Trinidad

Ankunft in Trinidad
Am Dienstagnachmittag verlassen wir Grenada. Die Wettervorhersage für die 90 Meilen nach Trinidad ist gut, vor allem die Wellenhöhe wird mit 1,5 Meter prognostiziert. Ob das Wetter auch die Vorhersagewerte kennt und sich daran hält wird sich im Laufe der Nacht herausstellen. Sobald wir aus der Abdeckung von Grenada heraussegeln, werden wir durch die Strömung, die vom Atlantik in die Karibische See läuft, kräftig nach Westen versetzt. Aus dem gedachten Halbwindkurs wird ein Amwindkurs, da wir fast 30 Grad vorhalten müssen um nicht irgendwo in Venezuela rauszukommen. Die Sunrise schiebt sich fast quer durchs Wasser, der Bug zeigt nach Südost und die Fahrt geht nach Süd. Wir nehmen die große Rollgenua weg, montieren das wegnehmbare zweite Vorstag und setzten die kleine Fock. Mit der Fock können wir wesentlich mehr Höhe laufen als mit der bauchigen Genua. Die Windbedingungen sind wie vorhergesagt, ab und zu kommen Schauerböen und etwas Regen. So geht es durch die Nacht, wir machen 2 Wachwechsel. Walter bekommt jedoch zu wenig Schlaf und ist entsprechend unleidig am Morgen. Als der Wind vor der Küste dann auf 12 bis 15 Knoten nachlässt, hat er keine Lust, die Fock zu bergen und das wegnehmbare Vorstag zu verstauen. Es ist zugegebenermaßen schon ein Aufwand, die Fock auf dem tanzenden und nassen Vorschiff zu bergen, zusammenzulegen und in den Segelsack zu stecken. Dann das Vorstag wegnehmen und an den Wanten zu fixieren – aber es geht, sofern man will. Mann will heute nicht, also butschern wir ganz gemütlich mit 3,5 Knoten Fahrt Richtung Chaguaramas. Wir kommen am Mittwoch gegen 12 Uhr an. Der erste Eindruck von der Bucht ist fürchterlich. Überall liegen rotte Frachter und sonstige Schrottschiffe vor Anker und an Mooringbojen.

Chaguaramas

Das Wasser schillert in allen Regenbogenfarben, weil tonnenweise Diesel und Öl aufschwimmen. Es stinkt und es ist drückend heiß. Der zweite Eindruck ist nicht besser. Die Zollpier, an der wir zwingend anlegen müssen (laut Revierführer), ist eine Betonpier und viel zu hoch für Segelschiffe. Außerdem ist gerade Niedrigwasser und unser Tiefenmesser zeigt 1,80 Meter Wassertiefe. Hatte ich schon erwähnt, dass wir 2 Meter Tiefgang haben? Der Kiel zieht eine Spur in den Schlick und wir legen uns widerwillig an die Zollpier. Unser dicker Kugelfender ist die Rettung, der wird zwischen Boot und Beton eingeklemmt. In Vor- und Achterspring und Heckleine hängt die Sunrise und Walter lässt den Motor und auch die Schraube laufen, weil die depperte Spaßbootfraktion mit ihren Megaaußenbordern durch die Bucht düst und einen Megawellenschlag verursacht. Nur mit dem Schub von Motor und Schraube ist es möglich, die Sunrise schadenfrei an der Zollpier zu halten. Ich gehe zuerst zur Immigration um uns anzumelden und die Dame will nicht nur den Pass von Walter, sondern auch das Gesicht von ihm live sehen. Ja, das wussten wir. Wilma hatte es uns bereits gesagt. Walter will das Boot nicht verlassen. Muss er aber. Also bleibt die Sunrise mit laufendem Motor alleine an der Zollpier. Es geht gut und sie ist auch noch da, als Walter zurückkommt. Die Mitarbeiter der Zollbehörde wollen nur unsere Papiere und es genügt ihnen auch, nur mein Gesicht zu sehen. Wilma und Jochen von der Manati waren ebenfalls über die Nacht unterwegs, auch sie sind gut angekommen und wir treffen uns im Büro der Immigration. Sie haben es cleverer gemacht und sind erst gar nicht an die Zollpier gegangen, sondern gleich in die Marina an ihren Liegeplatz. Es hat sich keiner dran gestört und wir würden jedem empfehlen, entweder ins Mooringfeld oder in die Marina zu gehen. Und erst wenn das Schiff sicher liegt, die Behördengänge zu machen. Man lernt nie aus.
Chaguaramas (5)k

Im Anschluss an die Behördengänge verlegen wir in die CrewsInn Marina, wo wir vom Dockmaster gut eingewiesen werden. Die Marina macht einen guten Eindruck, wenigstens das passt.