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Das Wort „Eigentlich“ kommt mit sofortiger Wirkung auf die Verbotsliste. Genau wie der Konjunktiv.
Weil wir nämlich eigentlich fertig zum Auslaufen wären = zweifach Verbot, a) Konjunktiv und b) eigentlich.

Wir liegen b.a.w. in der Curaçao Marina. Ein paar ungeplante Dinge stehen immer noch auf der To Do Liste.

Die Aries Windfahnensteuerung ist immer noch nicht so beweglich wie wir sie gerne hätten. Wechselweise wird sie mit WD 40 und T 9 eingesaut. Immerhin können wir sie nun von Hand bewegen – nach 3 schweißtreibenden Tagen. Heute Nacht darf wieder WD 40 einwirken. Morgen sehen wir weiter.

Außer der Aries hat sich unerwartet eine weitere Baustelle aufgetan. Unsere neuen Segel. Blütenweiß. Zollfrei durch die Kontrolle gebracht. Das Vorsegel hat zwar geringfügig abweichende Maße, lässt sich jedoch aufziehen und verwenden. Das Großsegel macht Probleme. Immer das Groß. Seit Jahren. Das alte Groß musste ersetzt werden, weil es zu bauchig geworden war und sich beim Ein-und Ausrollen im Rollmast verkeilt hatte. Das war kein tragbarer Zustand. Mehrmals musste ich mit dem Bratenwender bewaffnet in den Mast rauf und die Falten in der Mastnut klarieren. Auch auf See. Geht gar nicht. Bei geringstem Seegang schlägt der Mast in 20 Meter Höhe locker mal 5 Meter nach rechts und 5 Meter nach links. Einstimmig beschlossen: ein neues Groß MUSS her. Wenn schon – denn schon, kann auch gleich ein neues Vorsegel gekauft werden. Elvström Sails hatte die Erstaustattung der Sunrise gemacht – und wir erhielten ein Angebot mit 25% Rabatt auf beide Segel. Gekauft.
Wir haben die Segel angeschlagen und festgestellt, dass Elvström das Großsegel mit einem falschen Keder produziert hat. Der Keder ist viel zu dünn für unsere Nut im Rollmast. Das alte Groß hatte einen Keder mit 8,8 mm, das neue nur 4,8 mm. In die Nut eingefädelt reicht ein leichter Zug von Hand und der Keder flutscht aus der Nut. Das Segel kann so nicht genutzt werden. Wir sind mit Simoneit Sails (Deutscher Elvström Vertreter) die uns die Segel verkauft haben in E-Mail Kontakt. Bislang ist das eine Einbahnstraße. Simoneit hat noch nicht auf unsere Reklamation geantwortet. Schaun mer mal.

Keder vom alten Großsegel 8,8 mm

Keder vom alten Großsegel 8,8 mm

Keder vom neuen Großsegel 4,8 mm

Keder vom neuen Großsegel 4,8 mm

Neues Flutscht-raus-Großsegel

Neues Flutscht-raus-Großsegel

Ansonsten steht noch Checken der Gasanlage und des Außenbordmotors für das Beiboot auf der Liste.

Langweilig wird es uns gewiss nicht.

