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Erkundung Cayo Largo
Gleich neben dem Gelände der Marina ist die Meeresschildkröten-Aufzuchtstation.

Turtle-Farm Cayo Largo

Turtle-Farm Cayo Largo

Es ist eine private Organisation, ohne Unterstützung vom Staat, die mit nur 2 freiwilligen insgesamt 28 Kilometer Sandstrand auf Cayo Largo betreuen. Bis zu 20.000 Eier verbuddeln die Meeresschildkröten jährlich hier. Ein Bruchteil der Eigelege wird von den Mitarbeitern gehoben und im Sand der Aufzuchtstation neu verbuddelt. In der freien Natur kommt eine von 1000 Baby-Schildkröten durch, hier in der Aufzuchtstation kommen die geschlüpften Meeresschildkröten in Meerwasserbecken und werden gepflegt und gehegt bis sie mit etwa 2 Jahren groß und stark genug für die freie Natur sind. Dann werden sie ausgesetzt und müssen sich selbst zu Recht finden.
Wir laufen weiter am Flughafen entlang in Richtung der Hotelanlagen.

Resort Sol Pelikano, Cayo Largo

Resort Sol Pelikano, Cayo Largo

Unser Ziel ist das Hotel Sol Pelicano, hier befindet sich eine Agentur von Cubatur. Wir wollen einen Flug nach Havanna buchen, weil wir die Sunrise hier in der Marina sicher einige Tage unbewohnt liegen lassen können. Die Straße zum Hotel zieht sich endlose und wir halten einen vorbeifahrenden Touristenbus an, der uns zum Hotel mitnimmt. Kostet nichts, der Fahrer bekommt ein Trinkgeld. Praktischerweise ist das Hotel Pelikano ein all inklusive Hotel. Vier Orangensaft und 4 Becher Bier kosten ebenfalls nichts – bezahlen nicht vorgesehen. Der Barkeeper bekommt ein angemessenes Trinkgeld und ist sehr zufrieden. Lässt sich gut an, der heutige Tag. Morgen wissen wir mehr, in Bezug auf die Havanna-Reise.
Für den Rückweg zur Marina nehmen wir den vermeintlich kürzeren Weg am Strand entlang. Der weiße Puderzuckerstrand wird nicht heiß, weil Korallensand. Es ist ein angenehmes Laufen an der Wasserkante entlang, gestört nur durch einige wenige unappetitlich gepiercte Freikörperkulturliebhaber westlich der Hotelanlagen (holla, FKK in Kuba). Am Paradies Beach finden wir eine Verpflegungsstation, der Barkeeper ist total irritiert, dass wir nur eine große Flasche Wasser ordern. Kein Gast außer uns trinkt am Paradies-Beach Wasser. Es gibt nur Cuba Libre, Mojito, Pina Colada und Wasser. Es bleibt beim Wasser, eisern. Wir haben ja noch einige Kilometer Fußmarsch vor uns. Wir laufen weiter und verlaufen uns doch glatt und landen bei den eingefangenen Delfinen auf einer vorgelagerten Sandbank. Zwei Delfine werden in einem abgezäunten Bereich zur Bespaßung der Touristen gehalten. Schwimmen mit Delfinen, muss man haben oder nicht. Der Vorteil dieser Lokation ist, dass die Besucher hier von großen Katamaranen abgeholt werden, die direkt am Steg in der Marina Cayo Largo festmachen. Was hält uns davon ab, unseren Fußmarsch aufzugeben und mit dem Schiff zurück zu fahren? Nichts. Noch nicht mal der Preis, es kostet nämlich nichts. Auch ein all inklusive Angebot der Hotels.

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Vamos!

