Von Dominica nach Martinique

Zu nachtschlafender Zeit, um 6:30 Uhr, haben wir am Dienstag nach Ostern Dominica in Richtung Martinique verlassen. Den Süden von Dominica haben wir nicht mehr besucht, das machen wir im nächsten Jahr.

Majestätisch ziehen unsere königlichen Nachbarn aus der Prince Rupert Bay an uns vorbei

Majestätisch ziehen unsere königlichen Nachbarn aus der Prince Rupert Bay an uns vorbei

Die Strecke entlang der Insel mussten wir mangels Wind unter Motor fahren, Segel konnten wir erst kurz vor dem Kanal zwischen Dominica und Martinique setzen. Cordula und Andreas waren mit ihrer Aphrodite 1 ½ Stunden voraus und teilten uns über Funk die aktuelle Windstärke und die Wellenhöhe im Kanal mit. Sehr praktisch! Dankeschön. Wir segelten völlig entspannt mit der kleinen Fock und gerefftem Groß nach Martinique. Im Lee von Martinique spielte der Wind mit uns Katz und Maus, in Bezug auf die Windrichtung und –stärke. Fock runter, große Genua raus und dann düsten 30 Knoten Wind aus der Bucht von Fort de France raus. Genua weg und nur mit dem Großsegel weiter. Zwischendurch musste Walter noch einen Kreuzfahrer aufwecken, der mit 6 Knoten aus der Bucht von Fort de France rausdümpelte und uns exakt getroffen hätte. Dank AIS ist eine Kollisionsverhütung heutzutage kein Problem mehr – sofern die Schiffe AIS haben und vor allem auch damit arbeiten. Der Kreuzfahrer hatte wohl die Signale der Sportbootfahrer unterdrückt und der Funker war ziemlich überrascht, dass wir ihn angefunkten. Es dauerte eine Weile, bis er uns auf dem Schirm hatte und uns mitteilte, dass wir unseren Kurs beibehalten sollen. Die Jewel of the Seas änderte ihren Kurs und dümpelte hinter uns durch. Es war bereits Abendessenszeit und wahrscheinlich durfte sie nicht schneller fahren, damit es das Buffet nicht durcheinanderwürfelt. Wieder in der Landabdeckung der Trois Ilets schlief der Wind ein und wir fuhren mit dem Motor weiter. Als wir um die Ecke kamen und Kurs seeseitig am Diamond Rock vorbei in Richtung St. Anne anlegen konnten, hatten wir wieder 20 Knoten Wind direkt auf die Nase. Die Sonne war bereits untergegangen und wir hatten keine Lust mehr im Dunkeln die letzten 10 Meilen aufzukreuzen. So ging es unter Motor weiter und ich bereitete das Abendessen vor. Kurz nach dem Diamond Rock, in Höhe der Diamond Bank, brach hier an Bord eine mittelschwere Hektik aus. Walter meldete 6 Meter Wassertiefe und kurz darauf hatten wir keine Fahrt mehr im Schiff. Der Motor lief noch, aber wir hatten keinen Vortrieb mehr. Die Kontrolle der Position auf der Seekarte brachte das Ergebnis, dass wir exakt auf unserer Kurslinie waren und über 100 Meter Wasser unterm Kiel haben sollten. Wir waren gefangen. Stockdunkle Nacht. Mit der starken Halogenlampe konnten wir dicke Seegrasklumpen und irgendwelchen Müll im Meer erkennen. Entweder wir waren in ein Netz, ein bereits durchgetrenntes Netz oder in eine Seegras- und Müllhalde gefahren, was uns dermaßen ausbremste. Sehen konnten wir nichts. Walter drehte ziemlich heftig am Rad (hiervon kommt der Begriff „Am Rad drehen“) und irgendwie gelang es ihm aus dem Schiff 2 Knoten Fahrt in die richtige Richtung rauszukitzeln. Er wollte nur noch so schnell wie möglich in die Ankerbucht von St. Anne. Der Motor brachte keine Leistung mehr. Die Schiffsschraube drehte unrund und somit vibrierten die Antriebswelle und das Schiff. Wir hatten den Eindruck, dass immer mal wieder was von dem mitgeschleppten Müll wegflog, denn nach und nach steigerte sich unsere Geschwindigkeit bis auf 3 Kt bei ca. 2000 Umdrehungen. Das nächste Problem stellte sich in der Ankerbucht von St. Anne. Andreas hatte uns mit einem starken Blitzlicht den Weg in die Ankerbucht angezeigt und wir konnten uns dadurch im Dunkeln sehr gut orientieren. Weit hinter seinem Heck, auf 5,60 Meter Wassertiefe, ließen wir den Anker fallen und Walter traute sich tatsächlich, den Rückwärtsgang einzulegen um den Anker einzufahren. Wir hatten die Befürchtung, dass uns das nicht gelingen würde. Es hat geklappt und der Anker hielt auch die ganze Nacht. Am Mittwochmorgen haben wir über Funk einen Stegliegeplatz in der Marina Le Marin reserviert, den Anker aufgeholt und sind unter Motor in die Marina gefahren. Unsere Bedenken mit dieser schlechten Motorleistung gegen Wind und Welle in die Marina zu fahren waren unbegründet, denn merkwürdigerweise hatten wir mit niedriger Motordrehzahl bereits wieder 3,5 Knoten Fahrt und auch die Vibrationen waren weniger. Als wir in der Marina festgemacht hatten, kam Andreas schon mit seinem Dinghi angefahren und bot uns an, mit seiner Tauchausrüstung zu kommen, zu tauchen und schauen, was wir eingefangen hatten. Walter hat nur Schnorchel und Flossen und er kann nicht längere Zeit unter Wasser bleiben und schon gar nicht ein Netz aus der Schraube schneiden. Beide mussten nicht ins dreckige Hafenwasser. Gegenüber ist der Chartersteg und ein Katamaran wurde gerade abgetaucht. Der Taucher erklärte sich bereit, anschließend bei uns vorbeizukommen und unser Schiff abzutauchen. Ohne Sauerstoffflasche, nur mit Neoprenanzug, Brille und Flossen ist er unter die Sunrise getaucht. Zweimal längs durch. Und es war nichts! Nur dass wir die Zinkanoden an der Welle und auch am Kiel verloren hatten. Die Schraube ließ sich bewegen. Wahrscheinlich hatten wir unseren „Fang“ über Nacht in der Ankerbucht verloren. Durch das Hin- und Herschwojen am Anker, vielleicht. Wir wissen es nicht. In Trinidad werden wir ein neues Wellenlager einbauen lassen müssen. Dass der Motor keine Leistung mehr gebracht hatte ist uns ebenfalls ein Phänomen, Öldruck und Temperatur blieben normal. Wir hatten vielleicht Seegras im Kühlkreislauf, aber am Schauglas im Wasserfilter ist auch nichts mehr zu sehen. Das war eine Begebenheit, die ich nicht wieder brauche, genau genommen gar nie mehr.
Blumeninsel Martinique