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Die Mythen sterben aus!
Wir arbeiten uns durch die To Do Liste. Darauf stand auch die Aries (Windfahnensteuerung) ölen und fetten. Rien ne va plus. Nichts ging mehr am Pendelruder, alles fest. In solchen Fällen gibt es ein Wundermittelchen. Jeder Segler hier und die ganzen Schrauber dieser Welt, sei es fürs Fahrrad oder gegen quietschende Klappläden, verwenden es. Hier heißt es Dabbelyou Dee Forty. Zu Deutsch: WD 40, so einfach und jeder kennt es.
Dieses WD 40 sollte auch unserer Aries helfen. Mit einem Schwall von diesem Zeug saute ich zunächst die Aries und dann mich ein. Überall dieses Öl, alles triefte. Im Prinzip beste Voraussetzungen für das Vorhaben die Aries wieder gangbar zu machen. Doch es tat sich nichts. Mit schwerem Gerät drosch ich auf die empfindlichen Gussteile ein. Nach einer Stunde geklopfe und skeptischen Blicken der Nachbar beschloss ich die Aries mit WD 40 zu tränken und weitere Aktionen auf den nächsten Tag zu verschieben. Tags darauf kam schon etwas Bewegung ins Spiel. Das WD 40 hatte über Nacht gut eingewirkt, die Hammerschläge zeigten etwas Wirkung. Aber von Gängigkeit keine Spur. Heute nun bei unserem Einkauf im Supermarkt, stattete ich dem Bootausrüster Budget Marine einen Besuch ab und musste mir von einer guten Verkäuferin sagen lassen, dass das gute alte WD 40 mittlerweile durch ein besseres Mittel ersetzt wurde. Die Zauberformel heißt nun T 9 und wurde von Boeing entwickelt. Vielleicht ist an deren Fliegern auch mal eine Schraube locker, bzw. gerade nicht locker. Nun es hat zumindest unserer Aries soweit gut getan, dass sie sich nun ohne Hammerschläge bewegt. Wie lange der Mythos T 9 überlebt wird sich zeigen. Großes Vertrauen in amerikanische Produkte habe ich jedenfalls nicht. Das zeigt sich auch an den amerikanischen Yachten hier in der Marina. In der Hauptsache werden diese von Älteren, um nicht zu sagen von Veteranen, genutzt. Es sind meist sehr alte Schiffe, die mit ihren Eignern alt geworden sind und das sieht man auch am Pflegezustand. Der Mythos Amerika wird sich wegen T 9 nicht verändern.
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Wobei, wie ich finde die Nationalflagge unseres Nachbarn den aktuellen Zustand der Vereinigten Staaten gut wiederspiegelt.

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Endlich wieder ins Wasser

Endlich wieder ins Wasser

Seit gestern schwimmt die Sunrise wieder! Alles ist dicht. Das neue Seeventil, der Ruderschaft und die alten Seeventile auch. Der Motor hat heute Vormittag seine Wartung* bekommen, der Baumniederholer hat zwei neue Gasdruckdämpfer erhalten. Läuft.

Die Navigationsinstrumente zeigen ebenfalls Daten an. Morgen kommt der spannende Moment – da wird der Plotter angeschlossen und die Funke. Wird schon alles laufen. Ich bin zuversichtlich.

*Die Wartung wurde von MRC ausgeführt. Die Sauerei mit dem Ölwechsel, Filter- und Impellerwechsel lässt Walter lieber vom Fachmann ausführen. Leider hatte der Fachmann ein undichtes Plastikgefäß für das Auffangen des Restdiesels vom Dieselfilter dabei, sodass der ganze Sapper in die Motorbilge gelaufen ist. Wie war das? Einmal mit Profis arbeiten!
Gut dass es derzeit nicht regnet, so können wir gut durchlüften. Ist auch von Nöten bei dem Gestank. Wir sind doch ein Segelboot und keine Tankstelle.

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Der Baby-Gecko – rip

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Seit Martinique, also seit 2015, sichten wir immer wieder einen Gecko bzw. eine kleine Echse, der es auf der Sunrise gut gefällt. Gestern habe ich sie in der Backskiste gesehen. Offensichtlich hatte sie sich in diesem Jahr dort zwischen den Festmacherleinen häuslich niedergelassen. Viele kleine Scheißköttel lagen dort. Der Staubsauger musste ran. Die kleine Echse flüchtete jedoch sofort und rannte den Heckspiegel hinunter – und da sie sich ja auskennt, war ihr Fluchtweg kurz. Ich befürchte, dass sie durch die offenen Fenster im Heck in unser Schlafzimmer geflüchtet ist.