Ansteuerung Cayo Largo

Ansteuerung Cayo Largo

Angekommen in Cayo Largo del Sur. Nach einer traumhaften Vollmondnacht mit fairen Winden und mäßiger Welle (Ausnahmen bestätigen die Regel) sind wir um 9 Uhr am Morgen auf dem vorgelagerten Koralleninselchen angekommen. Erster Eindruck: wow, welche Farben und welche Ruhe. Die Marina Cayo Largo ist putzig und trotzdem bekommen wir einen Platz am Steg. Zuvor hatten wir versucht, beim Eintritt in die 12-Meilen-Zone, die Guarda Nacional per Funk von unserem „Eindringen“ in die kubanischen Hoheitsgewässer zu unterrichten. Kein Funkspruch wurde beantwortet. Dann eben nicht. Später funkten wir die Marina Cayo Largo an und bekamen sofort eine Antwort in englischer Sprache. Wir seien sehr willkommen, sollen reinkommen und am östlichen Steg festmachen. Alles andere würde von der Marina geregelt. Alles was wir bislang über Schikanen bis zum Abschrauben der Bodenbretter im Schiff gehört und gelesen haben ist absoluter Mumpitz. Wir hatten unsere Papiere sauber geordnet, die Touristenkarten/Visa hatten wir auch und den kompletten Papierstapel haben wir dem Marina-Officer überreicht. In loser Folge besuchten uns die Gesundheitsbeamten (kein Fiebermessen), der Drogenschnüffelhund und der Offizielle der Zoll, Einwanderungsbehörde und Guarda Nacional vertritt. Insgesamt weniger Formulare als in Jamaika und in sehr freundlicher Stimmung. Keine Gebühren, kein Overtime am Sonntag!!! In Jamaika musste ich, als wir freitags nach 16 Uhr innerjamaikanisch in Montego Bay ankamen 68 US $ Overtime Gebühren bezahlen.
Der erste Eindruck ist überaus positiv. Nicht ganz unwichtig für uns Segler, ein Sundowner-Bier kostet nur 1 Peso convertibile (ca. 1 Euro).

Bierkrüge auf kubanisch

Bierkrüge auf kubanisch

In Jamaika locker mal 4,50 US $. Das braucht kein Mensch. Wir freuen uns darauf, Kuba kennen zu lernen.

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Also Bernd meint, wenn wir schon nicht mit dem Schiff in den North Sound rein fahren, dann machen wir einen organisierten Ausflug mit dem Bus und dem Motorboot dort hin. Walter meint erst mal nichts. Ich sage zu. Schnorcheln hinter dem North Sound Riff und Stingray City steht auf dem Programm. Der Wecker, das muss man sich mal geben, im Urlaub, klingelt um 7 Uhr. Die Rucksäcke sind voll gestopft mit Flossen, Schnorchel, Brille, Ersatzklamotten und wasserdichten Kameras. Wir butschern mit dem Dinghy an den Anleger und am Treffpunkt von Captain Marvin, der die Touren anbietet, wuselt es wie im Ameisenhaufen. Gut frequentiert das Angebot, obwohl nur drei Kreuzfahrtschiffe da sind. Der Bus fährt am Seven Miles Beach entlang, an den exklusivsten Hotels und Villen vorbei und biegt in Richtung Governor Harbour ab. Das geht’s grad so weiter Villen, Pomp und Gloria. Sieht aus wie am Lago di Como. Völlig unkaribisch bzw. ungewohnt.

Haus mit Wasserparkplatz

Haus mit Wasserparkplatz

Governor Harbour Grand Cayman

Angekommen an der Bootsanlegestelle von Captain Marvin werden wir in das Motorboot Nummer 2 verladen. Zuerst geht’s zur Sandbank auf der zahme Stingrays leben. Die Bootsbesatzung stimmt die Viecher mittels Fischfutter milde und auf die kommende Kuschel- und Knutschstunde ein. Wir dürfen zum Rudelkuscheln raus auf die Sandbank. Ich kuschel und knutsche nicht, das ist doch völlig daneben. Aber lustig ist es trotzdem. Einer der Stingrays ist liebesbedürftig und schwimmt mich an, sodass ich auf dem Rückzug, bzw. auf der Flucht über Bernds Unterwasserkamera stolpere. Sorry, jetzt ist das Video verpfuscht. Das muss man rausschneiden.

