komplett in den Kühlschrank. Der Kühlschrank auf den Schiff ist ja kein Kühlschrank im herkömmlichen Sinn mit Türe und Fächereinteilung, nein es ist eine Kühlbox. Ca 70 cm tief, 50 cm lang und 30 cm breit. Die zu kühlenden Lebensmittel und Getränke sind darin gestapelt. Und die Fischmilch war überall und weil die Kühlbox einen Ablaufschlauch in die Bilge hat, war die Sch… logischerweise auch dort. Man kann sich gut vorstellen welche geruchsintensive Verbindung die Frischmilch mit der karibischen Hitze einzugehen gedenkt. Da heißt es schneller zu sein! Mit leerem Magen das Gemüse, die Joghurtbecher, die Butter, den Käse, die Schinkenpackungen, die Flaschen und Getränkedosen raus aus der Soße, alles mit kaltem Wasser abgewaschen. Besonders doof war, die Milch aus dem Rand der Getränkedosen zu kriegen. Wer will schon ein Bier oder Tonic mit Kinderkotzegeschmack an die Lippen setzen, nein das will kein Mensch. Walter lag derweil flach auf dem Schiffsboden, das entsprechende Bodenbrett hatte er entfernt und nahm mit dem Schwamm die Soße auf. Nachdem die Bilge trocken war, wurde der Kühlschrank mit Spülwasser geflutet und peu a peu wieder in die Bilge abgelassen. Zwischenzeitlich war es halb elf und nichts im Magen. Wie hat Gerhards Schwester geschrieben: Das wäre nichts für mich, da läuft ja gar nichts wie geplant. So schlimm find ich es jetzt doch nicht, immerhin war der Plan Gerhard am 4.2. in Grenada abzuholen und am 17.2. in Martinique in den Flieger zu setzen. Und das hat supergut geklappt, so Dinge wie Dinghy verlieren und Nebensächlichkeiten wie Kühlschrank mit Milch fluten plant ja kein Mensch. Das passiert halt unerfreulicherweise. Langweilig kann jeder, wir sind halt ein bisschen chaotisch aber trotzdem kriegen wir es auf die Reihe.
Die beiden Mechaniker waren pünktlich am Nachmittag da und gingen das Problem mit den Motorvibrationen an. Es ist wieder ein Stück besser, aber Walter ist noch nicht zufrieden. Marianne von Le Ship spricht Deutsch und muss übersetzen. Am Montag kommt der Chef zu uns aufs Schiff und schaut sich das alles nochmals an.

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Grand Saline 3

Gerhards Rückflug ging um 20:20 Uhr von Fort de France, Martinique und wie ich seiner E-Mail entnehmen konnte, ist er gut und pünktlich in Stuttgart angekommen. Ich hatte schon einen Text für den Oberlooser-Award 4.0 im Kopf – aber anscheinend müssen wir Deutschen so langsam vom hohen Perfektionsross runter steigen. Von der Karibik zurück nach Deutschland haben die Flüge im letzten Jahr immer pünktlich geklappt. Der BER-nichts-funktioniert-Virus scheint den FraPort infiziert zu haben, zumindest ein bisschen. Weder Walter und ich, noch Peer, noch Gerhard kamen ohne Stress und viel Verspätung in Frankfurt weg. Das ist arg verbessungswürdig.
Wir hatten also noch den ganzen Mittwoch zur Verfügung und fuhren mit Gerhard zunächst nach St. Anne. St. Anne ist ein nettes Städtchen, hat eine große Ankerbucht, einen schönen Strand und am Ende der Sandbank thront der Club Med. Manchmal liegt sogar der Großsegler Club Med davor – eine perfekte Filmkulisse. Gestärkt mit Schokotörtchen (warm und innen flüssig) mit Vanilleeis ging es im strömenden Regen weiter in die Grand Anse de Salines. Der Strandspaziergang gestaltete sich als schwierig, dort wo der Sandstrand breiter war, lagen immer noch Sonnenhungrige im Weg, Palmen neigten sich fotogen in Richtung der Brandung oder der Strand war mit rottem Seegras (ekelig nach Faulei stinkend) bedeckt. Teilweise übten wir uns im Schlickrutschen auf dem total vermatschten Fahrweg direkt am Stand. Knöcheltiefer Matsch, aufgewühlt durch die vielen Autos, die direkt zum Strand fahren. Das ist hier so. Mit dem Auto zum Strand, zweimal umfallen und unter der nächsten Palme zum Liegen kommen. Wir mussten leider weiter. Fort de France Airport. Das Projekt „Betreutes Segeln“ ist damit b.a.w. beendet. Walter fühlt sich fit, die Sunrise wieder zu Zweit zu segeln.

