
Heute um 8 Uhr, also zu sehr moderater Zeit für ein Tidengewässer sind wird aus St. Peter Port ausgelaufen. Es gibt Leute, die meinen, wir hätten so lange gewartet, weil wir als Langschläfer vor 8 Uhr keinen Durchblick hätten. Es ist schon was dran, morgens zu nachtschlafender Zeit einen Schlafanzugstart hinzulegen, das liegt uns tatsächlich nicht so. Die Tagesstrecke nach Lézardrieux (Bretagne) war um die 50 Seemeilen – also ebenfalls moderat. Die „Marina“ Lézardieux liegt rund 6 Seemeilen aufwärts im Fluss Trieux. Die Flusslandschaft ist wunderschön anzuschauen, leider konnten wir aus zwei Gründen keine Fotos machen. Erstens hat es angefangen zu regnen und zweitens hat unser Raymarine Seekartenplotter selbst tätigend auf Nachtdisplay umgeschaltet und war absolut nicht dazu zu bewegen, wieder „Tag“ zu machen! Sogar das Raymarine Handbuch durfte herhalten, wir haben alles versucht, Hintergrundbeleuchtung auf ganz hell und die Palette auf „Tag“ eingestellt – nur der Plotter hatte heute keinen Bock und hat unsere Befehle verweigert. So haben wir nach klassischer Art terrestrisch navigiert (das Hand GPS lief mit) und haben die Seekarte mit an Deck genommen und die Seezeichen abgehakt. Wir sind sicher angekommen. Hier wartete ein neues Problem auf uns: Wir wollten an den Besuchersteg mit Landzugang und nicht im Fluss an eine Boje (Dinghyfahren ist noch nicht so unser Favorit). Der Besuchersteg war jedoch bereits voll und an eine andere Stelle in der „Marina“ konnten wir aufgrund unseres Tiefgangs nicht hin – genau genommen gibt es für Schiffe mit 2 Meter Tiefgang nur eine Handvoll Plätze mit Landzugang. Vor uns ging eine Yacht an eine andere längsseits und wir haben beschlossen, am nächsten Zweierpäcken noch längsseits zu gehen. Es sind zwei sehr stabile Contest-Schiffe, denen es mit Sicherheit nichts ausmacht, wenn noch eine Sunbeam dranhängt. Leider haben wir die Rechnung ohne den Holländer gemacht, der als erstes am Steg lag. Wir hatten trotz Strömung ein sauberes Anlegemanöver hingelegt und waren grade dabei noch eine lange Landleine auszubringen, als die Holländer vom Einkaufen zurück kamen. Es ist uns noch gar nie nicht passiert, dass wir von Seglern rüde angepreit wurden, aber dieser Holländer (eher die Frau) hatte heute einen schlechten Tag und wollte uns in der Tat verjagen. Das Argument, dass wir nirgendwo anders hingehen können, war ihnen egal. Wir sollten uns in den Fluss an eine Boje legen, oder an den Besuchersteg mittig im Fluss ohne Landgangmöglichkeit. Mittlerweile hat es gegossen wie aus Kübeln, sodass sich die Kontrahenten verzogen haben. Walter zum Hafenmeister, die Holländer und ich unter Deck – und da sitzt der Holländer jetzt noch und wir sind immer noch fest. Dem Hafenmeister war es auch egal, er hatte um 18:47 (ehrlich!) Feierabend und hat grade noch die Hafengebühr kassiert und ist nach Hause gegangen.