Rudelkuscheln mit Stingrays

Rudelkuscheln mit Stingrays

Stingray Kiss

Stingray Kiss

Stingray Kuscheln

Stingray Kuscheln

Nächster Stopp ist Rudel-Schnorcheln. Das Wasser ist noch ziemlich bewegt und es kommen immer wieder Brecher übers Riff, sodass der ganze Sand aufgewirbelt wird und das Wasser etwas trüb ist. Aber einige bunte Fische und Fächerkorallen sind doch zu sehen.

Rudelschnorcheln hinterm Riff

Rudelschnorcheln hinterm Riff

North Sound Grand Cayman
Unsere Zeit ist abgelaufen, die Nachmittagsfuhre wartet schon in George Town. Alle wieder ins Schiff geladen, in den Bus und retour.
Der Abschluss des Ausflugs findet im Eiscafé statt. Eine Tag ohne Eis, ist kein guter Cayman Tag, das gehört mittlerweile schon zur täglichen Übung dazu.

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Grand Old House, Grand Cayman

Walter und Bernd waren erfolgreich Gas kaufen. Propangas zum Kochen und Backen. Damit waren sie drei Stunden beschäftigt, man hat ja viel Zeit als Segler und ist echt froh und dankbar, wenn die Gasabfüller nicht von vornherein die Hände in Abwehrhaltung bringen, wenn sie europäische Gasflaschen sehen. In Curacao zum Beispiel erntet man ein Kopfschütteln gefolgt von einem Geht nicht, ausgeschlossen, haben wir noch nie gemacht, machen wir auch nicht und schon gar nicht mit einem mitgebrachten Adapter. Das Problem ist, dass die europäischen Propan- und Campinggasflaschen kleinere Gewinde haben als die amerikanischen. Hier auf Grand Cayman haben sich die Gasabfüller stundenlang Mühe gegeben, gebastelt, mit Teflonband abgedichtet um dann für 3,50 Dollar Gas zu verkaufen. Das stellt man sich mal vor. Auf einer Insel, wo das Durchschnittseinkommen bei US $ 10.000,00 pro Monat liegt. Ein echtes Highlight in Bezug auf Kundenservice und Freundlichkeit.
Nachdem Walter die gefüllte Gasflasche im Rucksack quer durch George Town geschleppt hat, war dann erst mal Schluss mit Programm. Ausruhen auf der Sunrise war angesagt und warten bis die Sonne untergeht. Es gibt schlimmeres.

Sunrise und ihre Freunde

Sunrise und ihre Freunde

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Heute war ein guter Tag: der Wind ließ nach und wir konnten mit dem Dinghy an Land. Das hieß es gab wieder leckeres Eis und damit verbunden auch freies Wifi. Wobei sich die Frage stellt, steht das Eis, für 2 Personen immerhin US $ 9,50 im Vordergrund oder das schnelle Wifi? Hätten wir auch ohne den Wifi-Zugang dem Eisladen einen Besuch abgestattet?
Die Frage stellt sich jetzt nicht mehr, denn ich habe mir eine lokale Prepaid-SIM Karte fürs Tablet geholt. Ohne Internetzugang fehlen uns wichtige Informationen übers Wetter, die aktuellen Infos der Cruiserszene zu Kuba, die Bundesliga-Spielergebnisse u.v.m. Des Weiteren konnten wir herausfinden wo wir unsere leere Propangasflasche füllen lassen können, sofern die Gasstation einen Adapter für europäische Flaschen auftreiben kann, sowie via Internet in Deutschland gleich einen Gasflaschen- Adapter für amerikanische Propangasflaschen bestellen. Den brauchen wir im nächsten Jahr auf jeden Fall.
Wir verabschiedeten Beate und Reiner (SY Balou), für sie geht es morgen früh weiter nach Mexiko. Gute Reise! Bis zum nächsten Jahr.

