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Port Antonio
Nach einem Zwischenstopp in Oracabessa sind wir am Montagabend wieder in Port Antonio in der Errol Flynn Marina angekommen. Seit unserer Ankunft regnet es. Den ganzen Dienstag haben wir damit verbracht, die Luken auf und zu zumachen, in den Regenpausen kurz auf den Markt zu spurten und am Abend beim Italiener eine Pizza bzw. Fisch zu essen. Den üblichen Bekannten, Noel, dem CD-Raubkopierer, Edgar, dem selbst ernannten Fremdenführer sowie dem Banana-/Mangoman konnten wir selbst im stärksten Regen nicht entkommen.
Seit heute haben wir wieder einen Mietwagen. Unser Weg führte uns nach Osten und der erste Stopp war bei der Frenchman´s Cove.

Frenchman´s Cove

Frenchman´s Cove

Hier durften wir ohne Eintritt zu bezahlen!!! zum Strand um Fotos zu machen. Eine schöne Anlage, heute jedoch, dem Regen geschuldet, kaffeefarben. Die Flüsse spülen dreckbraunes Wasser in die Buchten und auch die Blue Lagoon sah aus wie eine Wanne voll Milchkaffee.

Blue Hole

Blue Lagoon

Wir wollten Fleur und Dirk auch die Reach Falls zeigen. Aufgrund der starken Regenfälle war die Straße zu den Reachfalls teilweise unter- bzw. durch Erdrutsch überspült und die Reachfalls waren gesperrt. Zu Recht.

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Reach Falls

Reach Falls

Reach Falls

Reach Falls

Die Wassermassen rauschten reißend zu Tal. Von den schönen Felsbecken, in denen ich mich im Februar noch herrlich erfrischen konnte, war nichts mehr zu sehen. Meterhohe braune Wasserberge wälzten sich zu Tal.
Einen Versuch eine der wenigen Attraktionen, das Stokes Hall Great House im Osten der Insel zu besuchen mussten wir ebenfalls wegen Überschwemmungen abbrechen. So blieb uns nur die Möglichkeit auf der Küstenstraße A 4 (Schlaglochpiste) zurück nach Port Antonio zu fahren.

Küstenstraße A 4 zwischen Machinoneel und Boston Bay

Küstenstraße A 4 zwischen Machinoneel und Boston Bay

Küstenstraße A 4 Richtung Port Morant

Küstenstraße A 4 Richtung Port Morant

Küstenstraße A 4

Küstenstraße A 4

Das Auto bzw. die Reifen haben es überlebt. Der Osten Jamaikas, die Bezirke Portland und St. Thomas haben eine weit schlechtere Infrastruktur als die restliche Nord- und Westküste. Die Straßen sind im katastrophalen Zustand, viele Restaurants und Hotels die im aktuellen Reiseführer noch gelistet sind gibt es nicht mehr.

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Irie Blue Hole und Secret Falls in der Nähe von Ocho Rios
Am Mittwoch verließen wir Montego Bay und ließen unseren Anker nach einer ruppigen Fahrt in die Discovery Bay fallen. Wir hatten zwei Beaufort und fast einen Meter mehr Welle als prognostiziert. Schlechte Bedingungen für den ersten Segeltag für Fleur und Dirk. Gut, dass wir am Donnerstag einen Pausentag in der Discovery Bay hatten.

