Kuba_10

Dienstag, 28.03.2017

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Nachdem wir in der letzten Woche reichlich Hafenkino genossen hatten, verlassen wir Cayo Largo. Jeden Nachmittag kommen Charterkatamarane voll besetzt mit Schweizern, Österreichern und Deutschen. Zwischendurch kommen auch mal Franzosen und Italiener an. Cayo Largo ist fest in europäischer Hand. Einzig die nicht vorhandene Obst- und Gemüseversorgung im Marinamarkt erinnert uns daran in Kuba zu sein. Die Versorgung mit Obst und Gemüse auf Cayo Largo ist im Gegensatz zu Havanna, wo es viele Marktstände gibt, de facto nicht existent. Manchmal gibt es lasche Vespergurken oder verschrumpelte Paprikaschoten, mit viel Glück auch mal einen Weiskohl. Auch die Trägheit der stattlichen Bankangestellten erinnert uns daran, dass wir in Kuba sind. Ansonsten pulsiert das Leben in der Marina so als wären wir im Mittelmeer. Inklusive Partynacht zur Touristenbespaßung von 23:30 Uhr bis 02:30 Uhr jeden zweiten Tag. Die Musik dazu hat irgend so ein Vollpfosten wohl auf Jamaika auf einen USB-Stick gezogen und hier verbreitet. Scheußlich hoch zehn. Auf der Nervskala von 1 – 10 ganz klar volle Punktzahl.

Geld zu wechseln, gern genommen werden Euros und bitte keine US $, ist ein Geduldsspiel. Auf Cayo Largo gibt es keine Casa de Cambio (Cadeca)sondern nur eine staatliche Bank. Die Abläufe dort, sind mir als Ex-Banker gänzlich unnachvollziehbar. Es gibt zwei Kassenschalter und viele Schreibtische, jeweils mit einem Computer bestückt und darum herum ganz viele Wichtige. Die ganz Wichtigen schauen sich schon mal alte Filme an, die zur Unterhaltung der Kunden? in einer Sofaecke der Schalterhalle laufen. Halten einen Plausch mit dem Busfahrer oder holen sich einen Imbiss, der schmatzend am Schreibtisch gegessen wird. Hin und wieder wird vesucht, den Computer anzuschubsen, damit sich die Bildschirmmaske ändert. An guten Tagen sind beide Kassenschalter besetzt, an weniger guten nur einer. Der Kassierer und der Sicherheitsbeamte sind die Einzigen die erkennbar arbeiten. Der Sicherheitsbeamte sorgt dafür, dass die Schalterhalle nicht zu voll wird und es während der stundenlangen Wartezeit keine Schlägereien unter den Touristen gibt. Der Kassierer hat die A-Karte, der wartende Kunde aber auch, wenn die Damen mit den weißen Blusen, dem schwarzen Rock, den Netzstrumpfhosen und den schwarzen Schuhen kommen. Die bringen nämlich 50 verschiedene Plastiktüchen mit viel Kleingeld und viel Papier aus irgendwelchen staatlichen Verkaufsaktionen. Cubaturs, Tauchstation, Spaßkatamarane etc. Jeder Tütcheninhalt wird gezählt, die Stückelung wird notiert, in den Computer eingegeben, 2fach ausgedruckt und von Kunde und Kassierer gegegengezeichnet und irgendwo abgeheftet. Die Dame vor mir hat 50 Minuten für ihre Einzahlungsaktion benötigt. Es waren zwei der Damen in der Schalterhalle und Gott-sei-Dank waren auch zwei Kassierer beschäftigt. Nachdem die Reihe an mir war, durfte ich mit sicherheitsbeamtlicher Genehmigung an den Schalter 1 vorrücken. Leider hatten wir die Rechnung ohne den Kassierer gemacht. Der schickte mich wieder zurück, weil er nämlich seinen Berg Münzgeld erst noch Rollieren musste. Also jeweils 50 Münzen in Papier einwickeln. Dafür gibt es normalerweise vorgedrucktes Rollierpapier, das farblich und größentechnisch bereits auf den Inhalt abgestimmt ist, nicht so in Kuba. Der Kassierer nahm sich bedruckte Altpapierseiten (wahrscheinlich die Durchschläge der Einzahlungen der Vorwoche), legte sein Lineal drauf und begann in einer Seelenruhe die Seiten zu verkeinern und seine verschiedenen Münzen einzurollen. Nicht dass diesen Job der Lehrling oder einer der Schreibtischtäter erledigt, damit was voran geht. Nein, Geld fasst nur der Kassierer an. Ich benötigte 90 Minuten um 500 Euro in 517 CUC zu wechseln. Ganz doof ist, wenn man eine kleine Stückelung mitbringt, weil die Nummern der Euroscheine werden einzeln aufgeschrieben und das Papier vom Kassierer und vom Kunden gegengezeichnet. Unglaublich.

Heute hatten wir unsere erste nicht betonnte Riffdurchfahrt nur nach GPS-Punkten und mit gewissemhaftem Ausguck gemacht. Die GPS Signale waren nicht abgelenkt (danke liebe Amis) und alles hat reibungslos funktioniert. Cayo Largo war in diesem Jahr unser westlichster Punkt und wir sind jetzt so zu sagen auf dem Rückweg. Aktuell liegt unser Anker auf 4 Meter Wassertiefe im weißen Sand hinter dem Cayo Sal, Cayos del Dios. Das Wasser ist so klar, dass ich beim Schnorchel unseren Anker sehr gut sehen konnte und auch unser Unterwasserschiff sah noch richtig sauber aus. Die Schraube hat noch keinerlei Bewuchs. Das ist gut so. Bis zum späten Nachmittag lagen wir einsam und alleine hinter Sal.

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Zwischenzeitlich sind noch zwei Katamarane eingetroffen. Irgendwie beruhigend. Einen traumhaften Sonnenuntergang mit einem green flash konnten wir geniesen. Walter will morgen weiter in die Bucht von Cienfuegos auf dem Festland. Wir berichten.