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Grand Cayman Island, George Town
Erster Eindruck: angekommen in der Zivilisation. Massive Steinhäuser, nett im englischen Stil, einige wenige supermoderne Bankenhochhäuser (max. 5 Stockwerke), Supermärkte mit Allem und noch viel mehr, kein Müll auf den Straßen – leider auch kein Geld. Das papierlose Geld liegt auf den Konten und wird verwaltet von tausenden Briefkastenfirmen. Im Uglandhaus in der South Church Street sollen 18000 Firmen ihren Unternehmenssitz haben. Das Haus hat 5 Etagen und geschätzte 2.250 Quadratmeter Bürofläche, das wären immerhin 0,125 Quadratmeter pro Firma. Das reicht für ein Notebook um weitere 18000 E-Mail-Accounts zu verwalten.

Ugland House, Unternehmenssitz von 18.000 Firmen

Ugland House, Unternehmenssitz von 18.000 Firmen

Eine Kuriosität auf der Insel sind die vielen frei laufenden Hühner. Mitten in der Stadt, selbst vor der Kentucky Fried Chicken Filiale, scharren die Viecher im Gras. Hurricane Ivan fegte im September 2004 über Cayman hinweg und richtete viel Schaden an. Unter anderem zerstörte er auch die Hühnerfarmen, die Viecher büchsten aus und vermehren sich seither fröhlich weiter. 12.09.2004 ist der Cayman-Chicken-Independence-Day.

Wir liegen mit der Sunrise sicher an einer der wenigen orangenen Mooringbojen für Gastschiffe im Nordteil des Hafens vor George Town, Grand Cayman. Es war eine richtige Entscheidung nicht nach Cayman Brac zu gehen. Es kachelt seit vorgestern mächtig und an Cayman Brac und Little Cayman entlang fegen Böen mit 40 Knoten aus Nordost. Auch an Kubas Küsten ist mächtig was los. Bis Mittwoch hält der starke Wind an und lässt dann langsam nach.

In den letzten Tagen waren wir zusammen mit der Rebell-Crew zu Fuß und mit den öffentlichen Bussen auf der Insel unterwegs.

Captain Bernd Rebell links, Captain Sunrise rechts

Captain Bernd Rebell links, Captain Sunrise rechts

Letzten Freitag waren wir förmlich umzingelt von fünf Kreuzfahrtschiffen

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und ergriffen die Flucht mit der Buslinie 9 ans Ostende der Insel. Hier gibt es keine Souvenirläden und Bars. Es gibt ein Tauchresort, wenige BBQ-Stände mit den typischen Fass-Grills

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und die „Wreck of the ten Sails“ Gedenkstätte für die Schiffe, die an der riffreichen Ostküste von Grand Cayman aufgelaufen und gestrandet sind.

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Im Norden der Insel, am Rum Point ist im 19. Jahrhundert ein mit Rumfässern beladenes Schiff havariert. Ein Fest für die Einheimischen – Rum for free über Jahre hinaus.

Am Samstag statteten wir der deutschen Segelyacht Balou, mit Beate und Reiner, in der Barcadera-Marina im North Sound einen Besuch ab. Die Beiden waren sehr mutig und sind durch die Riffpassage und den mit Untiefen gespickten North Sound gefahren. Es gibt einen Weg durch den North Sound, mit genauen GPS-Punkten und Kurslinien, der ist aber nicht betonnt und hat zwischen 2,1 und 2,7 Meter Wassertiefe, links und rechts davon aber nur 50 oder 90 cm Wassertiefe. Nichts für schwache Nerven. Nun warten die Beiden bis sich der Starkwind gelegt hat um nach Mexiko weiter zu segeln.
Wir warten heute, Montag, 6. März 2017 auf der Sunrise. Es bläst auch hier im George Town Harbour mit 30 Knoten. Sicher ist sicher. Unser Gummi-Dinghy wäre überfordert und deshalb gibt es heute keinen Landgang, kein Wi-Fi und viel schlimmer noch kein leckeres Häagen Dazs Eis im Kreuzfahrtterminal, keinen Sundownder und nichts aus dem überragenden Supermarkt und kein Frischfisch direkt vom Fischer.