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Am Freitag früh ging es weiter nach Ocho Rios und dort angekommen hatten wir etwas Stress mit den Behörden, weil auf unserem coastwise permit drauf stand, dass wir nach Port Antonio wollen. Schon richtig, aber wir wollten nicht auf dem direkten Weg dorthin, sondern in der Discovery Bay, in Ocho Rios und in Oracabessa ankern. Nach einigem Hin und Her, einem Einlauf und der Ansage dass wir das Schiff nicht verlassen dürfen bis wir das O.K. vom Zoll-Officer erhalten, konnten wir endlich gegen 16:30 mit unserem coastwise permit und der Crewliste ausgestattet an Land gehen. Der Zollofficer war entgegen unseren Befürchtungen sehr entgegenkommend, behielt einfach unser Permit und die Crewliste ein und erklärte, dass wir beides wieder bekommen wenn wir Ocho Rios verlassen. Keine Overtime-Gebühr (freitags kostet es ab 16 Uhr overtime) und keine Strafe weil wir in Ocho Rios ohne vorherige Genehmigung eingelaufen waren. Das ärgerlichste war, dass wir von 12 bis 16:30 Uhr auf der Sunrise warten mussten bis wir nicht wussten was uns erwartet. Alles etwas seglerunfreundlich hier, vergleichbar mit den Einschränkungen an Kubas Küste.
Als Freizeitprogramm an Land hatte sich Fleur einen Ausflug zum Irie Blue Hole gewünscht (Geheimtipp und nicht im Reiseführer gelistet). Wir hatten Glück, dass wir das am Freitagabend noch organisierten konnten. Die Touristeninfo hatte nämlich geschlossen und Fleur beschloss einfach ins nächste Hostel zu gehen. Aus Erfahrung weiß sie, dass dort die besten Touren für Low-Budget-Reisende angeboten werden. Volltreffer! Eine Fahrt mit dem regulären Taxi zum Irie Blue Hole hätte uns 200 US $ gekostet. Die sehr freundliche und wirklich hilfsbereite Rezeptionistin des Hotels organisierte uns für 60 US $ eine Tour. Am Samstag um 9:30 Uhr ging es los. Vor dem Hostel wurden wir gleich von unserem Fahrer Mr. Crawford abgefangen. Er hat uns sofort als „Die drei Deutschen von der Hostel Lady“ identifiziert. Nach einer viertel Stunde und jede Menge Infos über die Bar- und Kirchendichte pro Quadratmeile auf Jamaika („where there is a Bar, there is a church and Sunday is church day, every other day is Bar day“) bog das Taxi auf eine Off-Road-Piste und nach wenigen Minuten waren wir auf dem Parkplatz. Außer uns war kaum ein Tourist zu sehen. Weitere 10 US $/Person für den Eintritt wurden fällig und uns Drei* wurde ein Liveguard/Tourguide zur Seite gestellt und los ging´s ins kühle Nass.

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Es hat sich wirklich gelohnt, weit schöner als die Dunn´s River Falls und auch viel weitläufiger als die Reach Falls. Vor allem nicht überlaufen. Im Gegensatz zu den Reachfalls wo die Becken durchschwommen werden, werden hier die Becken in Tarzan-Manier besprungen.

Unser Tourguide zeigt wie es geht

Unser Tourguide zeigt wie es geht

Seile hängen über den Blue Holes und nachdem der entsprechende Wasserfall erklettert ist, schwingt sich die Jugend (das Alter filmt) mit dem Hanfseil über das Nass und lässt an der richtigen Stelle los. Das Wasser ist kühl, soll aber Mineralwasser sein und nach zwei Stunden wässern, soll man fünf Jahre jünger aussehen.

Bubble Bath

Bubble Bath

Irie Blue Hole

Irie Blue Hole

Walter hat bei unserer Rückkehr nichts bemerkt, also stimmt die Aussage nicht. Zu unserer Überraschung hatten wir eine Tour gebucht, die auch noch zum Secret Fall geht.

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Diesen hätte man laut Internet für 35 US $/Person extra buchen können. Nachdem wir diesen auf den Weg den White River hinauf schon fotografiert hatten, durften wir uns dann beim Weg zurück zum Irie Blue Hole durch den Wasserfall hinunter ins Becken abseilen. Tja, Glück gehabt und alles richtig gemacht.

*Wir Drei: Dirk, Fleur und Elke. Walter wollte in Ocho Rios das Schiff partout nicht verlassen. Schlechte Erfahrungen mit den Spaßkatamaranen. Siehe Bericht Jamaika 12 vom 15.02.2017

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Seeigel

Seeigel

Am Strand von Montego Bay, Jamaika

Am Strand von Montego Bay, Jamaika

Krebs

Seit 20 Tagen sind wir nun schon wieder auf Jamaika und heute war der erste komplett regenfreie Tag. Ein weiterer Grund nochmals an den Strand vom Hard Rock Café zu gehen. Fleur schnorchelt gerne und konnte trotz des trüben Wassers einige Aufnahmen machen. Morgen gehen wir endlich Anker auf und verlegen in die Discovery Bay.

