US East Coast 2019_27

Morgens 8 Uhr in Charleston SC – oder drei Beamte und drei verschiedene Aussagen

Es klopft recht kräftig an der Bordwand. Ich stehe am Herd und habe soeben das Teewasser aufgesetzt. Kaffee ist auch noch nicht fertig. Salonfähig bin ich erst recht nicht und auf eine Konversation in Englisch haben meine graue Zellen ohne Koffein ohnehin keine Lust. Also beschließe ich, das Klopfen zu ignorieren. Das geht nicht lange gut. Es klopft erneut, sehr massiv. Also zieh ich mir schnell was über und schau aus dem Niedergang. Was ich da sehe ist nicht erfreulich. Black and White einträchtig in blauer Uniform der US Customs and Border Protection neben dem Schiff stehend. Die grauen Zellen laufen zur Höchstform auf. Walter kommt ebenso schnell aus der Horizontalen und rettet das Teewasser davor vollends zu verdampfen. Die Beamten fragen nach woher wir kommen und wohin wir gehen. Nachdem das geklärt ist und auch die erforderlichen Papiere (US Cruising License, Bootsdokumente und Reisepässe) auf den Steg gewandert sind, kommt die K.O. Frage. Weshalb wir uns nicht telefonisch angemeldet hätten, nachdem wir in South Carolina festgemacht haben. Ok, das scheint jetzt problematisch zu werden. Um zu erklären weshalb wir nicht angerufen haben muss ich kurz ausholen.
Unser erster US Hafen war Key West. Dort hatte ich bereits von See aus, kurz vor Key West, vergeblich versucht die für kleine Sportboote benannte Telefonnummer anzurufen. Funktionierte weder mit dem Handy mit deutscher SIM Karte noch mit dem Satellitentelefon. Also gingen wir nach dem Anlegen umgehend zu Fuß zur US Customs and Border Protection Behörde meldeten uns an. Wir bekamen die US Cruising License und den Hinweis, dass „The Small Vessel Reporting System does not longer exist” und dass wir die CBP ROAM App aufs Handy laden müssen und wir uns künftig über die App melden müssen. Kein Thema, machen wir.

CBP ROAM APP

Nächster Stopp war in West Palm Beach. Nachdem ich alle personenbezogenen und alle Schiffsdaten in der App erfasst hatte, versuchte ich uns damit anzumelden. Dies scheiterte aber daran, dass ich bei der Frage „woher“ nur ausländische Staaten auswählen konnte, eine manuelle Eingabe war nicht vorgesehen. Ich nahm nun eben unser letztes Land Mexiko, drückte auf Senden und bekam umgehend eine E-Mail, das wir das nächste US CBP aufzusuchen hätten. Gut, wir lagen in Riviera Beach quasi direkt davor. Die Beamtin dort war erstaunt uns zu sehen. Sie erteilte uns die Auskunft, dass wir im Computer registriert seien und wir mit der Cruising License ein Jahr lang die US Gewässer befahren dürften. Walter sagte noch, dass ihm das spanisch vorkommt, aber wir hielten uns fortan daran.
Bis jetzt. Die Beamten in Charleston South Carolina sind da völlig anderer Meinung. Einer der Beiden bestand darauf an Bord zu kommen. Walter war zwischenzeitlich ebenfalls im Cockpit und bekam eine Unterweisung was künftig zu tun sei, eine kostenfreie Verwarnung und den Hinweis, dass die Verwarnung im Computer gespeichert wird und er im Wiederholungsfall mit bis zu 5000 US Dollar bestraft wird. Und wenn wir uns ein weiteres Mal nicht ordentlich anmelden kann das Schiff beschlagnahmt werden. Was ist nun also künftig zu tun? Immer die nächste CBP Behörde anrufen und sich telefonisch anmelden. Es hat sich nichts geändert.

Telefonnummern Small Vessel Reporting System

Zusammenfassung:
Auskunft Key West war falsch. CBP ROAM App ist noch ein Pilotprojekt und funktioniert, wenn überhaupt, nur bei erstmaliger Einreise aus einem anderen Land.
Auskunft West Palm Beach war insoweit falsch, dass sie sich offensichtlich nur auf den Bundesstaat Florida und nicht auf das ganze Land bezog.
Auskunft Charleston ist ebenfalls nicht ganz schlüssig, aber egal.