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Jack van Ommen
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Bevor die Rebell Montego Bay erreichte schrieb uns Birgit eine Whats app, wir sollten im Ankerfeld nach der Yacht Feetwood Ausschau halten. Das taten wir, konnten die Feetwood aber nicht sehen. Als die Rebell Montego Bay erreichte und zum Einklarieren kam, stand da auch Jack, Eigner der Feetwood und freute sich Birgit und Bernd nach fünf Jahren wieder zu sehen. Die Rebell und Fleetwood hatten sich in Griechenland kennen gelernt und zum letzten Mal gesehen und Birgit verfolgt seit dem Jacks Blog.
Jack ein nun mehr achtzigjähriger !!! Segelveteran ist seit 2005 unterwegs mit seiner Feetwood. D.h. er ist in 2005 an der Ostküste von Amerika gestartet und über die Nordatlantikroute nach Europa gekommen, hat hier Rhein und Donau befahren und ist über das Schwarze Meer in das Mittelmeer gekommen, all dies machte er mit seiner alten Feetwood, ein 30 Fuss Holzschiff mit Knickspant. In Ibiza war jedoch für die Fleetwood (1) dann Feierabend, denn in einer Sturmnacht strandete Jack mit seinem Schiff und verlor es. Mit viel Glück konnte er diese Havarie unbeschadet überstehen, hatte zwar Hab und Gut verloren, aber er lebte und er sagte sich „der liebe Gott hat noch was mit mir vor, wenn er mir mein Leben schenkt“. So segelte er weiter, hatte das Glück genau das gleiche Boot noch einmal kaufen zu können und ist heute einen Tag nach seinem achtzigsten Geburtstag, den er einsam und allein auf See verbrachte mit uns gemeinsam in Grand Cayman George Town angekommen.

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Jack hatte ein wirklich bewegtes Leben. Vom holländischen Jungen in Kriegszeiten (seine Mutter war aufgrund ihrer Sympathie für die holländische Résistance ab Februar 1944 im KZ Ravensbrück und in Dachau),zum aufstebenden Holzhändler, der dann nach Amerika auswanderte und sich dann mit einem kanadischen Freund selbständig machte und zum Millionär wurde. Nach drei Ehen mit fünf Kindern (2 Adoptivkinder) das Weite suchte und mit 150 US Dollar in der Tasche mit seiner kleinen Segelyacht Fleetwood aufbrach um Neues zu erkunden. Das ist Jack. Wir durften ihn kennen lernen und er hat uns sehr beeindruckt. Auf seiner neunjährigen Weltumsegelung, die er in den nächsten Monaten irgendwo an der Ostküste der USA komplettieren wird, hat er zwei Bücher geschrieben. Eines in dem er seine Familiengeschichte aufarbeitet (The Mastmaker’s Daughters) und ein zweites über seine Weltumsegelung (Solo Man). Jack ist ein Mann der Mythen, so hat er uns erzählt, dass er am 28.02.2017, seinem 80. Geburtstag um 12:00 Mitternacht den 80igsten Längengrad übersegelt hat. (Stimmt wirklich, denn wir waren zusammen von Montego Bay losgesegelt und in unmittelbarer Nähe) Ein gutes Ohmen für seine Zukunft! Happy Birthday Jack!!!