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Ausflug nach Negril an die Westküste Jamaikas
Unser Ziel ist der elf Kilometer lange Sandstrand von Long Bay, Negril. Wir haben Glück und die Wolken halten dicht, also es regnet ausnahmsweise heute nicht. Zielsicher steuern wir einen Parkplatz an, an dem ein Kassenhäuschen steht und wir 150 Jamaikadollar/Person Eintritt für die Benutzung der Strandfacilities zahlen. Keine 100 Meter daneben ist der Zaun unterbrochen und der Zugang zur Long Bay ist kostenlos. Irgendwie ziehen uns die Kassenhäuschen magisch an. Egal. Wir hatten einen schönen langen Strandspaziergang und konnten uns die Hotelanlagen (Sandals & Co.) vom Strand aus anschauen. Hier hatte der Sicherheitsdienst keinerlei Probleme mit uns Strandläufern. Nur Abbiegen Richtung Beachbar sollten wir nicht. Der Vorteil an den Resortstränden ist dass keine fliegenden Händler unterwegs sind.

Long Bay Negril

Long Bay Negril

Wir fuhren weiter zu Rick´s Café am Leuchtturm von Negril. Rick´s Café gehört wohl zu den zehn Besten Bars weltweit. Ansichtssache. Die besondere Attraktion sind die Klippenspringer, die sich vor den Augen der Cafébesucher von den Klippen ins glasklare Wasser stürzen. So auch unsere Tochter. Nachdem sie zunächst einen Probesprung von der ersten Ebene gemacht hatte wurde sie mutig und sprang von der nächsten Etage. Die Lifeguards passen auf, dass nichts passiert und zeigen zwischendurch selbst ihr Können. Es gibt vier Absprungebenen, aber die meist frequentierte Ebene ist die zweite, mit ungefähr fünf Meter über der Wasserlinie.

Hier ein verrückter Engländer der in Straßenklamotten, mit Schuhen von der obersten Ebene springt:

Klippenspringer in Rick´s Café

Klippenspringer in Rick´s Café

Auf dem Rückweg legten wir noch einen kurzen Stop bei der Half Moon Bay ein. Eine nette kleine Bucht mit Sandstrand nördlich von Negril. Leider ab 17 Uhr nicht mehr zugänglich. Das Schöne an der Half Moon Bay ist, das auf eine Musikbeschallung gänzlich verzichtet wird. Relaxing pur.

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Früh am Morgen wecken mit Countdown: fortyfive seconds, thirty, twenty, ten, nine, eight, seven, six, five, four, three, two, one, zero… wir warten auf den finalen Knall. Der kommt nicht – gott-sei-dank. Wir befürchteten schon, dass eine Sprengung im Gange ist und wir nichts davon mitbekommen haben. Auf die Motoren-, Schrauben-, Ab- und Ablegegeräusche um uns herum reagieren wir schon gar nicht mehr. Das gehört hier dazu – aber einen Countdown hatten wir noch nicht. Ein Blick aus dem Seitenfenster bestätigt die neue Situation. Hafenkino mit neuer Filmrolle. Am Anleger, direkt auf unserer Höhe, hat ein kleines (Kriegs-)Spielzeug aus Donalds Spielzeugkiste festgemacht. Wahrscheinlich mit technischen Problemen, denn am Satellitendom turnen zwei Menschen rum. Das Schiffchen ist so gut getarnt, dass es auf dem Foto fast nicht zu erkennen ist. Auch kaum zu Erkennen die amerikanische Flagge am Heck und am Bug. Die Besatzung ist schwarz gekleidet (deshalb auch nicht zu sehen) und hängt gelangweilt an Deck rum.

Donalds Spielzeug

Dafür war das gestrige Hafenkino umso lebendiger und bunter. Die Alptraum dream hatte 15 Rettungsboote zum Zwecke einer Übung zu Wasser gelassen. Wie ein aufgescheuchter Hühnerhaufen kreuzten die durchs Hafenbecken. Nach einer Stunde wurden die Schiffchen eines nach dem anderen wieder an die Längsseite der Alptraum gewinscht und fixiert. 2.250 Passagiere können sich nun auf funktionierende Rettungsschiffchen verlassen.