Einar kam durch

Eigentlich spricht nichts gegen einen Gecko an Bord. Er frisst die kleinen Ameisen, von denen wir Gott-sei-Dank verschont sind. Wegen dem Gecko? Vielleicht, wir wissen es nicht. Aber was wir wissen ist, dass die Sunrise absolut ungeeignet ist, die Geckopopulation zu erweitern. Jedes Jahr finden wird Babyleichen wenn wir zurück kommen. Im letzten Jahr fand ich die dazugehörigen Eierschalen im Topflappen, in diesem Jahr habe ich ein ganzes und ein zerquetschtes Ei gefunden.

Echseneier

Armes Viehzeugs. Gleich nach dem Schlüpfen jämmerlich verhungern! Es fällt halt nichts zum Fressen ab, wenn wir nicht zu Hause sind. Nach 3 Jahren müsste Mama Gecko das doch endlich kapiert haben. Walter sagt, die haben nur Instinkt und kein Hirn. Das wäre eine plausible Erklärung.

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Quarantäne?

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Antifouling-Schutzverkleidung

Antifouling-Schutzverkleidung

Diese Frage stellt sich mit Recht, wenn man uns so verkleidet sieht. Heute am Heiligen Sonntag streichen wir das Unterwasserschiff mit giftigem Antifouling. Zum Einen ist es etwas bewölkt und deshalb nicht ganz so brüllend heiß, zum Anderen ist die Werft verwaist und wir können ungehindert die benötigten Leitern abgreifen. So geschäftstüchtig wie die neue Leitung ist, läuft man wochentags Gefahr auch für die Leitern eine Mietgebühr entrichten zu müssen. Aber wir sind Schwaben…..
Für Walter waren die Vorbereitungen für den Antifoulinganstrich echt hart. Das alte Antifouling musste leicht angeschliffen werden, damit der neue Anstrich hält. Der feine Schleifstaub ging durch den Schutzanzug durch und hat allergische Reaktionen bei ihm ausgelöst. Auf der Haut (aber auch sonst). Er sieht an Armen und Beinen aus wie von Masern, Röteln und Zika befallen. FeniHydrocort Salbe hilft. Immerhin.
Der Kiel wurde zuvor noch mit einem Primer von SeaHawk behandelt und über das ganze Unterwasserschiff kam dann Antifouling von Seajet (#39). Damit hatten wir in der Vorsaison gute Erfahrungen gemacht. Das Zeugs dünstet das pure Gift aus und kann nur mit Atemschutzmasken gestrichen werden. Die Jungs von der Werft sehen das nicht so eng. Sie arbeiten ohne Atemschutz und ohne Handschuhe.

Antifouling 1. Anstrich

Antifouling 1. Anstrich

Nach einer ausgedehnten Mittagspause wollten wir gerade wieder loslegen und einen zweiten Anstrich machen, als uns eine fette Wolke das Vorhaben kräftig verregnete. So müssen wir morgen nochmals ran.

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Harte Arbeit steht an. Das Unterwasserschiff muss angeschliffen werden, damit das Antifouling hält. Unser brasilianischer Nachbar ist uns einen Schritt voraus. Sein Schiff ist bereits fertig angeschliffen und soll heute einen weißen !!! Antifouling-Anstrich bekommen. Deshalb findet er unser Vorhaben unser blaues Antifouling anzuschleifen gar nicht gut. Blauer Schleifstaub und weißes Antifouling gibt ein helles babyblaues Unterwasserschiff – dass er das nicht haben will verstehen wir vollkommen. Also gehen Walter und er ins Office um über eine Verlegung der Sunrise „down wind“ zu verhandeln. Ganz so einfach ist die Umparkaktion nicht, aber nach der Mittagspause rückt Rocky mit seiner Crew an. Die Sunrise wird auf den Hänger gehoben, alle Stützen entfernt, die Sunrise wird an einen anderen Platz gefahren, abgesetzt und wieder mit ihren Stützen versehen.
Der Nachbar hat zugesagt für die Kosten aufzukommen – warten wir die Monatsrechnung ab. Ich bin skeptisch ob das auf Anhieb klappt.

