Flug von Cayo Largo nach Havanna am 15.03.2017
Allen Bedenken zum Trotz hat unser Flug nach Havanna wie am Schürchen geklappt. Am Montag hatten wir uns vorsichtig im Hotel Sol Pelicano an die Agentur von Cubatours herangetastet. Mit dem positiven Nebeneffekt, dass wir das All inclusive Angebot des Hotels mit nutzen konnten (freie Getränke) und am Dienstag sollten wir zur Flugbuchung um 10 Uhr morgens wieder auf der Matte stehen. Kein Problem, auf Cayo Largo sind alle Menschen äußerst flexibel, wir haben kurz das Touristen-Bimmelbähnchen umgeleitet, das uns zu viert in das sechs Kilometer entfernte Hotel gefahren hat. Hat 8 CUC/Euro gekostet, dafür hatten wir den ganzen Zug für uns gehabt und der als Lokomotive getarnte Traktor hat alles gegeben um uns so schnell wie möglich abzusetzen. Voll Speed über die Schlaglöcher, liebe Grüße an die Bandscheibe. Dort angekommen waren die Jungs von Cubaturs erst noch am Warmlaufen – das heißt, von Dreien war nur Einer präsent. Der machte den Eindruck als ob es ihm völlig egal wäre, ob, wann und wie wir nach Havanna kommen. Ja, es sei doch schon grundsätzlich möglich und auch ein Casa Particulares (Privatunterkunft) könnte er uns vermitteln, aber genau könnte er es erst am Nachmittag gegen vier Uhr sagen. Wir sollten nochmals vorbeischauen. Nach einigem Hin und Her einigten wir uns darauf, dass er um vier Uhr in die Marina Cayo Largo kommt. Wer um vier Uhr nicht kam war er, dafür kam er dann eben um fünf Uhr mit den bereits ausgedruckten Flugtickets. Wobei der Preis inflationär nach oben schnellte, von 159,00 Euro auf 198,00 Euro pro Person für Hin- und Rückflug. Egal wie wären so und so geflogen. Abflug am Mittwoch um 8:20 Uhr, Abholung um 7 Uhr in der Marina.
Oh weh, schon wieder vor dem Aufwachen in Aktion kommen – ganz schwer.
Mittwoch morgen also in der Nacht aufgestanden und um 6:40 abfahrtbereit am Dorfplatz gestanden. Wir dachten, lieber einen kleinen Zeitpuffer zu haben, falls wir zum Flughafen rüberlaufen müssen. Nichts da, ein großer Linienbus kam um 6:45 und brachte uns und die Rebells, Birgit und Bernd zum Flughafen. Wir standen doch tatsächlich auf der Abflugliste und nachdem der Check-In erledigt, die kleine Propellermaschine gefüllt war, ging es bereits um 8 Uhr in die Luft. Ein kurzer Flug von 30 Minuten und schon waren wir in Havanna. Auch das Gepäck kam mit und wir standen auf dem internationalen Flughafen Jose Marti in der Ankunftshalle. Eine Mitarbeiterin von Cubaturs kam mit einer weiteren Liste um die angekommen Passagiere auf die Hotels oder den Weiterflug zu verteilen. Alles perfekt durchorganisiert. Nur wir standen halt auf keiner Liste, weil wir ein Privatquartier und kein staatliches Quartier gebucht hatten. Auch das war kein Problem, der Hotel-Shuttlebus nahm uns kostenfrei mit und setzte uns beim Hotel ab, das in der Nähe unserer Unterkunft lag. Unschlagbar. Das nächste Highlight war, dass unsere Privatvermieter bereits von unserer Ankunft informiert waren und an der nächsten Straßenkreuzung mit einem großen Schild mit Bernds Namen winkten. Das kann man gar nicht glauben. Wir bezogen zwei Appartements in der Straße des 27. Novembers. Ganz passabler Standard, besser als das in Kingston/Jamaika. Erster Weg: Frühstück. Restaurant Bicky gleich um die Ecke. Edel mit Tür-Steher im schwarzen Anzug und schönem Interieur. Nichts deutete darauf hin, dass wir im Sozialismus gelandet waren. Nein, die Speisekarte ließ keine Wünsche offen. Gut gesättigt ging es in die Wechselstube um weitere Euro Bargeld in die Touristenwährung CUC zu tauschen. Und im gleichen Aufwasch gleich noch die CUC in CUP, die einheimische Währung zu tauschen. Das Krasse ist, dass der real existierende Sozialismus durchaus das Zweiklassensystem pflegt. Wer CUC hat, der ist ganz vorne mit dabei. Beim staatlichen Eisladen, der Copellia, müssen die CUP-Leute, also die Einheimischen und die knickerigen Touristen die mit CUP bezahlen in die Schlange stehen und stundenlang für einen Eisbecher anstehen. Ein staatlicher Eisdielen-Besucherströme-Lenker und Überwacher hat hier ein scharfes gesetzliches Auge drauf. Wer sich vordrängelt fliegt raus. Nicht so, wer mit CUC bezahlt, der darf unbehindert durch und sich seine Eiskugel direkt zu 0,40 CUC abgreifen. Pro Waffel geht nur eine Kugel. Willst du zwei, gibt es auf jede Hand eine Waffel mit jeweils einer Kugel. Willst du drei, hast du ein Problem oder kannst gleich beim Zirkus anheuern.
Um uns einen ersten Eindruck von Havanna zu verschaffen laufen wir zu Fuß in Richtung Malecon, der bekannten Uferstraße
und biegen dann nach rechts in die ehemalige Prachtpromenade Prada ein.
Die Bausubstanz in ganz Havanna ist so dermaßen rott, dass ganze Stadtviertel wegen akuter Totschlaggefahr gesperrt werden müssten.
Die Bemühungen die Gebäude zu erhalten und zu sanieren laufen überwiegend ins Leere. Es ist zu erkennen, dass man sich bemüht etwas zu tun, aber es fehlt halt hinten und vorne am Geld. Einzig das Capitol und einige Hotels sind im guten Zustand und die Oldtimer-Taxis.
Wir haben nichts anderes erwartet und sind mit dem Vorhaben dieses Havanna zu sehen auch gekommen, aber es ist echt richtig schlimm und jammerschade. Dass es anders geht haben wir im letzten Jahr in San Juan auf Puerto Rico gesehen. Hier ist die Altstadt ein Schmuckstück. Mit diesen ersten Eindrücken gehen wir zurück in unser Casa particulares nicht ohne zuvor zu 16 Euro, zu Viert, in einem privaten Lokal zu Abend gegessen zu haben. Es gab Huhn oder Schweinefleisch mit Reis und Krautssalat. Wir hatten Huhn und es war gut.