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Wir warten !!!
Eigentlich wären wir schon längst weiter, aber wir warten auf Fleur und Dirk. Die kommen in drei Tagen und erlösen uns vom Montego Bay Blues.
Die Montego Bay ist eine Bucht am nordwestlichen Inselende von Jamaika. Ein Naturhafen der mittlerweile mit sechs Hafenpiers ausgebaut wurde. Der Yachtclub mit seinem Mooring- und Ankerfeld liegt ganz am Ende dieser Bucht. Zwei bis dreimal die Woche kommen große Kreuzfahrtschiffe morgens an, spucken zwei bis dreitausend wild gewordene Touristen aus; saugen die dann ordentlich Abgezockten und Bespaßten am späten Nachmittag wieder ein und verlassen die Bucht mit Sonnenuntergang wieder. Die frei gewordenen Piers werden mit Container- und Frachtschiffen belegt. Diese werden be- und entladen und der ganze Hafen ist bis weit nach Mitternacht ziemlich „busy“. Super Timing kann man da nur sagen, alles klappt wie am Schnürchen. Kaum ist der Kreuzfahrer weg, ist der Frachter schon da. Ist der Frachter weg ist, der Kreuzfahrer schon wieder da. Einige Schiffe haben von uns eigene Namen bekommen. So heißt die Celestyal Cruises bei uns nur noch „ Die kleine Dicke“ oder die Carnival Dream die „Alptraum Dream“, die hier derzeit wöchentlich mittwochs aufschlägt. Sie kommt von New Orleans und macht eine kleine western Karibikrunde, die kleine Dicke kommt von Cuba, Cienfuegos runter und fährt anschließend nach Santiago de Kuba.
An den Tagen, an denen die Kreuzfahrer hier liegen bleiben wir an Bord. Einerseits weil dann diejenigen, die keinen Landausflug machen den Strand* am Hard Rock Café überschwemmen und andererseits wir an Bord sein müssen, wenn die Alptraum Dream, aber auch nur die, ablegt.

Nightmare

Nightmare

Ihr Schraubenwasser quirlt das Ankerfeld** ganz schön auf. Die Ankerlieger gleichen der Badewasserente in der Wanne, wenn der Stöpsel gezogen ist. Es gibt viele Wirbel im Wasser und jedes Schiff dreht in eine andere Richtung. Eine Fastkollision mit dem Nachbarlieger hatten wir schon. Wenn die Alptraum mit dem Bug zum Ankerfeld liegt ist es besonders chaotisch. Rein gefühlsmäßig dreht der Koloss direkt über den Masten und haarscharf an der Fahrwassertonne entlang raus.

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*Strand: Ein absolutes Manko in Jamaika ist, dass es keine frei zugänglichen Strände gibt. Nur Hotelstrände, Privatstrände und Strände mit Eintritt. Der Eintritt zum Hard Rock Café Strand ist zwar frei, zwei Liegen und ein Sonnenschirm kosten US $ 10,00. Teilweise läuft hier so grausige Musik in einer Lautstärke die einem das Hirn rausbläst, insbesondere dann, wenn die Kreuzritter einfallen.

**Ankerfeld vor dem Montego Bay Yacht Club. Es gibt Platz für maximal 4 Ankerlieger im Bereich zwischen den roten Fahrwassertonnen und dem Mooringfeld bzw. den Stegen. Moorings für Gäste gibt es keine. Alle Moorings sind mit lokalen Booten bzw. Wracks belegt. Im Mooringfeld liegen drei gesunkene Yachten und ein halb gesunkener Katamaran und einige scheinbar aufgegebe Schrottkähne. Einen ordentlichen Gastliegeplatz am Steg gibt es nicht. Für das Ankern, bzw. die Nutzung der Yacht Club Facilities (Toilette, Dusche, WiFi und Dinghydock) wird ein Betrag von US $ 10,00/Person/Tag kassiert. Ganz schön heftig. Es gibt zwar drei Plätze am Kopfsteg aber die sind unsicher. Siehe Bericht Jamaika_20 vom 27.02.2017.
Eine andere Möglichkeit in Montego Bay zu Ankern ist der Bereich vor der Pier 1. Kostet nichts, ist aber total übel. Die vierspurige Straße verläuft direkt an der Bucht entlang, die Pier 1 Kneipe macht einen solchen Krach, dass es über die gesamte Bay hinweg zu hören ist. Auch das Wasser ist noch dreckiger als vor dem Montego Bay Yacht Club. Es münden einige Bäche und Abwasserkanäle direkt hier in die Bucht. Kaffeebraune Brühe mit PET-flaschen, Styorporverpackungen vom Fast Food, Mülltüten u.v.m. Das komplette Müllprogramm schwimmt im Wasser. Mülltrennung unbekannt, Mülltonnen gibt es schon und auch eine Müllabfuhr haben wir schon gesichtet, aber die ist auf verlorenem Posten. Ein Großteil der Menschen hat andere Sorgen als den Müll in die Tonne zu tun oder zu trennen.