Grand Saline 1

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Angekommen in Le Marin, Martinique
15.02.2016 Wecken um 6:30 – total unentspannt. Ablegen Rodney Bay, St.Lucia um 8 Uhr. So war der Plan. Leider war die Dame von der Immigration um 8 Uhr noch im Wochenende, sie kam um 8:20 Uhr, völlig entspannt. Der Kollege hatte keine Stempelgewalt und musste deshalb von 8 Uhr bis 8:20 Uhr am Schreibtisch frühstücken. Auch eine Möglichkeit die Arbeitszeit abzuvespern. Danach ging alles ganz flott. Die benötigten Ausreisestempel befanden sich im Kosmetiktäschchen der Dame. Lippenstifte, Deospray und Handdesinfektionslotion raussortiert, Stempel gefunden, Pässe aufgeklappt, Ausreisestempel rein – fertig. Eine Sache von einer Minute.
Es wurde eine schöne Überfahrt, mit der Fock und gerefftem Groß ging es mit 5 Beaufort und 2 Meter Welle nach Martinique. Gerhards Wunsch nach einem schönen Abschluss-Segeltag ging in Erfüllung. In der Marina Le Marin war der Platz reserviert und bereits um 13:30 Uhr waren wir fest am Steg 3. Zwei Schiffe weiter liegt die Themi. Markus und Familie sind leider nicht an Bord, wahrscheinlich genießen sie den Winter auf Kärntens Skipisten.
16.02.2016
Die Mietwagenreservierung hat gut geklappt – wir sind ja auch schließlich wieder in Europa – und so kommt Gerhard an seinem letzten Urlaubstag zu einem Landausflug. Zunächst müssen wir uns jedoch dem Projekt Dinghy und Außenborder widmen. In Le Marin gibt es zwei Zentren, die auf Schiffsausstattungen spezialisiert sind. Bereits gestern haben wir uns direkt in der Marina ein Komplettangebot für Dinghy und Motor geholt. Heute ging es um die Ecke ins Industrieviertel Artimer. Kein Erfolg. Weiter mit dem Auto nach Lamentin. Hier könnten wir einen Yamaha Außenborder bekommen, kein Dinghy. Weiter nach Fort de France, gleiches Ergebnis. Mercury Außenborder, aber kein Dinghy. Es ist ja nicht so, dass es keine Dinghies gibt. Die hier haben alle einen durchgehenden Feststoffboden, sind zu groß und auch zu teuer für uns. Wir brauchen wieder eines, das einen Alu- oder Kunststoffboden hat, der dreigeteilt und herausnehmbar ist.
Projekt vertragt, Freizeitprogramm aufgenommen. So kommt Gerhard in den Genuss unserer Lieblingslokation auf Martinique.

Fondation Clément, Exposition "Hervé Télémaque"

Fondation Clément, Exposition „Hervé Télémaque“

Der Fondation Clément, mit Skulpturenpark, Historischer Rumfabrik, Kreolischem Landhaus, einer Kunstausstellung (aktuell Hervé Télémaque, Leihgabe vom Centre Pompidou, Paris) und natürlich Rum-Degustation aus der modernen Produktion.