Aktion des Tages: Die Sunrise muss umgeparkt werden

Aktion des Tages: Die Sunrise muss umgeparkt werden

Walter rüstet sich für den Knochenjob, den er in diesem Jahr wieder selbst machen will. Die Antifouling-Combo vom letzten Jahr hat nicht zu seiner vollen Zufriedenheit gearbeitet. Da muss er jetzt durch.

Marsmensch Walter vor der Arbeit (noch in bester Laune)

Marsmensch Walter vor der Arbeit (noch in bester Laune)

Marsmensch Walter

Marsmensch Walter

Ich halte mich vornehm zurück und räume derweil im Schiff Sachen von einem ins andere Eck. Zwischendurch schleife ich die rotten Teakteile im Cockpit an. Auch das soll wieder schön werden.

Walters Lieblingsbeschäftigung: Sachen in Tüten stopfen und später dann suchen

Walters Lieblingsbeschäftigung: Sachen in Tüten stopfen und später dann suchen

Fix und fertig - Walter zu 100 %, die Sunrise nur auf der Backbordseite

Fix und fertig – Walter zu 100 %, die Sunrise nur auf der Backbordseite

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Vorab schon mal die Feststellung: Der Award für den blödesten Mitarbeiter unter der Sonne geht an einen unbekannten Werftarbeiter von Curaçao Marine Service.
Natürlich war am Freitag spätnachmittags keiner mehr auf dem Werftgelände bzw. im Office tätig, selbstverständlich auch nicht am Samstag und Sonntag. Ist ja nicht so, dass Schiffe notfalls auch mal am Wochenende ankommen oder Schiffseigner auf ihr eingelagertes Schiff wollen. Nein, die Curaçao-Werftmitarbeiter-Gewerkschaft (falls es die gibt) schreibt strikte Regelarbeitszeiten vor. Immerhin hatte der Sicherheitsdienst kein Problem damit, uns auf das Werftgelände zu lassen. Die Sunrise war auftragsgemäß vom Einlagerungsbereich auf das Arbeitgelände verlegt worden. Nachdem wir dem Nachbarschiff die Leiter geklaut hatten, konnten wir auch auf die Sunrise. Dass die Sunrise ohne Plane war, wussten wir bereits seit Oktober von der Rebell, die uns Bilder geschickt hatte. Aber dass der für den Blödheits-Award nominierte Mitarbeiter der Werft sämtliche Planen und auch den UV-Schutz über den Deckslichtern einfach weggeschnitten hatte und den ganzen Berg an Planen und Persennings einfach zusammengeknüllt und ins Cockpit gestopft hatte, das sahen wir erst jetzt. Ein riesiges Knäuel Planen, Persenning und Stroppen. Alles tiefend nass, dreckig, stinkend und der Sonnenschutz für die Deckslichter total verschimmelt. Die Abflüsse im Cockpit zugedeckt und der Teakbelag im Cockpit ebenfalls nass und rott. Wir nahmen das ganze Knäuel und warfen es über Bord.

Vorher: UV-beständiges Tuch als Sonnenschutz für die Decksluken Jetzt: Verschimmelter Klumpen, also Müll

Vorher: UV-beständiges Tuch als Sonnenschutz für die Decksluken
Jetzt: Verschimmelter Klumpen, also Müll

Nach unseren permanenten Wetter-Informationen war Curaçao von Starkwinden und Hurrikanausläufern verschont. Vielleicht waren die lokalen Gegebenheiten ja anders, sodass die Planen über dem Vor- und Achterschiff zu Recht entfernt wurden. Die Gefahr, dass der Winddruck zu groß wird und das Schiff unsicher an Land steht besteht. Aber weshalb auch der flache UV-Schutz über den Decksluken und über dem Cockpit weggeschnitten wurde, dafür haben wir keine Erklärung. Damit müssen wir umgehen und der Werftchef wird sicherlich morgen mit einen Schulterzucken reagieren. Wir hoffen, dass die ungeschützten Fenster, Fallen und Schoten nicht zu sehr unter der starken UV-Strahlung gelitten haben und die Dichtungsgummis der Fenster und die Bruchlast der Fallen und Schoten noch den kommenden Belastung stand halten.
Im Innenraum war die Sunrise trocken und nur wenig staubig. Nach zwei Arbeitstagen war sie bereits wieder bewohnbar. Am Dienstag ziehen wir vom Hotel aus und auf der Sunrise ein.