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Auflösung Bilderrätsel

Auflösung Bilderrätsel: Montego Bay by night vom Ankerfeld aus gesehen

Auflösung Bilderrätsel: Montego Bay by night vom Ankerfeld aus gesehen

Eigentlich wollten wir dieses Bild als Rätselbild einstellen:

Touristenbespaßung im Resort: Start von Heißluftballons

Touristenbespaßung im Resort: Start von Heißluftballons

Aber das ist so crazy. Da kommt kein Mensch drauf, dass die Animateure vom benachbarten Ressort bei gefühlten 30 Grad in der Nacht Heißluftballons steigen lassen.

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Bitte kein Déja-vu!!! Heute Morgen, zweiter Tag vor Anker vor dem Montego Bay Yacht Club, plötzlich ein Geschrei und Gekreische um uns herum, das kann man gar nicht glauben. Ich, noch im Bad, schaue aus dem Fenster und sehe neben mir einen riesigen roten Mast. Island Dream steht drauf. Spaßkatamaran. Angespannt und starr vor Entsetzen warte ich auf den Knall. Walter, eben noch in der Horizontalen, was sich jedoch blitzartig ändern sollte, schießt aus der Achterkabine und den Niedergang hoch. Island Dream eiert antriebslos durch das Mooring- und Ankerfeld. Maschinenausfall? Es hat nicht geknallt und der Katamaran kommt haarscharf an uns vorbei. Zwischenzeitlich, unter unglaublichem Zetergeschrei und Palaver haben die Spassemakken ihr Dinghy ausgebracht und mit dem Katamaran an einem Schwimmer verbunden. So ziehen sie ihn zurück zu ihrer Mooringboje hinter uns und machen wieder fest. Das Gezeter geht weiter und irgendwann kommt ein Dinghy angerauscht mit einem weiteren „Häuptling“ der in das Gezeter einstimmt. Walter sah, dass die gestern Abend am Anleger Wasser getankt hatten. Vielleicht ja in den Dieseltank rein? Kann man nie wissen. Zuviel Fun im Kopf und außerdem Feierabend, da liegt das schon mal drin. Auf jeden Fall läuft die Maschine am Nachmittag wieder und der Katamaran verlässt das Feld um noch auf Touristenfang zu gehen. Am Kreuzfahrtanleger liegt nämlich ein Opferschiff mit einigen Hundert Gästen.

Unser Nachbar in Montego Bay

Unser Nachbar in Montego Bay

Aber wahrscheinlich sind die Dreamer zu spät und die Konkurrenz hat das Geschäft schon gemacht.
Wir setzen unseren Großputz fort. Das ganze Schiff ist mit einer Ruß- und Salzschmiere überzogen. Selbst innen haben wir Rußflocken. Die Luftverschmutzung in den Städten Kubas ist unbeschreiblich. Die alten Dieselmotoren hauen den Dreck raus, die Kraftwerke blasen kohlrabenschwarzen Rauch in den Himmel. Siehe Bilder im Cienfuegos Bericht. Der Wind trägt diesen Schmutz in die allerletzten Ritzen. Gestern, mit Hilfe des Starkregens, wurde außen geputzt und die Fock zum Entsalzen hochgezogen. Heute Vormittag war kurz regenfrei und wir konnten das trockene Segel verstauen. Den restlichen Tag verbrachten wir mit der Reinigung des Schiffs innen. Für die Flächen und die Deckenverkleidung habe ich Vollwaschmittel mit heißem Wasser aufgelöst und mit dieser Lösung bin ich der Rußschmiere zu Leibe gerückt. Die Polster wurden abgesaugt und mit feuchtem Tuch abgerieben. Es gibt ansprechendere Tätigkeiten an Bord.