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Zum Abschied von Montego Bay haben wir noch eine ordentliche Watschn (Ohrfeige) bekommen. Nachdem wir Ausklariert und zum dritten Mal ein und dasselbe Formular ausgefüllt hatten, gingen drei Crews zurück zu ihren Schiffen. Die Fleetwood mit Jack van Ommen (Solo Man) lag rechts neben uns und die Rebell glücklicherweise am Anker. Eine schwarze Wand kam zum Abschied auf uns zu und brachte so viel Wind und Regen mit, dass die Fleetwood und auch wir trotz straff durchgesetzter Mooringleine mit dem Heck gegen den Steg knallten. Das war eine ganz üble Sache, da wir mit unserer Aries Windfahne gegen den Steg knallten. Wir halfen zuerst Jack beim Ablegen und dann mussten wir einen Blitzableger zum Schutz unserer Sunrise fahren. Zwischenzeitlich waren auch drei Helfer am Steg und riefen, dass wir sofort weg sollten – na das hatten wir schon selbst bemerkt. Die Helferlein waren jedoch sehr nützlich, da Walter und ich auf dem Schiff bleiben konnten und sie uns die Heckleinen und die Spring loswerfen konnten. Nun ging es daran, die gefühlten 300 Meter Leine bis zur Mooringboje am Bug einzuholen. Walter fuhr mit der Maschine in Richtung Mooringboje und ich hatte alle Hände voll zu tun die Festmacher einzuholen. Neben uns trieb die Fleetwood, die sich in ihrer Festmacherleine verfangen hatte, obwohl Bernd von der Rebell mit dem Dinghy die Leine sauber losknüpfen konnte und eigentlich nichts hätte schiefgehen können – aber leider war das Manöver auch für Jack zu hektisch, sodass er seinen eigenen Festmacher auf der falschen Seite einholte und ihn unter seine Fleetwood zog. Während dieses Manövers trieb die Fleetwood auf uns zu und mir blieb nichts anderes übrig als die letzten 15 Meter Festmacherleine mit dem Keramikmesser mit einem Schnitt zu kappen. Wir waren frei aber die Fleetwood trieb in die Mooringleine unseres linken Nachbarn am Steg. Mit Hilfe von Bernd und Birgit im Dinghy bekamen sie die Fleetwood frei und Jack konnte losfahren. Er hat morgen Geburtstag, er wird 80 Jahre alt. Wir sehen ihn hoffentlich auf Grand Cayman gesund wieder und feiern seinen Geburtstag nach. Nach diesem Scheißmanöver warfen wir erst mal wieder unseren Anker und begannen den Sonnenschutz abzubauen, die Fender einzuholen, die total verschlickten Festmacherleinen zu spülen und einen Pott Tee zu trinken sowie die letzten Wifi Strahlen einzufangen um diesen Bericht zu tippen.
Liebe Seglerfreunde, wenn ihr nach Montego Bay zum Ausklarieren müsst, dann bleibt im Ankerfeld. Das Bojenfeld ist mit einheimischen Booten komplett belegt und Platz zum Ankern bleibt nur für drei Schiffe – also eine ganz enge Kiste. Aber auf jeden Fall besser als die drei Gastliegeplätze am Kopfsteg, die Art und Weise dort festzumachen ist unmöglich. Die Mooringbojen liegen gefühlte 300 Meter weit weg, der Bug ist zwar fixiert, aber bei Winddruck hängt ihr trotzdem auf dem Steg. Sehr unkomfortabel und dazu noch schweineteuer.

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Wir wollen weg aus Montego Bay, Jamaika.
Die Rebell-Crew liegt am Anker in Sichtweite und wartet ebenfalls auf fairen Wind für die Reise zu den Cayman Islands. Wir beschließen, dass wir gemeinsam morgen, am Montag, 27.02.2017 lossegeln. Unser Ziel Grand Cayman Island liegt 210 nm entfernt, das heißt wieder zwei Nächte auf See. Zunächst wollten wir nur nach Cayman Brac, aber wenn wir hier schon mal um die Ecke sind, schauen wir uns doch eben mal die Briefkastenfirmen in George Town/Grand Cayman an. Vielleicht liegt ja Geld auf der Straße, wer weiß?

Wer sich für Finanzschiebereien, die Machenschaften der Banken und die der Mafia interessiert, dem sei der Roman „Die Firma“ von John Grisham ans Herz gelegt, ein sehr lesenswertes Buch mit Bezug zu den Caymans.

Bilder aus Jamaika gibt es derzeit nicht, die Upload-Geschwindigkeit der WiFi Verbindung ist so mager, dass keine Bilder hochgeladen werden können. Leider.

