Segelsommer 2025 mit der SY Pille_2

Reisefertig.
Wetterprognose sagt fürs Wochenende Schietwetter und Starkwind – also donnerstags rein in die Schleuse Hooksiel und ab nach Cuxhaven. Die Tide läuft mit uns und wir haben eine schnelle Reise nach Cuxhaven. Kurz vor der Kugelbake, da wo die Nordsee schifffahrtstechnisch in die Elbe übergeht, erwischt uns doch noch eine echt fiese Gewitterzelle. Vorbote des Schietwetters. Die Segel hatten wir gerade geborgen und schon knallt eine Böe mit 41 Knoten und hektoliterweise Wasser auf unser kleines Schifflein runter. Aber das Schifflein ist stark und zuverlässig (der Motor) und bringt uns sicher in den Hafen. Der wird im Laufe des Abends gestopft voll – die Nordseewoche beginnt. Über 100 Schiffe sind gemeldet. Die starten von vielen deutschen Häfen aus nach Helgoland. Zubringerregatten. Da spielen wir nicht mit, wir verholen uns in den Nord-Ostsee-Kanal

und bleiben drei Regentage lang über Pfingsten in Rendsburg.

In Büdelsdorf findet seit 06.06.2025 wieder die NordArt statt. Das Ausstellungsgelände ist vom Rendsburger Yachthafen fußläufig zu erreichen. Da sind wir natürlich wieder am Start. Am einzig einigermaßen regenfreien Tag, dem Pfingstmontag, hat die Ausstellung geschlossen. Also noch eine weitere Nacht im Regattaverein Rendsburg (echt sauber und empfehlenswert) und dann dienstags in wasserdichter Seglermontur zur NordArt. Das Außengelände ist sehr weitläufig, aber im Vergleich zum letzten Herbst hat sich kaum etwas verändert. Also konzentrieren wir uns auf die Hallen.

Segelsommer 2025 mit der SY Pille_1

The same procedure…
Anreise nach Hooksiel. Die Pille steht wie vereinbart bereits „auf der Wiese“. Sieht gut aus, das Winterlager in der Halle war eine gute Entscheidung. Die Umweltvorschriften gewissenhaft beachtend (wir sind jetzt Großeltern), haben wir eine professionelle Festo-Absaugung und entsprechende Geräte und Werkzeuge mit passendem Schlauchanschluss mitgebracht. Das Auto war so voll mit Schiffspflege- und reparaturbedarf, dass sich 15,9 Kilogramm persönliche Klamotten per Paket mit der Deutschen Post auf den Weg von Weinstadt nach Hooksiel gemacht haben und pünktlich einen Tag nach uns angekommen sind. Lob für die Post.
Wir bzw. hauptsächlich Walter schleift das Unterwasserschiff und ich bin erst dran als es ans Streichen geht. Wir haben noch das „giftige“ Selfpolishing-Antifouling im Bestand, das wir jetzt in Mircoteilen vom Schiffsrumpf abtragen und in den Weltmeeren verteilen lassen. Ein schlechtes Gewissen? Jain.
Für das Reinigen und Polieren der Außenhaut verbrauchen wir ausschließlich die mitgekauften Bordbestände; vorsichtige Schätzungen sagen einen Bestand für die nächsten fünf Jahre voraus.

Die Werft krant uns nach einer arbeitsreichen Woche ins Wasser, stellt unseren Mast. Nun wären wir reiseklar. Eigentlich. Unser Lieblings-Schiffselektroniker, der Einzige der noch Yachties versorgt und nicht komplett von der Bundesmarine in Wilhlemshaven vereinnahmt ist, hat Aufträge und Termine ohne Ende. So warten wir zwei Wochen auf die Montage unseres neuen Autopiloten; der alte musste weg. Hatte ein Problem mit Kurshalten, 30 Grad Abweichung mal nach links mal nach rechts, Schlangenlinienkurs. Sah echt peinlich aus. Geht gar nicht. Der autopilotinterne Kompass war kaputt. Zu alt – keine Ersatzteile mehr verfügbar!

