Gran Canaria_3

Hafentag in Las Palmas
Die Servicetechniker von Yanmar Motorservice waren ab 8:30 Uhr avisiert. Gekommen sind sie um14:00 Uhr. Genügend Zeit um Waschmaschinen zu beladen, Matratzen zum Lüften rauswuchten und andere Kleinigkeiten zu erledigen. Unser Aluminium-Pickhaken löst sich langsam auf, weißes Pulver rieselt. Dagegen sind wir machtlos, wir haben Ersatz. Das Liftsystem vom Spi-Baum haben wir optimiert. Der Spi-Baum läuft in der Mastschiene und wenn zu wenig Druck im Segel ist, fährt er selbstständig in der Schiene runter. Das geht so nicht! Gut dass am Anfang und am Ende der Mastschiene bereits Rollen fixiert sind, um eine umlaufende Leine einzuziehen, deren Anfang und Ende an der Spibaum-Glocke fest ist. So kann Walter, wenn er den Spibaum auf der richtigen Höhe hat, die Leine in die Curryklemme drücken und der Baum müsste dann an dieser Position in der Mastschiene bleiben. Müsste! Der Trockentest hat funktioniert, den Praxistest muss das System erst noch bestehen. Ach ja, um die Leine in die Rolle am Mast einzuziehen durfte ich mal wieder im Bootsmannstuhl „Aufzug“ fahren. Dieses Mal nur bis zum ersten Stock (erste Saling). Die Techniker vom Yanmar-Service haben gut gearbeitet und vor Allem, sie haben wenig Sauerei mit dem Öl- und Filterwechsel gemacht. Walter will den nächsten Ölwechsel selbst machen – abwarten.
Dadurch, dass wir den ganzen Tag am und ums Boot waren, konnten wir auch das Hafenkinoprogramm verfolgen. Manche Menschen werden mich jetzt für die folgenden Sätze hassen, aber so viele abgestürzte, verwahrloste, verzweifelte und durchgeknallte Menschen wie hier habe ich noch nie auf einem Fleck gesehen. Ja, die Segler sind an sich schon etwas crazy, lange Zeit auf so beengtem Raum zu Leben, ist nicht jedermanns Sache. Aber hier haben sich die Extreme versammelt. Unserem schwedischen Nachbarn rostet sein ehemals stolzes Stahlschiff buchstäblich unterm A…. weg und er kriegt den Selben nicht mehr hoch um etwas dagegen zu tun. Wir sind jetzt drei Tage hier und haben ihn nur kurz gesehen, als wir angekommen sind. Da hat ihn nämlich der Marinero rausgeklopft, damit er sein Beiboot wegzieht, sonst hätten wir nicht anlegen können. Seither sitzt er in seiner Dose unten drinnen – deprimierend. Vor den Stegen laufen immer wieder Leute, die sich als Crew verdingen wollen und die schwarzen Bretter sind voll mit den entsprechenden Hand-gegen-Koje-Angeboten. Walter ist heute kurz alleine zum Bootsausrüster rüber und auf dem Rückweg wurde er gleich von zwei Mädels, um die 25 Jahre alt, angemacht – nicht angesprochen. Zuerst gab es Komplimente, dass er gut aussieht, dann ob er zu einem Drink mit will und schließlich ob er noch Crew braucht. Er braucht von alldem nichts! Er war schockiert über die Art und Weise, wie er angesprochen wurde. Respektlos. Schräg gegenüber liegt ein Schiff mit deutscher Nationalflagge, es wird aber spanisch geredet. Die Tochter beschallt den ganzen Tag den kompletten Hafen mit Technomusik –akustische Umweltverschmutzung-, springt hin und wieder in voller Montur ins Hafenbecken, schwimmt ums Boot, klettert auf den Steg und spritzt sich mit dem Süßwasserschlauch ab. Wenn die Klamotten trocken sind, geht die ganze Prozedur von vorne los. Wenn der Vater abends an Bord ist, dann ist die Musik leiser, aber die optische Umweltverschmutzung setzt ein. Er hat vom Bug und vom Heck aus jeweils eine LED-Lichterkette in den Mast gezogen und die blinkt in allen Neonfarben. Ein älterer Mann, weißer Bart, Schlapphut, grüner Bundeswehrrucksack, olivgrüne Hose, immer Barfuß, geht von Steg zu Steg. Bei uns war er noch nicht vorstellig geworden, wahrscheinlich deshalb, weil der Magnetverschluss am Eingang zum Steg noch funktioniert. Am Nachbarsteg braucht man keine Chipkarte mehr, da genügt ein kräftiger Ruck, der Magnetverschluss gibt nach und das Tor ist offen. Das ist hier eben so, wir können damit umgehen.
Las Palmas-Jagi
Krasser Gegensatz: Ein alter gepflegter Jaguar vor dem Fünf-Sterne-Hotel.