Roscoff

Roscoff wird bis auf weiteres die einzige Stadt sein, die wir uns nicht ansehen werden. Heute früh sind wir von Lézardrieux weg und gegen 18 Uhr hier in der neuen Marina Roscoff angekommen. Die Ausfahrt aus Lézardrieux, den Fluss Trieux runter, war von der Landschaft her ein Genuss. Zudem hatten wir wieder bestes Sonnenscheinwetter, leider auch mal wieder wenig Wind. Die Gesamtstrecke betrug ca. 50 Meilen, wir hatten 6 Stunden mitlaufenden Strom. Anfangs hatten wir von der vorherigen Nacht noch eine üble Restwelle aus Nordost, exakt von hinten, sodass es uns ziemlich hin- und her geschleudert hat. Das Großsegel haben wir flott wieder eingeholt und sind die Strecke nur mit dem Vorsegel, zeitweise mit Motorunterstützung gesegelt. Das Einlaufen in die Marina Roscoff war schwierig, da wir halbe Tide hatten und abartig viel Strömung im Bereich der Besucherplätze stand. Die erste anvisierte freie Box hat Walter flott wieder rückwärts verlassen, da uns der Strom quer gestellt hatte. Wir sind dann mit Rückwärtsfahrt gegen den Strom an den Kopfsteg ran, das ging verhältnismäßig geordnet. Die Marina ist wie geschrieben ganz neu, dementsprechend sauber sind die Anlagen innen und außen. Auf einen Stadtbummel heute Abend müssen wir verzichten, da wir morgen gleich weiter wollen nach Brest. Das sind um die 70 Meilen, für die Nichtsegler also rund 130 Kilometer. Man kann sich das in etwa so vorstellen, dass man mit dem Mofa von Stuttgart aus nach Memmingen im Allgäu fährt. Das dauert… Den halben Nachmittag habe ich damit zugebracht Strömungstabellen für die entsprechenden Wegpunkte unserer Strecke rauszusuchen, habe die Tidentabellen gesichtet, Tabellen geschrieben und Wind sollten wir ja auch haben. Die kritische Stelle morgen ist der Chenal du four zwischen der Ill d´Quessant bzw. den vorgelagerten Unmengen von Untiefen und Rocks und dem Festland. Hier muss der Strom mitlaufen, sonst stehen wir auf der Stelle. Erste Priorität hat die Strömungsrichtung, dann die Tide wegen der Wassertiefe und dann erst die Windrichtung. Wenn die Windrichtung nicht passt und es nicht gar zu toll auf die Nase bläst, kann immer noch der Motor schieben, wenn Ebbe ist, können manche Passagen gar nicht befahren werden und wenn Gegenströmung herrscht, steht man auf der Stelle. Ist also recht spannend hier, aber wir sind auch froh, wenn wir den Englischen Kanal verlassen können.