Skulpturengarten Fondtion Clément

Skulpturengarten Fondtion Clément

Wir sind selbstverständlich wegen der Kunst dort hin gefahren, wirklich. Wir wundern uns selbst, dass auf dem Rückweg 6 Liter Rum im Auto sind.

St. Lucia – Gastbeitrag

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Keep on Liming* und die karibische Lebensphilsosphie
( *Liming, ein Begriff für „Rumhängen“ (im Sinne von Nichtstun), … [Wikipedia] )
Segler sind viel auf dem Wasser unterwegs – allerdings kommen sie auch ab und zu – und wir insbesondere – gerne an Land und mit Land und Leuten in Berührung.
Und dann fällt uns als Mitteleuropäer sehr schnell der menschliche Spirit auf, der hier in der Karibik allgegenwärtig weht. In den Windwards wird zum größten Teil Englisch gesprochen, die Bevölkerung ist zu weit über 90% dunkelhäutig und wirkt irgendwie cool – gegenüber Fremden meistens sehr aufgeschlossen und freundlich. Eine Begrüßung erfolgt oft unerwartet sehr spontan mit einem „hey, how’re you doin?“. Auf ein „I’m fine and you?“ folgen oft Antworten, auf die wir in tausend kalten Wintern nie kommen würden:
Am heutigen Sonntag gegen 8 in der Früh lautet diese vom Rasta-Man, der sein Boot vmtl. für einen Ausflugstripp fertig macht: „I just woke up to celebrate the day…“
Hä? Wie cool ist das denn bitte?? Ganz ehrlich, mir gibt das zu denken – diese Lebenseinstellung ist doch nicht schlecht, oder? Ein Bisschen davon, würd uns manchmal ganz gut tun…
Beobachtet man die Menschen hier, kommt oft das Gefühl auf, dass sich hier eine Gemüts-Mischung aus eben Liming und Frohnatur die Klinke in die Hand geben.
Wir machen einen Strandtag. Am Strand hängen die Taxifahrer ab und schustern sich gegenseitig die wenigen Fahrgäste zu. Zurück zur Marina, in der die Sunrise liegt, geht es dann in der dicken Chrysler-Limousine von Carol. Wir kommen kurz ins Gespräch: Carol ist hier Notarin und kutschiert am Wochenende Touris in ihrer Limou als Taxiservice durch die Gegend. Sie hat lange in London gelebt, wo ihre Tochter noch ist. Sie mag den Spirit hier und ist vom „Way of Life“ und dem „Way of Work“ auf St.Lucia überzeugt. Für uns wirkt das alles ziemlich schräg und wir machen unsere Witze über diese skurrile Kombination aus selbsternannter Taxifahrerin und Notarin. Doch wer sagt, dass unser Lebensstil der einzig Wahre und Richtige ist?
Mich machen diese Begegnungen nachdenklich und zeigen mir auf eine humorvolle Art und Weise, wo mein Denken und Urteilen bisher begrenzt ist und ich meine Meinung vielleicht ändern kann und soll.
Keep on liming!

St. Lucia_Instandhaltungsarbeiten und Schönheitsreparaturen

Putztag auf der Sunrise.