Es ist an der Zeit nach vier Wochen auf Jamaika ein Resümee zu ziehen:

a) Port Antonio: Gute Möglichkeit das Schiff in die Marina an den Steg (sehr sicher, aber teuer), an die Boje (sehr sicher, mäßig teuer) oder in den Osthafen (k.A. wie sicher, keine Gebühren) vor Anker zu legen. Das Städtchen Port Antonio ist voller Leben, der Markt findet auf der Hauptstraße statt, die Menschen sind freundlich, aber überwiegend bettelarm. Jeder Weiße wird sofort in die Schublade „Geld“ gesteckt und entsprechend angemacht – zwar sehr freundlich, aber permanent und bestimmt. Uns ging die Anmache ab dem 4. Tag gehörig auf den Keks. Manch Anderer kann damit besser umgehen.

b) Kingston: Ohne Guide eine No-Go-Area. Zumindest downtown. Sehenswert ist der Tat das Bob Marley Museum, das Ward Theater und das Devon House. Wir hatten Glück, dass wir die Adresse von Matthias, the rasta, bekommen hatten und eine individuelle Führung durch Kingston hatten.

c) Blue Mountains: ein Must. Möglich mit dem Mietwagen oder per Taxi. Einfach nur schön.

d) Oracabessa: Gut zu ankern, im Fischereihafen oder vor dem James-Bond-Beach. Ansonsten tote Hose.

e) Ocho Rios: Touristen-Bespaßung mit Delfinen und Dunn´s River Falls. Nice to see.

f) Discovery Bay: Schöne Ankerbucht mit klarem Wasser hinter einem Riff. Etwas tricky zum Ankern, weil viele Steine und Korallenblöcke „im Weg“ sind. Ansonsten empfehlenswert.

g) Montego Bay: Montego Bay Yacht Club (sichere Liegemöglichkeit), Ankerfeld vor dem Yachtclub (ebenfalls sehr sicher und geschützt). Außer dem Yacht-Club Restaurant mit Bar ist nichts los. Das Wasser ist brackig, also keine Bademöglichkeit direkt vom Schiff aus. Getränke und Verpflegung im Yachtclub sind hochpreisig. Fast gegenüber ist das Hard Rock Café mit eigenem Strand und Swimming Pool. Die Anlage ist sehr schön angelegt, hat aber auch ihren Preis. Am Wochenende schallt der Lärm von der City von Pier 1 und der Doctor´s Bay zum Yacht Club herüber. Die Basswumme verursacht Herzrhythmusstörungen auf eine Entfernung von 5 Seemeilen. Selbst Ohropax hilft nicht.

h) Würden wir nochmals herkommen? Nein, wir haben viel gesehen und aufgenommen, aber wir brauchen Jamaika kein zweites Mal.

i) Die Lokals sind verblendet. Sie sehen dass die Touristen, speziell die von den Kreuzfahrtschiffen mit Geld nur so um sich werfen, sehen im Fernsehen (läuft in der ärmsten Hütte rund um die Uhr) die Soaps, wo Geld eh keine Rolle spielt und immer zur Verfügung steht, können aber nicht nachvollziehen, dass der Großteil der Touristen im wahren Leben einen harten 40-Stunden-Job hat, sich sein Geld sauer und sauber verdient hat und sich ein Mal im Jahr eine 14-tägige-Kreuzfahrt leistet und im Urlaub nicht aufs Geld achtet. An 14 von 365 Tagen. Aber das ist ein Thema, das nicht nur die Karibik betrifft, sondern schon bei uns vor der Haustüre bei den Mittelmeeranrainern beginnt und in Asien nicht aufhört.

j) Müll: Wie überall in der Karibik ein endloses und frustrierendes Thema. Kurz gesagt: Müll liegt und schwimmt überall rum.
Völlig idiotisch ist die Regelung in Port Antonio. Dort, im Westhafen an der Boje benötigt man einen Tank für das Brauchwasser und muss diesen wöchentlich für US $ 30 abpumpen lassen. Am Steg in der Marina muss der Tank geschlossen sein, das heißt, man/frau darf nicht an Bord aufs Klo, sondern muss die Facilities der Marina nutzen. Dagegen läuft 100 Meter Luftlinie entfernt die komplette Kacke des Ortes ungeklärt in den Osthafen und die Ankerlieger dort dürfen nach Belieben pinkeln und kacken.