Zurück in Curacao

Angekommen in Curaçao
Tuifly hat uns und unsere 120 (in Worten: Einhundertundzwanzig ) Kilo Reisegepäck sicher in Curaçao abgeladen. Zunächst ging es in der Nacht von Donnerstag auf Freitag mit dem Auto von Stuttgart nach Amsterdam. Von Stuttgart aus zu fliegen wäre mit dem vielen Übergepäck zu teuer gewesen. Mit dem Auto war es stressfrei, unser Sohn hatte sich frei nehmen können und ist am Freitag früh wieder alleine nach Hause zurückgefahren und ebenfalls gut angekommen. Danke Peer!
Wir hatten in Amsterdam etwas Nervenkitzel beim Einchecken. 80 Kilo aufzugebendes Gepäck und 2 x Handgepäck mit je 10 Kilo hatten wir angemeldet. Dabei war außerdem noch eine Notebooktasche mit 7,6 Kilo und eine große Handtasche mit sonstigem elektronischem Kruscht und Krempel ebenfalls um die 7 Kilo und ein Bund Segellatten (ca. 120 vom lang). Wie gesagt, alles durfte mit. Sehr kulant und entspannt die Leute auf dem Amsterdamer Flughafen. In Curaçao angekommen musste schlussendlich noch der Zollbeamte davon überzeugt werden, dass alles, also mehr oder weniger die kompletten 80 Kilo ihre Berechtigung hatten zollfrei hier eingeführt zu werden. Hat geklappt, da er nur eine der vier Reisetaschen aufgemacht und durchgeschaut hat. Die richtige! Mit lauter Kleinzeugs, Schutzanzügen, Mundschutz, Bohrmaschine etc. und nachdem er die Bescheinigung gelesen hatte, dass die Sunrise bei Curaçao Marine eingelagert ist, war er mit uns zufrieden und ließ uns ziehen.
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Die Mietwagenverleiherin stand mit einem Kleinwagen am Flughafen, also nach meinem Augenmaß war der Gepäckberg größer als das Auto. Tetris live! Beteiligt 120 Kilo in 8 Taschen und drei Erwachsene, da wir die Verleiherin wieder in ihr Office fahren mussten.
Aktuell sitzen wir im angenehmen Abendwind im Garten unserer B & B Herberge in Willemstad. Morgen geht es zur Sunrise und ab Mittwoch wollen wir sie soweit haben, dass wir dort wohnen können.

Zugspitze

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Ein Bericht in der Tageszeitung lockte uns auf Deutschlands höchsten Berg. 2962 Meter hoch ist die Zugspitze. Der Gipfel mit dem vergoldeten Gipfelkreuz auf der Ostspitze gehört gerade so noch zu Deutschland, gleich nebenan über der Westspitze verläuft der Grenzübergang zu Österreich; seit 1995 kann die Grenze ohne Kontrolle überquert werden.