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Adios Kuba

Letzte Ausfahrt Kuba

Letzte Ausfahrt Kuba

Ausfahrt Cienfuegos, Fort Jagua

Ausfahrt Cienfuegos, Fort Jagua

Ausfahrt Cienfuegos Halbinsel Jagua

Ausfahrt Cienfuegos Halbinsel Jagua

Montego Bay, Klappe die Zweite
Von Cienfuegos/Kuba kommend sind wir nach 2 Tagen und 4 Stunden wieder in Jamaika gelandet. Die Überfahrt war streckenweise derart ätzend, dass Walter sich schon gefragt hat, was er hier in der karibischen See überhaupt verloren hat. Die Windprognose war komplett für den A…. was jedoch nicht die Schuld der Wettermelder war, sondern wir vernachlässigen die Seewind/Landwind-Eigenheiten in Küstennähe. Unsere direkte Route nach Jamaika, insgesamt 260 Meilen, führte über 100 Meilen relativ dicht an der kubanischen Südküste entlang. Wir wurden von den lokalen Windverhältnissen überrollt. Kuba hat sehr hohe Bergrücken und deshalb auch spezielle lokale Windverhältnisse – das wissen wir jetzt. Statt der 4 Beaufort aus Nordost hatten wir am ersten Tag Südwind mit 5 Beaufort auf die Nase und eine ekelige Welle. Die kompletten ersten 100 Meilen mussten wir unter Maschine fahren, weil ein Kreuzen unter Segel gegenan hirnlos gewesen wäre. Die Holeschläge durch die Riffgebiete der Gärten der Königin begrenzt und der Anleger hätte auch nicht so richtig Südost gebracht. Voll die Kacke eben. Die arme Sunrise!
Zum ersten Mal in diesem Jahr hatten wir Bilgenalarm. Salzwasser in der Bilge und keine Ahnung warum und woher. Die Bilge im Vorschiff war trocken, die im Motorraum auch und auch im Achterschiff keinerlei Anzeichen von Seewasser. Mittschiffs aber hatten wir einige Liter Salzwasser. Walter hatte Blutdruck und musste nach kurzer Bilgeninspektion ins Cockpit zurückkehren. So hatte ich freie Hand den Salon komplett zu entkernen. Also alle Polster wegnehmen und ins Vorschiff wuchten, alle Schaps ausräumen, unter den Salonbänken alle Vorräte rauskamen und nach dem Salzwasserquell zu suchen. Gefunden passierte Tomaten vom Edeka in Hooksiel aus dem Jahr 2013 und drei geplatzte Trinkwasserkanister. Verlust ca. 15 Liter Trinkwasser. Ansonsten alles trocken. Weshalb schmeckt das Wasser in der Bilge salzig? Irgendwie nicht ganz beruhigend. Das muss beobachtet werden.
Jetzt liegen wir erst Mal vor Anker vor dem Montego Bay Yacht Club auf Jamaika. Wir geben Jamaika eine zweite Chance. Nicht zuletzt deshalb, weil uns unsere Kinder hier demnächst besuchen wollen. Eigentlich wollten wir uns auf Puerto Rico treffen, aber uns war der Termindruck rechtzeitig dort einzutreffen zu heftig. 500 Meilen gegen Wind und Strömung unter Zeitdruck ist nicht so unser Ding. Dann eben doch wieder Jamaika. Immerhin gibt es für die Ankerlieger im Yachtclub für 10 US-$ pro Person/Tag eine warme Dusche und freies WLan.
Und Jamaika schenkt uns einmalig eine Stunde Lebenszeit, denn wir haben irgend eine Zeitzone überfahren ohne das zu merken. Oder die Jamaikaner machen bei der Sommerzeit nicht mit, was auch immer. Auf jeden Fall dürfen wir unsere Uhren um eine Stunde zurückstellen. Die nicht ganz unwichtige Frage bleibt im Raum: Was machen die Kubaner mit unserer mitgebrachten Stunde? Leben die jetzt länger? Und was ist mit denen in Jamaika? Müssen die früher sterben, wegen uns???