Sommer 2024_Hamburg_2

Immer noch Hamburg

Montags nach dem großen Fest auf der Cap San Diego verabschieden wir unsere Oma, Kinder und Patenkinder. Sie machen sich per ICE auf den Weg nach Stuttgart. Es funktioniert nur so halb. Im ICE von unseren Patenkindern sind alle WCs ausgefallen. Bei Oma und den Kindern funktioniert es und sie kommen mit nur 45 Minuten Verspätung an.
Wir räumen derweil die Pille auf, mit 6 Personen zu übernachten ist echt eng. Ging, aber frag nicht wie.
Am Mittwochabend fliegen wir nach Stockholm um unser Auto zu holen. Natürlich, es war ja nicht anders zu erwarten, hebt die Eurowings Kiste statt 18:15 Uhr erst um 19:10 Uhr ab. Das ist jetzt so richtig Kacke. Unser letzter Bus vom Busbahnhof Slussen nach Bullandö fährt um 21:40 Uhr. Allen Anstand hinter uns lassend hechten wir aus dem Flieger und rennen zum Arlanda Express der uns in 18 Minuten an den Central Bahnhof bringt. Und, wer hätte das gedacht, er fährt gerade weg als wir aus dem Aufzug steigen. Also 10 Minuten warten. Ankunft Centralen um 21:29 Uhr. Wir rennen aus dem Bahnhof, schmeißen uns in ein Taxi (mit der Tunnelbahn reicht es nicht) und brüllen dem Fahrer „Bushallplats Slussen“ ins Ohr und dass er Gas geben möge. Er schafft es in 10 Minuten, kassiert kurz noch 335 Kronen, weg ist er. Wir kriegen den Bus nur, weil dieser mit 2 Minuten Verspätung angefahren kommt. In Hemmesta müssen wir den Bus wechseln, aber der wartet auf uns. Am Ende wird alles gut. Das Auto steht noch da und sieht aus wie frisch gewaschen. Es muss viel Starkregen gegeben haben, die ganzen Insektenleichen auf der Front sind weg. Auch gut.
Nun liegen über 1.200 Kilometer vor uns. Ziel Marina Hooksiel. Wir wechseln uns die Nacht durch mit dem Fahren ab, schlafen schließlich doch noch auf einem Rastplatz in Dänemark gemeinsam drei Stunden im Auto. Walter auf dem Beifahrersitz in Liegeposition und ich auf der Rückbank. Geht alles. Unsere Route geht durch den Elbtunnel in Hamburg. Kurz hinter der Dänisch-deutschen Grenze meldet sich der Verkehrsfunk: Elbtunnel, alle Röhren in allen Richtungen wegen LKW Brand und Rauchentwicklung gesperrt. Es wird darum gebeten Hamburg weiträumig zu umfahren da sich bereits kilometerlange Staus gebildet haben. Na dann. Irgendwie und irgendwann finden wir uns im Stau auf der A 1 vor Hamburg wieder und beschließen auf der Pille zu übernachten. Alles andere ist sinnfrei.
Am nächsten Morgen geht’s ausgeruht weiter nach Hooksiel. Meister Kruse und Schiffselektroniker LEXA freuen sich uns wieder zu sehen. Nicht nur wegen der zu erwartenden Aufträge, sie freuen sich wirklich echt.
Das 49 € Ticket bringt uns am Nachmittag wider Erwarten stressfrei zurück nach Hamburg.

Sommer 2024_Hamburg

Hamburg City SportHafen

Wir sind in Hamburg angekommen. Just in time. Der Hafenmeister im Sportboothafen empfängt uns freundlich, nimmt die Festmacher an und begrüßt uns im Hamburger Hafen. Er hat uns einen bequemen Liegeplatz reserviert – längsseits ist immer gut. Auf Armlänge hinter unserem Heck ist die Elbphilharmonie und die Speicherstadt. Sidekick: Die Duschen und die Toiletten sind immer noch unterirdisch.

Hafenkante

Der eigentliche Grund weshalb wir hier in Hamburg sind ist der 70. Geburtstag meines Cousins Claas-Heeren, Kapitän zur See u.s.w.
Claas, das kann man gar nicht glauben, hat sich nichts mehr gewünscht, als dass seine umfangreiche (buckelige) Verwandtschaft mit 350 Personen mit Kind und Kegel hier in Hamburg aufschlägt und mit ihm zusammen auf der Cap San Diego die Elbe runter schippert und so ganz nebenbei die Bordbar plündert und die Kombüse leer futtert. Lecker Bierchen, Wein, Hühnerfrikassee, Vegetarisches, Butterkuchen und Kaffee. Wahnsinn. Der Claas halt. Wir genießen. Alle. Einschließlich meiner Mutter, mit 89 Jahren.

Fischmarkt Hamburg


Hamburger Hafen

Köhlbrandbrücke

Am Abend „public viewing“ mit 9 Personen auf der Pille. EM Spiel Dänemark vs. Deutschland. Aller Sympathien zum Trotz fahren die Dänen jetzt heim.
Gott-sei-Dank hält sich der Autokorso hier in Grenzen. Wahrscheinlich sind viele der Meinung, dass es nicht ausgerechnet die Dänen hätten sei müssen, die jetzt draußen sind.

