Deutschland ist Weltmeister und wir sind über die Biscaya

Donnerstag Morgen in Camaret Sur Mer. Seit Tagen haben wir das Wetter auf mehreren Systemen beobachtet. Eigentlich ist für die nächsten 4 Tage eine günstige Wetterprognose für die Passage über die Biskaya. Wind aus NNW mit 3-4 Bft einzig die Wellenhöhe auf der Biskaya, vor allem vor La Coruna macht uns Sorge. Hier steigt der Meeresspiegel innerhalb 30 Meilen von 4000 Metern Tiefe auf 100 Meter an. Wir rechnen und rechnen wann ist der günstigste Zeitpunkt um den sicheren Hafen zu verlassen und uns auf die 345 nm lange Seestrecke zu machen. Am Ende geht alles ganz schnell. Wir kommen immer wieder auf das Ergebnis, dass wir mit 3 Nächten auf See planen müssen und so macht es keinen Unterschied ob wir nun bis zum nächsten Morgen warten oder gleich aufbrechen. Um 15 Uhr treffen wir die Entscheidung auszulaufen und um 16:30 legen wir ab. Alles ist an Bord. Wir haben volle Tanks und der Proviant reicht länger als wir unterwegs sein werden. Noch kurz eine Gulaschsuppe vorgekocht und Nudelsalat gemacht, alles seefest verstaut. So ziehen wir in die erste Nacht. Die begrüßt uns mit reichlich Wind, wir fahren zunächst mit Vollzeug, reffen dann aber immer mehr das Großsegel um es am Ende dann ganz zu bergen und reffen in der Nacht dann auch noch die Genua ins erste Reff. Es ist bewölkt, der Vollmond kann uns so keine Hilfe sein. Im Dunklen kann man die Schauerböen nicht erkennen und so haben wir lieber weniger Tuch stehen wie es der Wind erlauben würde. Unser Etmal nach dem ersten Tag kann sich dennoch sehen lassen: 145 nm in 24 Stunden- nicht schlecht. Am zweiten Tag flaut der Wind dann etwas, wie vorhergesagt, ab, hin und wieder müssen wir den Motor zur Unterstützung anwerfen. Es bleibt bewölkt ist aber trocken. Nachts schläft der Wind teilweise ein und wir müssen motoren. Nahezu die ganze Stecke über begleiten uns Delphine, sie schwimmen mit der Sunrise mit, tauchen unter ihr durch, drehen um und kommen wieder; selbst als wir unter Motor fahren müssen sind sie da. Delphine bringen Glück – ganz sicher! Der dritte Tag bringt uns wieder etwas Wind und nun fängt die Rechnerei wieder von vorne an. Denn eigentlich wollen wir die Anfahrt auf La Coruna bei Tageslicht machen. Segeln bedeutet wir sind zu langsam um noch vor 23 Uhr anzukommen. Motoren bedeutet mit min. 2000 Umdrehungen ca. 15Std. lang das letzte Teilstück durch die Biskaya zu Pflügen. Wir entscheiden uns für Segeln im Wissen, dass eine Ankunft in La Coruna nicht vor 3 Uhr morgens am andern Tag zu schaffen ist. Die Anfahrt auf La Coruna war dann auch schwieriger als erwartet. Nicht wie befürchtet sind es die Seegangsverhältnisse, sondern die vielen Lichter in der Nacht haben uns einiges abverlangt. Es war eigentlich nur 1 (EINE) Tonne zu beachten, die vielen Lichter an Land, also Straßenbeleuchtungen, festgemachte Schiffe, Fischfarmen, Promenade, Ölpier etc. waren derart verwirrend, dass wir kurz vor der Einfahrt in die Marina noch mal umkehren und das Tageslicht abwarten wollten. Ganz langsam und mit unserer großen Halogenhandlampe haben wir dann doch noch das Mauseloch gefunden. Zwar hat sich die Marina in der Nacht ganz anders als auf unseren Hafenplänen dargestellt, so dass wir dann am erst besten Steg, um 3:45 Uhr einfach festgemacht haben.
So und jetzt kommt die Fußball-WM ins Spiel! Wer richtig mitgerechnet hat, der kommt auf das Ergebnis: Wir sind am Sonntagmorgen um 3:45 in La Coruna eingelaufen. Am Sonntagabend um 21:00 Uhr fand das WM-Endspiel statt, und das haben wir im Kreise einiger Segler, die wie wir vor kurzem die Biskaya überquerten, beim Public-Viewing in der Marina miterleben dürfen. Ein toller Abend, nicht nur weil die deutsche Mannschaft wieder Weltmeister ist. Nette Kontakte konnten geknüpft werden und Adressen (auf La Palma/Kanaren) wurden ausgetauscht.