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Unser Segelfreund Gerhard ist seit Mittwoch mit deutscher Zuverlässigkeit und Pünktlichkeit wieder zurück in Deutschland. Wir hängen noch im Montego Bay Yacht Club und sind etwas angenervt. Die Nachbarlieger sind Lokals und eigentlich sehr freundlich, leben aber auch am Steg ihr lautes No-Problem-Leben. Von morgens bis in die Nacht dröhnt das Radio über die Außenlautsprecher, selbstredend volle Lautstärke, egal ob der Eigner aktuell auf dem Boot ist, oder an der Bar rumhängt. Auf unsere Bitte, die Außenlautsprecher abzuschalten ernteten wir einen völlig konsternierten Blick. Der Nachbar konnte überhaupt nicht nachvollziehen, dass uns die ewige Beschallung auf den Zeiger geht. Die logische Konsequenz wäre auszulaufen – aber wohin? Wir haben momentan Westwind und somit scheidet Negril aus und außerdem können wir international nur noch hier in Montego Bay ausklarieren. Das heißt, wir müssten auf jeden Fall wieder hierher zum Klarieren. Blöde Situation, die wir nun eben aussitzen. Gegenüber ist das Hard Rock Café mit einem schönen Sandstrand – aber drei Tage in Folge dort abzuhängen liegt uns auch nicht.

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Dafür sind auch die Preise zu hoch. Einfach so rein zu gehen geht nicht. Es wird erwartet, dass du einen Liegestuhl, einen Sonnenschirm mietest und mindestens ein Getränk zu dir nimmst. Der Cocktail kostet 9.75 US $, also knapp 10 Euro, eine Dose Bier 0,275 l kostet 4 US $.

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Das sind hier die normalen Preise, auch im Yacht Club. Während ich das hier schreibe, wurde ich schon zwei Mal freundlichst gefragt, ob ich nicht etwas Trinken oder eine Kleinigkeit zum Lunch haben möchte. Ich erwarte, dass ich hier im teuren Yachtclub (der Stegliegeplatz ist recht teuer und ein Ankerlieger zahlt US $ 10/Person/Tag damit er Facilities und das WiFi nutzen kann) ungestört im Foyer sitzen und das WiFi kostenlos nutzen kann. Interessenskonflikt pur.
WiFi bzw. Internet ist auch so ein Thema. Die Netze hier funktionieren wie die Blinker am Auto, aus – an – aus – an. Gestern habe ich geschlagene 5 Stunden benötigt um Programm-Files von Wetterwelt runterzuladen. Erster Abbruch bei 75 %, zweiter Abbruch bei 87 %, dritter Abbruch bei 42 %. Mir hat es in der letzten Woche aus unerfindlichen Gründen meine Grib-View-2 Software zerschossen, ich konnte keine neuen Wetterdaten mehr einlesen aber das Wetterwelt-Team hat mir kulanter weise das Programm zum Download zur Verfügung gestellt. Nun habe ich in stundenlanger Arbeit, man hat ja sonst nichts auf dem Plan, die alte Software deinstalliert und die runtergeladene Software neu installiert. Nun funktioniert es wieder und ich kann die von Wetterwelt geschickten Wetterdaten einlesen und vor allem das Tool Streckenwetter nutzen. Gut so, weil ab nächster Woche bin ich auf die Funke und ihren Freund Pactor IV angewiesen, da geht nix mehr mit Internet, die Wetterdaten kann ich nur über die Kurzwelle beziehen. Ich muss also die „mittelalterliche“ Technologie Kurzwelle und Pactor loben! Ein dickes Lob und viele Grüße an die Sailmail-Stationen, auf dass die Server dort ausschließlich gute Tage haben.