Sommer 2024_Ostsee

Wir suchen den Sommer im Norden. Guter Plan? Ja! So ganz aufgegangen ist unser Plan bis jetzt noch nicht wirklich. Eine Woche warteten wir in Kalmar/Smaland, dass sich die Südwindlage ändert und die gelegentlichen Gewitter- und Regenschauer nachlassen. Unser Vorhaben: morgen leihen wir uns Fahrräder und fahren mit der Fahrradfähre rüber nach Färjestaden/Öland und radeln Öland rauf und runter wurde von Tag zu Tag verschoben. Zuviel kalte Luft um die Ohren und gelegentlich 100 % Feuchtigkeit von oben verhinderten auch den Fahrradausflug nach Öland. Schade – vielleicht im nächsten Sommer? Unser Aktionsradius in Kalmar beschränkte sich überwiegend auf kurze Spaziergänge in der Altstadt, tägliche Einkaufe bei Blomlöfs (Krabbenbrötchen und Fisch), Hemköp (Grünzeug und Milchprodukte) und beim Systembolaget (Bier und Weißwein, nicht zu viel, weil zu teuer und wir waren ja schließlich auf dem Sprung).
Den Absprung Richtung Fehmarn machten wir schließlich am Sonntag den 16.06. mit einer gnädigen Windprognose von 10 – 15 Knoten aus Südwest, süddrehend. Nachdem wir den engen Kalmarsund passiert hatten konnten wir Segel setzen und 12 Stunden schönes Amwindsegeln genießen. Danach folgte Motorsegeln und da sich eine Südwest/Westwindlage ergeben hatte und viele weitere ätzende Stunden unter Motor gegenan. Unser Ziel war Burgtiefe auf Fehmarn. Da jedoch südwestlich von Fehmarn zwischen dem 07.06. und 20.06.24 das Natomanöver Baltic Operations (Baltops) stattfand, wussten wir, dass wir in den folgenden Tagen aus Burgtiefe kommend einen weiten Umweg um das Sperrgebiet fahren mussten um nach Kiel zu kommen. Deshalb entschieden wir in der Nacht von Montag auf Dienstag diesen Operationen großflächig aus dem Weg und nördlich zwischen Fehmarn und Dänemark (Engstelle Puttgarden-Rödby) durch und gleich nach Strande zu gehen. Das war vielleicht anstrengend, so viele AIS Signale, von vorne (gut zu händeln), von hinten (eher problematisch) und die laufend querenden Fähren zwischen Puttgarden und Rödby (hoffen dass die Rücksicht nehmen). Walter war ziemlich am Fluchen in seiner Nachtwache. Mehrfache Annäherung der „Gegner“ auf gefühlte Armlänge, getoppt durch die Sandwichposition zwischen den verkehrenden Fähren. Wie auf der Autobahn nur noch Querverkehr mit Wegerecht.

Grün=Gegner
Weiß-braunes Segelboot quer stehend=Pille


Nicht zur Entspannung beitragend, absolut nicht. Wie wir heute wissen, war auch noch ein russisches Spionage-Schiff, die Wassili Tatischtschew, in der Region unterwegs. Walter hatte sich nach diesem Tripp sein Anlegerbier in Strande redlich verdient, bzw. hart erarbeitet. So kamen immerhin auch die letzten zwei schwedischen Champagner-Bierdosen (Champagner=Teuer) zu ihrem finalen Einsatz.
Zwischenzeitlich waren wir zwei Tage in Strande und konnten das EM-Spiel Deutschland gegen Ungarn im Garten des Sporthotels an der großen Leinwand mitverfolgen und mit Bratwurst und Flensburger genießen. Und es war trocken, kein Unwetter wie in den meisten Teilen Deutschlands.
Aktuell liegen wir geschützt im Obereidersee in Rendsburg am Nord-Ostsee-Kanal. Gestern war es uns nach Kultur. Wir besuchten die Nord Art in Büdelsdorf und das Kunstwerk Carlshütte. Ein Rundgang durch den Park und durch die Hallen findet ihr unter nordart.de. Sehr interessant.

Lauter gleichgeschaltete Affen

Snoopy unvollendet

Katzenwäsche

Zenzi in den Dünen

Ein Kamel schwebt

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Nett hier

Kvarholmen

Kvarholmen

Nicht nur der historische Stadtteil von Kalmar, sondern auch das Neubaugebiet ist sehr ansehnlich. Nordischer Style. Ich mag das sehr.
Den heutigen Tag haben wir genutzt um einen gemütlichen Stadtbummel zu machen und von 16 bis Punkt 18 Uhr gab es ein kostenloses Livekonzert direkt bei uns um die Ecke im Stadtteil Kvarnholmen auf dem Larmtorget. Genau unser Ding. Gute Musik, umsonst und draußen.