Zugspitze Grenzübergang

Es ist nicht diese skurrile Landesgrenze die uns angelockt hat, sondern die neue 4.467 Meter lange Zugspitzseilbahn die gleich mit drei Superlativen aufwartet:
1. Die mit 127 Meter weltweit höchste Stahlstütze,
2. Der weltweit größte Höhenunterschied einer Sektion mit 1.945 Metern und
3. Das weltweit längste freie Seil-Spannfeld mit 3.213 Meter.
Vor einigen Tagen war die Eröffnung. Klar dass wir dieses Highlight sehen mussten. Ein kleines Problem ergab sich: wir fahren ungern mit der Deutschen Bahn. Ein Auto haben wir für die Zeit, die wir in Deutschland sind nicht mehr. Wir haben unsere Familienkutschen (äußerst zuverlässige Diesel) verkauft, da uns das Gedöns mit dem Feinstaubalarm in Stuttgart gehörig auf den Zeiger ging und haben uns dafür ein Smart Cabrio (Benziner) zugelegt. Wie gesagt, wir haben kein Auto – nur diesen geilen City-Hopser. Aber von Stuttgart nach Garmisch-Partenkirchen im Winter mit dem Smart – keine Option. Da kamen Renate und Dieter ins Spiel. Sie hatten sich zu Weihnachten einen SUV geschenkt und der brauchte dringend Auslauf bzw. eine Jungfernfahrt. Es ist nicht so, dass ich die Beiden überredet hatte zusammen mit uns nach Garmisch zu fahren. Nein, echt nicht. Ich schwöre. Ich habe lediglich zu Renate gesagt, dass ich Walters Idee mit dem Smart Go-Kart nach Garmisch zu hopsen nicht unterstütze und nur noch auf die Gelegenheit warte unseren Kindern für zwei Tage ein Auto abzuluchsen. Renate war von der Idee nach Garmisch zu fahren jedoch sofort angetan und so fuhren wir am 6. Januar 2018 gemeinsam los. Das Bergwetter prognostizierte Föhnlage (warmer Wind) und sechs Sonnenstunden. Nur leider waren wir nicht die einzigen Bergwettergucker, sondern halb Baden-Württemberg und Bayern klumpte sich auf den Autobahnen in Richtung Alpen. Eine zähe Anreise endete im Parkplatz-Chaos von Garmisch-Partenkirchen bis Grainau/Zugspitze sowie mit abartigen Wartezeiten an der Zugspitz-Seilbahn; rauf min. 1 Stunde und 2 Stunden am Nachmittag zum Runterfahren. Kurzerhand wurde aus der Seilbahnfahrt eine Wanderung von Grainau an den Eibsee und zurück. Das Projekt Weltneuheit-Seilbahn auf den Sonntag verschoben.

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Wir hatten in Partenkirchen noch Hotelzimmer bekommen und gingen zum Abendessen in die Fußgängerzone. Im Gasthaus Fraunhofer bekamen wir außer bayrischen Spezialitäten (Hirschgulasch) noch vielfältige Darbietungen des bayrischen Brauchtums. Ein Akkordeonspieler hatte ein breites Repertoire (der Schneewalzer war auch dabei) und von den „Trachtlern“ kamen zwei junge Burschen und zeigten ihr Können im Schuhplattlern und Lederhosenklatschen. Wir hatten das vollkommene bayrische Unterhaltungsprogramm. Hat auch was, Volksfest und Wiesn in einem Aufwasch.

Am Sonntag waren die meisten Urlauber weg und der Berg war ohne Wartezeiten zu erklimmen. In Garmisch stiegen wir in die Zugspitz-Bahn, in Grainau in die Zugspitz-Zahnradbahn (Eröffnung 1930) und zuckelten im Schneckentempo zum Zugspitzplatt, von hier ging es mit der Gletscherseilbahn auf den Gipfel. Skier hatten wir keine dabei und nachdem wir auf dem Gipfel kräftig durchgeblasen wurden, ging es nach einem Gipfel-Kaffee mit der neuen Zugspitzseilbahn bergab.

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Angetan von der ruhig schwebenden Talfahrt an der Nordflanke der Zugspitze entlang, wollten wir gleich noch einmal hoch und auch die Bergfahrt in Bildern festhalten. Nichts da – das Tagesticket von 45 Euro/Person, egal ob für Skifahrer oder Fußgänger, gilt nur für eine Bergfahrt. Entweder mit der Zahnradbahn oder mit der Seilbahn. Schade, da half kein Zureden und Gejammer. Das Alternativprogramm für Fußgänger war am Nachmittag dann zwangsläufig gleich wie am Vortag.

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Zum Abendessen legten wir auf Dieters Empfehlung noch einen Stopp am Staffelsee ein. Dann fuhren wir bzw. ließen uns gut gesättigt und zufrieden nach Hause fahren. Danke Renate und Dieter.