Putztag

Verlängerung der Ankerkette um 20 Meter

Verlängerung Ankerkette

Ankern mal anders

Die Sache mit dem Bart, oder die neue Art der Schönheitsoperation á la Sunrise
Gerard war an Bord gekommen mit dem Vorhaben, jetzt lass ich mir mal einen Bart wachsen! Für uns nicht weiter von Bedeutung, ist er doch ein ausgewachsener Mann der gut mit sich selbst zu Recht kommt. Jedoch nach den ersten Tagen beklagte er sich über zunehmenden Juckreiz, was uns nicht weiter beunruhigte. Nach weiteren Tagen konnte ihn nur der prallgefüllte Bordalltag davon abbringen, dem Projekt BART ein Ende zu setzen. So kam es, dass wir nach zehn Tagen Bartwachstum den Sunrise Bartstyle Contest ausrufen mussten. Gerard hatte so zu sagen die Schnauze voll! Aber einfach kann ja jeder. Bart ab – viel zu einfach! Wir überdachten verschiedene Bartformen und Typen, denn das wertvolle Gewächs sollte ja nicht so einfach in die Kanalisation gespült werden. Mittels eines Rasurplanes wollten wir den Bart in typisierten Rasurschritten nach und nach entfernen. Als erster Schritt rasierte sich Gerard einen ganz klassischen „ Kapitän Blaubär“ Bart, der aber wenig Zustimmung fand, war er doch zu nahe am Ausgangsprodukt. Zweiter Schritt: Der Jürgen von der Lippe Bart, kostete erheblich mehr an Substanz, fand aber nur bei Elke eine verhaltene Zustimmung. Dritter Schritt war der wohl gewagteste von allen! Gerard rasierte sich den Kuranyi-Bart! Furchtbar!! Hatte aber den Vorteil, dass nun fast aller Bartwuchs wegrasiert war. Kein Mensch will wie Kuranyi herumlaufen und so steht Gerard nun völlig blank da! Unser Babyface an Bord!

So gefällt es uns nicht so gut

So gefällt es uns nicht so gut

Schönheitsreparatur

Schönheitsreparatur

Doku - jetzt ist der Bart ab

Doku – jetzt ist der Bart ab

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Impressionen von St. Vincent.

St. Vincent

St. Vincent

St. Vincent

St. Vincent

Wir fuhren sehr küstennah an der Insel entlang und gingen nur kurz in der Chateaubelair Bucht vor Anker um Abendessen zu kochen und ein Erfrischungsbad zu nehmen. Die Bootboys dort sind sehr nett, aber auch sehr arm. Einer geleitete uns zu einer Stelle, an der es nur Sieben Meter Tief war, damit wir unseren Anker sicher ausbringen konnten. Er verkaufte uns Zitronen und bittere Orangen. Der andere Junge kam auf einem alten Surfbrett angepaddelt und bekam von uns einen Beutel voller T-Shirts und Blusen, die mir zu klein geworden waren. Über den restlichen Festmacher vom Dinghy freute er sich besonders. Er beklagte sich, dass er Probleme mit den Zähnen und keine Chance zum Zahnarzt zu gehen, weil er das Geld hierfür nicht hat. Walter schenkte ihm zwei neue Zahnbürsten und Zahnpasta – wird leider nicht viel helfen.