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Meine Freunde von der Nordseeinsel Juist sagten schon immer: Südwind ist Schietwind! Recht haben sie, die alten und jungen Salzbuckel von der Küste.
Wir haben uns heute bis Kalmar vorgetastet. Schön war das weder fürs Schiff noch fürs Personal. Wind und Welle gegenan, in zwei fiese Gewitterfronten sind wir geraten und das auf nur 30 Seemeilen. Die Zweite traf uns direkt vor der Ölandbrücke, also 5 Meilen vor dem Hafen. Ganz kurz mal 40 Knoten Wind auf die Nase und Schlagregen, so dass die Brücke und die Fahrwassertonnen fast nur noch auf dem Plotter und auf dem Tablet zu erkennen waren. Wir ließen zusätzlich zum Plotter die Navionics App auf dem Tablet mitlaufen. Und – kaum zu glauben, im blödesten Augenblick kam ein Frachter im Fahrwasser auf uns zugepflügt. AIS sei Dank, wir haben uns gegenseitig gesehen.
Klatschnass im Hafen angekommen war der Wind weg und die Sonne kurzzeitig wieder da. Hat gereicht um die Klamotten zu trocknen. Apropos Schwerwetterzeugs – das kann komplett in die Tonne. Die acht Jahre Karibische Hitze und die lange Verweildauer in den Schränken haben die Nähte undicht gemacht, die Schweißnähte innen an den Nähten bröseln, der Regen läuft wie in einer Regenrinne direkt in die Büx und die Schuh.

Man beachte den gelben Aufkleber links am Schild. Werbung für Baden-Württemberg „nett hier“

3. Etage Durchfahrt Richtung Öland

Da sich die Windprognose auf Süd/Südwest eingestellt hat, bleibt es spannend wie wir hier ums Eck Richtung DK/D kommen.

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Südwindlage = Pause
Von Öxelösund bis Västervik hatten wir zunächst Flaute und dann Wind auf die Nase. Aufkreuzen in den Schären, bei wenig Wind und bei 50 Meilen vor dem Bug bringt es absolut nicht, also fuhren wir die komplette Strecke unter Motor. Dabei mussten wir feststellen, dass wir bei gemäßigtem Wind und Welle gegenan mit erträglicher Motordrehzahl zu wenig Fahrt ins Schiff kriegen. Nicht schön. Da müssen wir uns umstellen, der Propeller bringt zu wenig Schub; ist halt kein Gori-Propeller der für Marschfahrt ideal geeignet ist, weil die Steigung verändert werden kann. Ham wer nich – krieg mer auch nich mehr rein.
Konsequenz: Drei Tage im Gästehafen im Segelverein Västervik. Sehr schön 4 Km außerhalb der Stadt gelegen. Der Segelverein bietet Leihfahrräder an, die wir jedoch nicht ausleihen konnten. Die Mitglieder des Vereins betreuen den Hafen ehrenamtlich im Wechsel und der jeweilige Hafenmeister ist nur von 18 Uhr bis 20 Uhr vor Ort. Ist dann eben doof, wenn einem morgens um zehn Uhr einfällt, dass so eine Fahrt mit dem Fahrrad in den Ort komfortabler wäre, als zu Fuß. Dann laufen wir halt.
Die Windprognose für Donnerstag verspricht WSW bis 15 kn. Dann geht’s weiter.

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Genau mein Humor: Spruch des Tages auf der Bierdose: Wenn der Elch blau wird, ist das Bier kalt.

Öxelösund Marina

Die Robbe überwacht das Treiben in der Marina

Nur bedingt vergnügungssteuerpflichtig, will sagen völlig humorlos war heute die Fahrt von Nynäshamn nach Öxelösund. Acht Stunden unter Motor. Die ersten Stunden im Dauerregen, in voller Ölzeugmontur incl. Seestiefel, dann zunehmende Wetterbesserung und abends dann wieder Badeanzugwetter (Bikini ist altersbedingt nicht mehr tragbar). Wir liegen in der Marina in Öxelösund. 1 Stern von 5. Maximal. Das Umfeld hintenraus idyllisch, nach vorne Braunkohle-Verladestation. Egal. Morgen früh geht’s gleich weiter. Wir müssen leider Strecke machen, weil das große Familien-Event mit über 300 Personen Ende Juni in Hamburg auf der Cap-San-Diego auf uns wartet – das kann/darf ja auf gar keinen Fall ohne uns stattfinden. Der Liegeplatz im City-Sportboothafen gleich neben der Cap ist fest gebucht.