St. Vincent_2016

Warum tut Mensch sich das an…? Oder – internationaler Tag der Hämatome
-Gastbeitrag von Gerard-
Zunächst muss bei dieser Überschrift die Frage gestellt werden, ob Segler überhaupt richtige Menschen sind?
Doch der Reihe nach:
Bequia am Do., 11.02.2016.
Der Tag beginnt wieder einmal mit Befriedigung des Behördenschimmels. Dieser ist hier in Form von Customs and Immigration allgegenwärtig. Innerhalb weniger Seemeilen gilt es in 4 verschiedene Staaten ein- und auszuklarieren: Grenada, St. Vincent & The Grenadines, St. Lucia und die EU in Form der französischen Insel Martinique. Das ganze überaus lästige Prozedere ist mit Formularkrieg, Stempelepisoden auf Formularen und in Pässen sowie jedes Mal mit unkalkulierbarem Zeitaufwand verbunden, der natürlich in die Routenplanung eingerechnet werden sollte….Wieso tut Mensch sich das an?
Nachdem diese lästige Pflicht erledigt ist und die letzten kleinen Einkäufe getätigt sind geht es los Richtung St. Vincent.
Doch bereits beim Segelsetzen gibt es die nächste Aufgabe, diesmal mit – im wahrsten Sinne des Wortes – vollem körperlichen Einsatz zu bestreiten: Das Rollgroß wehrt sich wieder einmal standhaft, seine Eigenschaften als Segel unter Beweis zu stellen. Es hat sich mittels einer Verweigerungs-Falte im Mast verbarrikadiert und ist vorerst nicht davon zu überzeugen, sich in seiner vollen Pracht zu zeigen.
Also muss Elke, bewaffnet mit einer Küchenreibe, in den Mast hoch um dem unwilligen Gesellen die Falten auszutreiben. Das geschieht natürlich nicht ganz ohne Blessuren, sind die seitlichen Ausschläge auf einem Boot, als Mensch hängend an einem Mast, auch bei kleiner Welle schon recht groß. Nach 20 Minuten Stopfen mit der Küchenreibe ist das Segel auch ohne Antifaltencreme wieder vom Mitspielen überzeugt und Elke darf mit ein paar mehr blauen Flecken zurück aufs Deck.
Apropos blaue Flecke: Segelboote sind hart, unbequem und überaus hämatomfreundlich. Beim Duschen, Baden, Umziehen, eigentlich den meisten alltäglichen Dingen zeigt sich wer aus dem härteren Material geschnitzt ist und welche Ecken des Inventars und des Aufbaus der eigene Körper noch nicht gut genug kennt… und immer, wirklich immer, gewinnt hier das Boot.
Und so bleibt uns nur die gegenseitige Aufmunterung mit: „Soll ich Deine Wunden und Hämatome lecken?“
An diesem Tag sind wir spontan, so entscheiden wir unterwegs kurzfristig, das gewählte Ziel zu verwerfen, stattdessen nur einen kurzen Zwischenstopp in Chateaubelair (St. Vincent) zum Abendessen vor Anker einzulegen und über Nacht weiter über den Channel nach St. Lucia zu fahren. Diese ungeschützten Passagen zwischen den Windward Inseln sind mit etwas Vorsicht zu genießen, denn hier steht oft viel Wind und zudem rauhe See, drückt doch der Atlantik mit kräftig Strom in die karibische See.
Die Wind-und Wetteraussichten für heute sind dazu ideal. Doch wir werden mal wieder eines Besseren belehrt: Pünktlich mit Erreichen der Passage schifft es aus vollen Rohren und bläst mit bis zu 7 Windstärken. Dazu eine ätzende Ostsee-Kabbelwelle, die für nächtliches und überaus feuchtes Achterbahn- und Schlaglochfeeling im Boot sorgen. Auch hier gilt natürlich: Zusätzliche grün-blaue Farbpartien unter der Haut aufgrund von nicht beherrschbarer Konfrontation Boot gegen Mensch gratis. Toll!
Gegen kurz vor 3 am Freitag in der Früh fällt der Anker in der Rodney Bay im Norden St. Lucias. Erschöpft und müde fallen wir in die Kojen. Immerhin gibt es noch zuvor ein Trost- und Schlafbier.
Warum tut Mensch sich das an?

Deshalb:

Saline Bay Mayreau

Bequia

Riesige Überraschung: Beim Ausklarieren stehen Yvelin und Luc von der Doudou vor uns. Vor lauter Herzlichkeit lassen wir dieses Mal die Beamten warten. Für die Herren eine ganz neue Erfahrung. Yvelin und Luc sind im letzten Jahr im Rahmen der Atlantic Odyssee mit uns zusammen über den Großen Teich gesegelt. Sie kehrten über den Sommer ebenfalls nach Europa zurück und im November 2015 sahen sie durch Zufall ein Angebot für eine Ovni, ein Aluschiff, das sie nicht ausschlagen konnten. Kurzerhand verkauften sie ihre 39iger Beneteau in Martinique und sind nun stolze Besitzer einer absolut hochseetauglichen Aluyacht. Alles Gute und Mast und Schotbruch!!!
Wir mussten leider weiter, gerne wären wir noch einen Tag zusammen mit Ihnen in Bequia geblieben. Wir sehen uns wieder! Versprochen.

Yvelin und Luc mit ihrer neuen Doudou II

Yvelin und Luc mit ihrer neuen Doudou II